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tec21 2005|51-52
Ein Jahr ist vorbei
tec21 2005|51-52
zur Zeitschrift: TEC21
Verlag: Verlags-AG

Neuer Kirchturm für Bonstetten

16. Dezember 2005 - Ruedi Weidmann
Die katholische Kirche Sankt Mauritius in Bonstetten ZH ist seit mehr als vierzig Jahren im ehemaligen Restaurant «Bahnhof» untergebracht. Nicht selten fanden auswärtige Besucher die Kirche nicht, obwohl sie gleich gegenüber dem Bahnhof steht, denn weder Turm noch Glocken noch Kirchenfenster verrieten, dass der profane Bau sakrales Innenleben birgt. Schon lange wünschte sich deshalb die Gemeinde einen Glockenturm. Als ein Mitglied nun der Kirchgemeinde Glocken stiftete, war das endlich der Anlass für den Bau. Der Zürcher Architekt Thomas Twerenbold, der an der Renovation der katholischen Kirche St.Theresia in Zürich beteiligt war, wurde mit der Planung beauftragt. Diesen Sommer wurde gebaut, Glockenaufzug war im September, und am 6. November wurde der Turm vom Zürcher Weihbischof Peter Henrici eingeweiht.

Liturgisches Leuchten

Der Turm ist als Campanile vom Gebäude abgesetzt. Die allseitig verglaste schlichte Stahlkonstruktion passt sich in Form und Höhe (16 m) in die Bahnhofsumgebung ein: Bescheiden, aber geschickt läutet der neue Turm eine Aufwertung des bisher vernachlässigten öffentlichen Raums ein, der einst vielleicht doch noch ein richtiger Bahnhofs- oder eben Kirchenvorplatz werden könnte.

Der Turm besteht aus vier gleich grossen Kuben. Alle Teile sind verschraubt, sodass er rasch aufgestellt und demontiert werden kann. Die unteren drei Würfel sind mit satinierten Gläsern verkleidet. Je nach Tageszeit und Witterung vermittelt das Glas ganz unterschiedliche Eindrücke: bei Nebel und Feuchte opak, stumpf und weich, in der Mittagssonne hart und klar, bei Sonnenuntergang transluzent, leuchtend.

Der gläserne Glockenturm ersetzt so der profanen Kirche auch die fehlenden Kirchenfenster, erst recht nachts, wenn er von innen farbig beleuchtet wird. Mit LED-Leuchten lassen sich verschiedene Lichtstimmungen in den liturgischen Farben erzeugen: Grün als liturgische «Alltagsfarbe», Violett in der Fasten- und Adventszeit und bei Begräbnissen, Rot an Festtagen und Weiss/Gold an den Hochfesten Weihnachten und Ostern.

Gedämpftes Läuten

Der oberste Würfel, der Glockenstuhl, ist mit Klarglas verkleidet, eine Vitrine, in der der Hauptzweck des Baus, das Läuten, als Schauspiel dargeboten wird. Vier Kreuze aus messingfarben eloxiertem Aluminium, deren Proportionen die Masse der Glasfassade aufnehmen, halten die gläserne Turmstube zusammen. Über Öffnungen im Rahmen lässt sich die Lautstärke regulieren. Der Ton der sieben Glocken ist mit de-nen der reformierten Kirchen in Bonstetten und Wettswil abgestimmt. Auch ein Glockenspiel mit verschiedenen Melodien ist möglich.

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Für den Beitrag verantwortlich: TEC21

Ansprechpartner:in für diese Seite: Judit Soltsolt[at]tec21.ch

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