Akteur

ÖGLA Österreichische Gesellschaft für Landschaftsarchitektur
Wien (A)

100 ist erst der Anfang

1912 wurde die Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur gegründet. Und wie steht's um die hiesige Freiraumgestaltung ein Jahrhundert danach?

2. Juni 2012 - Iris Meder
In diesen Tagen feiert die ÖGLA, die Österreichische Gesellschaft für Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur, ihr hundertjähriges Gründungsjubiläum. In merkwürdigem Gegensatz hierzu steht die Tatsache, dass der Berufsstand der Landschaftsarchitektur in Österreich ein recht junger ist. Erst seit 1991 gibt es hierzulande ein reguläres Studium der Landschaftsarchitektur. Dass vor 21 Jahren, nach dem Studienversuch „LÖK“ (Landschaftsökologie und Landschaftsgestaltung), schließlich eine reguläre Studienrichtung LAP (Landschaftsplanung und Landschaftspflege) an der Universität für Bodenkultur eingeführt wurde, verdankt sich auch dem Engagement der ÖGLA.

Über Jahrhunderte hinweg waren es Architekten, Gärtner, Maler oder einfach Laien, die Gärten, Parks, öffentliche Plätze und Landschaften gestalteten. Parallel zu ähnlichen Diskussionen in der Architektur wurden in Österreich um 1900 verstärkt Debatten um die Befähigung und eine geregelte Ausbildung zur Gestaltung von Gärten und Parks geführt. Es war die Zeit erbitterter Stilkontroversen in Kunst, Architektur, Kunstgewerbe und auch Gartenkunst – und zwar vor allem zwischen ,landschaftlichen‘ und ,architektonischen‘ Gestaltungsprinzipien.

Landschaftsgärtner und Interessierte waren in der 1837 gegründeten, heute – ohne k.k. – noch existierenden „k.k. Gartenbau-Gesellschaft“ organisiert. Die nicht geschützte Berufsbezeichnung Gartenarchitekt führten vielfach auch Gärtner und Autodidakten. Als 1912 die „Vereinigung österreichischer Gartenarchitekten VÖGA“ mit dem ersten Vorsitzenden Franz Maxwald gegründet wurde, verstand sie sich als Berufsvertretung, die in erster Linie Wettbewerbsrichtlinien und Honorarordnungen erarbeitete und – wenn auch vergebens – einen Titelschutz für den Beruf des Gartenarchitekten anstrebte.

Im selben Jahr wie die VÖGA wurden auch der Österreichische Werkbund und die privat geführte Erste Wiener Gartenbauschule für Frauen im Kaasgraben in Grinzing gegründet. Die Geschichte der Vereinigungen spiegelt dabei im Laufe der Jahrzehnte immer auch die politischen Verhältnisse – so wurde die (später wiedergegründete) Österreichische Gartenbau-Gesellschaft 1934 behördlich aufgelöst, da mehrere ihrer führenden Mitglieder der nach den Februarkämpfen verbotenen sozialdemokratischen Arbeiterpartei angehörten. Das Ende der VÖGA – wie auch des Österreichischen Werkbundes und der Gartenbauschule für Frauen – kam 1938 mit der Eingliederung in den „Reichsnährstand“ der „Landesbauernschaft Donauland“.

Die Nachkriegszeit brachte eine Neugründung und Mitarbeit bedeutender Landschaftsarchitekten wie Albert Esch, Eduard Maria Ihm, Alfred Auer, Viktor Mödlhammer und Josef Oskar Wladar. Eine Aufnahme in den elitären Verband war bis in die frühen 1990er-Jahre nur über eine Bewerbung mittels einer einzureichenden Mappe möglich, die von einem Aufnahmekomitee geprüft und abschließend von der Vollversammlung gutgeheißen werden musste. Eine kleine Palastrevolution, vor allem aber eine Öffnung des Verbandes für alle Beitrittswilligen und einen damit verbundenen Generationenwechsel im Vorstand brachte das Engagement einer Gruppe jüngerer Landschaftsarchitekten wie Thomas Knoll, Karl Grimm, Thomas Proksch, Gerhard Prähofer, Brigitte Mang, Ursula Kose und Lilli Lička. Entsprechend neuen Tätigkeitsfeldern wie Stadt- und Dorferneuerung, Agrarförderung, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Gartendenkmalpflege waren unterdessen auch Umwelt- und Naturschutz, kooperative Planungsverfahren und alltagstaugliche Freiraumgestaltung Teil des Selbstverständnisses von Landschaftsarchitekten geworden.

1994 wurde der Berufsstand in die Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten aufgenommen. Seitdem versteht sich der Verband vor allem als Instanz für nationale und internationale Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying, Weiterbildung und die Vermittlung zwischen Theorie und Praxis. Der von der ÖGLA ausgeschriebene internationale Landschaftsarchitekturwettbewerb für Studierende wurde von Ursula Kose und Brigitte Lacina neu aufgesetzt, der von Gisa Ruland geführte „Arbeitskreis Wohnen im Grünen“ ist ebenso Teil der Vereinigung wie die unter dem Vorsitz von Lilli Lička begründete Online-Projektdatenbank „nextland“, die in Kooperation mit dem von Lička geleiteten Institut für Landschaftsarchitektur der Universität für Bodenkultur betreut wird. BOKU und ÖGLA veranstalten gemeinsam auch Tagungen und Vortragsreihen.

Die länderübergreifend in der „International Federation of Landscape Achitects (IFLA)“ vernetzte ÖGLA vertritt mit ihren heute knapp 200 Mitgliedern einen Berufsstand, der sich nach wie vor im Wandel befindet. So hat in den letzten Jahren die gestalterische Arbeit gegenüber Aufgaben wie Naturschutz stark aufgeholt. Neue Arbeitsbereiche der Landschaftsarchitektur bringt die Öffnung des Tätigkeitsfeldes in Richtung temporäre Interventionen und Beteiligungsprozesse.

Dennoch sehen sich Landschaftsarchitekten und Landschaftsarchitektinnen – in Studium und Beruf stellen Frauen heute in Österreich die Mehrheit – nach wie vor der Notwendigkeit gegenüber, Lobbying für Verständnis und Wertschätzung ihrer Arbeit zu betreiben: bei Laien, aber vielfach auch in der Architektenschaft. Auf der anderen Seite stehen fruchtbare Kooperationen gerade von jüngeren Büros mit Architekturschaffenden sowie mit Künstlern und Künstlerinnen. Gerade in der neuen Generation funktioniert die interdisziplinäre Vernetzung gut, auch durch Bürogemeinschaften, die direkten Austausch ermöglichen – so etwa bei Yewo, einer Gemeinschaft, bei der Landschaftsarchitekturbüro, Architektur-, Design- und Vermittlungslabor und Grafikatelier Räumlichkeiten, Ressourcen und geistigen Input teilen.

Übrigens ist mit Yewo Landscapes nach einem gewonnenen Wettbewerb heuer erstmals ein österreichisches Atelier auf dem renommierten „Festival du jardin“ im französischen Chaumont-sur-Loire vertreten. Eines ist jedenfalls gewiss: Es bleibt spannend für die Landschaftsarchitektur – hundert Jahre sind erst der Anfang.

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