Akteur

Stefan Koepfli
Koepfli Partner - Luzern (CH)

Inszenierte Natur

Neue Arbeiten des Landschaftsarchitekten Stefan Koepfli

Mit Wettbewerbsprojekten in Winterthur und in Sachsen-Anhalt hat das Luzerner Landschaftsarchitekturbüro Koepfli Partner auch international Aufmerksamkeit erregt. Bei seinen Arbeiten geht es auf den Ort ein, entwickelt dessen Eigenarten und Qualitäten weiter oder setzt vorhandene Strukturen der Landschaft gestalterisch um.

3. Juni 2005 - Suzanne Kappeler
Neben grossen Parkprojekten nimmt sich der Luzerner Landschaftsarchitekt Stefan Koepfli auch gerne kleinerer Gärten oder öffentlicher Aufgaben an. So wurde im vergangenen Jahr die Sanierung des Seebads Zweiern in Risch-Buonas am Zugersee fertiggestellt. Nach dem Willen des Kantons sollte das malerisch gelegene Bad «ökologisiert» werden. Mit sparsamen Eingriffen gelang es Koepfli, vorhandene Elemente wie den Sprungturm und den Schilfgürtel besser zur Geltung zu bringen. Eine grosse Holzplattform mit angrenzender Sandfläche als Kinderspielplatz akzentuiert nun die flache, bekieste Uferzone. Die störende Ufermauer, die zuvor Land und Wasser getrennt hatte, wurde entfernt. So entstand ein von einem Baumgürtel umgebener Freiraum mit unverstellter Sicht auf den See. Die Eingriffe sind minimal, aber von erstaunlicher Wirkung. «Gute Landschaftsarchitektur sollte stets fähig sein, auf die Örtlichkeit einzugehen», meint Koepfli.

Landschaftspark in Winterthur

Auf dem Sulzer-Areal in Oberwinterthur soll im Rahmen einer Umnutzung des ehemaligen Industriegebiets in eine Gewerbe- und Wohnzone eine grosse Parkanlage als Zentrum und Anziehungspunkt des neu zu bauenden Stadtteils realisiert werden. Die Firma Sulzer überlässt der Stadt Winterthur sieben Hektaren Land zur Schaffung des Eulach-Parks und darf dafür die umliegenden Flächen verdichtet überbauen. Als Gewinner des im Jahr 2003 lancierten Projektwettbewerbs plant das Büro Koepfli Partner eine von Bäumen geprägte Grünanlage. Durch ihre Anordnung ergeben die Bäume eine Abfolge von Räumen mit unterschiedlicher Atmosphäre und Dichte. Ein «aktiver» Park für die Leute soll es werden, ein Grünraum zum Lesen, Spazieren, für Sport und Spiel «in der Tradition des Volksparks». Der namengebende Fluss, die Eulach, begrenzt den Park teilweise, durchfliesst ihn aber auch an einigen Punkten. Ausgedehnte offene Rasenflächen nehmen den Dialog mit dem Flussufer auf. Das Bett der Eulach wird verbreitert und der Zugang ans Wasser ermöglicht. Neben dem Park Ost gibt es einen westlichen Teil, der durch die Seenstrasse abgetrennt ist. Dort sind Pappelpflanzungen geplant, denn jene Umgebung ist stark von Industrie und Gewerbe geprägt.

Tausend als lichter Wald gepflanzte Stieleichen prägen den Ostteil des Parks. Darin eingestreut sind sogenannte «Cubes» als raumbildende Körper. Die gut drei Meter hohen und sechs Meter breiten Objekte sind weder Skulptur noch Pavillon. Sie sollen im Baumraum und in den dazwischen liegenden Wiesen eine starke Präsenz markieren und zum Anlehnen, Ruhen oder Klettern einladen. Ein weiteres Element sind geometrisch angeordnete Baumdächer aus Kirschen, Eschen und Taubenbäumen. Deren weisse Blüten werden ein «gewisses Glamour» verströmen; ihre strenge Anordnung setzt einen Kontrast zu den frei gestreuten Eichen. Da der Eulach-Park von seinem Innern aus gestaltet ist, muss er von den Besuchern gleichsam entdeckt werden. Er ist kein Landschaftspark, der einem bestimmten Programm folgt. Vielmehr hat er eine offene Struktur, erschlossen durch einen Spazierweg aus Ortbeton. Nicht das Formale steht im Vordergrund, sondern die Transparenz, die sorgfältige, sparsame Gestaltung, welche dem Bedürfnis der Parkbenutzer und dem Geist des Ortes gerecht wird.

Lichter Hain in Nebra

In der sanften, die Stadt Halle in Sachsen-Anhalt umgebenden Hügellandschaft fanden Raubgräber in einem Wald bei Nebra eine Himmelsscheibe, die vor 3600 Jahren entstanden ist und als älteste bekannte Himmelsdarstellung gilt. Heute präsentiert sich der Fundort bei Nebra als gerodetes Waldstück mit Resten eines Ringwalls. Ein dreissig Meter hoher Turm und ein Besucherzentrum sollen den Ort für die zu erwartenden Besucherströme attraktiver machen. Im Wettbewerb für die Neugestaltung der Waldlichtung, der im vergangenen April entschieden wurde, gewann Koepfli mit dem Konzept eines lichten Hains den zweiten Preis. Er betrachtet die Aufforstung der Lichtung als Referenz an die Geschichte des Ortes mit seiner besonderen Atmosphäre; die locker gestreuten Flaumeichen erinnern an die Tradition des Hains bei antiken Kultstätten, etwa im griechischen Delphi und Olympia.

Der nur noch fragmentarisch erhaltene Wall soll mit örtlichem Erdmaterial rekonstruiert und der ganze Bezirk mit einem Sandbelag unterlegt werden. Zwei ringförmige Wege aus Betonplatten erschliessen die unterschiedlichen Fundorte und schicken die Besucher gleichsam auf eine Reise in die Vergangenheit. Haselnussgrosse Bronzestücke sind in die Wegplatten eingelassen; sie symbolisieren den Sternenhimmel. Drei Zitate von Heinrich Schliemann, Ingeborg Bachmann und Albert Einstein sind in die Platten des inneren und äusseren Rundwegs sowie am Fundort der Himmelsscheibe eingraviert. Sie beschäftigen sich mit Fundstücken oder mit dem Thema Zeit.

Wie der Park an der Eulach in Winterthur zeichnet sich auch das Projekt von Nebra durch eine stark landschaftlich geprägte Gestaltung aus. Koepfli ordnet seine Arbeiten nicht einem bestimmten Programm unter, sondern versucht den jeweiligen Ort stets neu zu erfahren. So zum Beispiel auch in der im Jahr 2001 ausgeführten Umgebungsgestaltung vor dem Hotel Schweizerhof in Luzern. Als touristisch wirksames Zierelement und als optischen Schutz gegen den stark befahrenen Schweizerhofquai entwarf der Landschaftsarchitekt zwischen Trottoir und Zufahrt zum Haupteingang ein 45 Meter langes Betonelement, in das er eine Reihe von neun grossen und acht kleineren Trachycarpus-Palmen, die am Vierwaldstättersee winterhart sind, einpflanzte.

Dass die Landschaft manchmal auch als abstrakte Metapher erscheinen kann, zeigt die Gestaltung des Pausenhofs für die Bezirksschule Buttikon am oberen Zürichsee von 2001. Die Strukturierung des Platzes mit Holzstreifen, die gleichzeitig Sitz- und Spielelement sind, nimmt die Idee der traditionellen Holzplattformen in der einst sumpfigen Linthebene auf. Die rhythmischen Streifen werden auch in der Parkplatzzone weitergeführt, wo sich Kiesrasen und chaussierte Flächen - unterbrochen von Silberweiden - abwechseln. Strukturen der umgebenden Landschaft werden aufgenommen und in eine minimalistische Gestaltung umgesetzt, die spielerisch den Dialog mit der strengen Architektur des Schulhauses der Luzerner Architekten Graber & Steiger (NZZ 4. 4. 03) aufnimmt.

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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