Akteur

Raimund Abraham
* 1933 Lienz/Osttirol 2010 Los Angeles

Raimund Abraham 76-jährig gestorben

Der austro-amerikanische Architekt, bekannt durch den Bau des Kulturforums in New York, starb bei einem Autounfall in L.A.

5. März 2010 - Thomas Trenkler
Bereits 1984 hatte Peter Marboe, damals Leiter des Kulturinstituts in New York, einen Neubau vorgeschlagen, weil ihm eine Sanierung des alten, asbestverseuchten Hauses in der 52. Straße nicht sinnvoll erschien. Und tatsächlich wurde vom Außenministerium ein offener Wettbewerb ausgelobt. Als Sieger ging aber nicht Hans Hollein hervor, wie es erwartet worden war, sondern ein ziemlicher Nobody: Raimund Abraham.

Der Osttiroler, 1933 in Lienz geboren, hatte von 1952 bis 1958 an der TU in Graz studiert. Zwischen 1960 und 1964 arbeitete er als freischaffender Architekt in Wien, danach war er Professor an der Rhode Island School of Design in Providence. 1971 übersiedelte er nach New York, wo er als Adjunct Professor am Pratt Institute und als Gastdozent an der Cooper Union for Advancement of Science and Art tätig war.

Realisiert hatte Abraham bis 1992 nicht viel, nur ein paar Häuser. Bei den wirklich großen Wettbewerben (z.B. Centre Pompidou oder Bastille-Oper in Paris) war er immer nur Zweiter geworden. Damit hatte der gedrungene Mann mit dem mächtigen Schnurrbart und dem weißen Hut aber kein Problem: Abraham verstand sich eher als Theoretiker und beschäftigte sich vor allem mit „imaginärer Architektur“ . Diese sei, sagte er, viel besser als gebaute, wenn sie schlecht ist. Der Titel seiner Monografie, 1996 erschienen, hieß daher treffend [UN]BUILT.

Die Pläne für das in „Kulturforum“ umgetaufte Institut hingegen versprachen eine nachgerade exemplarische Architektur: Seit dem Seagram Building des Mies van der Rohe habe es kein vergleichbares Werk mehr in der Stadt gegeben, lobten die Kritiker.

Bis zur Realisierung des Miniwolkenkratzers mit der wasserfallartigen Glas-Alu-Fassade - rund 20 Stockwerke hoch bei einer Gebäudebreite von nur 7,6 Metern - brauchte es aber Jahre. Zuerst verweigerte der damalige Finanzminister Andreas Staribacher die Mittel, dann pfuschten die Baufirmen, schließlich gab es auch noch Umplanungen.

Das Haus wurde nicht, wie einst vorgesehen, als Höhepunkt des österreichischen Millenniums 1996 eröffnet. Und die Kosten explodierten von projektierten 13 auf 33 Millionen Dollar.

Im April 2002 konnte das Kulturforum schließlich feierlich eröffnet werden. Der Baukünstler war sichtlich stolz. Die Freude der Regierungsvertreter aber ein wenig getrübt: Raimund Abraham, der sich nie den Mund verbieten ließ, hatte aus Protest gegen die schwarz-blaue Regierung um die US-Staatsbürgerschaft angesucht. Er erhielt sie - kurz vor der Eröffnung. Österreicher blieb er dennoch.

Am 4. März kurz nach Mitternacht starb Abraham in Downtown Los Angeles bei einem Autounfall: er stieß mit einem Autobus zusammen. Wie das österreichische Generalkonsulat mitteilte, hatte Abraham nur wenige Stunden zuvor noch einen Vortrag am Southern California Institute of Architecture (SCI-Arc) gehalten. Dessen Direktor Eric Owen Moss beschrieb ihn in einer ersten Reaktion als „unersetzbare Kraft in der Architektur“. Das Institut veranstaltet am Freitag um 13.00 Uhr eine Zusammenkunft im Gedenken an Abraham.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Tools: