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Frau der Schwerelosigkeit
Der Standard

Im Gegensatz zu anderen Architekten muss sich Barbara Imhof nicht mit der Schwerkraft herumplagen: Sie plant für Astronauten

16. November 2011 - Wojciech Czaja
Mit der Schwerkraft konnte die 42-jährige Architektin noch nie etwas anfangen. Viel wohler fühlt sich die Wienerin Barbara Imhof im schwerelosen Raum. „Ich beschäftige mich schon seit meinem Studium mit Weltraumarchitektur“, sagt die Absolventin der Universität für angewandte Kunst. „Am meisten interessiert mich die Frage, wie wir in Zukunft leben werden, in welcher Umgebung und in welchem gesellschaftlichen System. Wenn man auf diesem Gebiet weiterdenkt, landet man eines Tages notgedrungen im Weltraum.“

Besonders interessiert sich Imhof, die in Wien das Büro Liquifer betreibt, für die Planung von autarken Systemen. In einer Raumkapsel sind die Ressourcen limitiert, Verbrauch und Produktion müssen sich die Waage halten. „Die Bauwerke im Weltraum sind eng, monoton und funktional“, erklärt die Architektin. „Wie kann man diese Räume dann trotzdem so gestalten, dass man als Astronautin mit Kollegen auf engstem Raum nach 200 Tagen nicht völlig durchdreht?“

Steigbügel für künftige Projekte

Solche Fragestellungen, ist Imhof überzeugt, werden uns in Zukunft auch auf der Erde beschäftigen. „Schwerelose Weltraumarchitektur ist wie ein Steigbügel für künftige Projekte in Ballungsräumen, in denen Platz entweder sehr teuer oder kaum noch vorhanden ist.“ Auf lange Sicht seien Städte ohne autarke Energieversorgung, ohne Abfallwirtschaftskonzept und ohne umfassende Infrastruktur nicht existenzfähig. Hier könne man sich an Stationen wie MIR, ISS und der Übungseinheit Mars 500 ein Beispiel nehmen. Imhof plante zuletzt Simulationsmodule, Kapseln, Mondfahrzeuge und Hilfsgegenstände. Die Ausstellung Raumstation Skylab 5 war 2005 im Zoom-Kindermuseum zu sehen.

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