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Das Stiegenhaus als sozialer Treffpunkt
Der Standard

Das „beste Stück“ der Sozialbau: 245 Wohnungen im neuen Sonnwendviertel

6. Juni 2012 - Wojciech Czaja
DER STANDARD hat gemeinnützigen und privaten Bauträgern aus ganz Österreich die gleiche Frage gestellt: Was ist Ihr bester Wohnbaubeitrag zum Thema Nachhaltigkeit? Die Antworten sind sehr unterschiedlich.

Rund um den neuen Wiener Hauptbahnhof rollen bereits die Bagger. Vor allem im Sonnwendviertel - da, wo früher die Rangiergleise und Transportbetriebe waren - tut sich viel. Der gemeinnützige Bauträger Sozialbau ist hier gleich mit zwei Wohnbauten vertreten: einmal mit einem Projekt von Hubert Riess und einmal mit einer expressiven Wohnhausanlage in der Hackergasse 7 aus der Feder des Wiener Architekturbüros Blaich Delugan.

245 Wohnungen sind insgesamt geplant, etwa 165 davon werden im Rahmen der Wiener Wohnbauinitiative errichtet. Das bedeutet: Die Wohnungen werden zwar am freien Markt vergeben, doch die Mietpreise orientieren sich am geförderten Wohnbau, ohne dass die Bewohner die sonst üblichen Förderrichtlinien erfüllen müssen.

„Das neue Programm der Stadt Wien ist ein großer Schritt in Richtung sozialer Nachhaltigkeit“, sagt Herbert Ludl, Generaldirektor der Sozialbau, und verrät: „Die Wahrheit ist, dass sich der Markt zur grundsätzlichen Schaffung eines nachhaltigen Wohnungsangebots in keinster Weise eignet.“ Die gewinnorientierten Bauträger agierten meist zu kurzfristig, vor allem aber seien sie den wilden Fieberkurven der Finanzmärkte ausgeliefert. Abhilfe schaffen könne nur jenes Bauvolumen, das aus der Wohnbauförderung, mithilfe der Wohnbaubanken sowie aus dem Eigenkapital der gemeinnützigen Bauträger geschaffen werde.

Eine WG für Taubblinde

Das Gebäude in der Hackergasse wurde in Zusammenarbeit mit dem deutschen Wohnbauforscher Joachim Brech entwickelt. Neben dem heterogenen Wohnungsmix wird es auch eine 500 Quadratmeter große WG geben, die das Österreichische Hilfswerk für Taubblinde und hochgradig Hör- und Sehbehinderte (ÖHTB) betreiben wird. Die Stiegenhäuser, die in den letzten Jahren vorzugsweise klein und intim gestaltet wurden, werden wieder an Größe zunehmen. Pro Stiege werden etwa 50 Wohnungen erschlossen. „Unser Ziel ist es, ein Haus zu entwickeln, das zum Flanieren und Kommunizieren einlädt“, erklärt Architekt Dieter Blaich. „In engen Gängen ist so etwas nicht möglich.“

Ob das Konzept aufgeht, wird sich ab Juli 2013 weisen. Die Mieten liegen bei 8,11 Euro pro Quadratmeter. Eine Reduktion auf Superförderung ist möglich.

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Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

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