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Die surrealen Kulissen der Ewigen Stadt
Neue Zürcher Zeitung

Roms Umgang mit der lange Zeit wenig geliebten Architektur des Razionalismo

5. November 2001 - Rahel Hartmann Schweizer
Italien tut sich schwer mit den Meisterwerken des Razionalismo. Die unter Mussolini in der Formensprache der Moderne errichteten Gebäude tragen noch immer das Stigma des Faschismus. In Rom, wo alle grossen italienischen Rationalisten bauten oder wenigstens planten, sucht man einen neuen Zugang zum Bauerbe der dreissiger Jahre.

«Stülpt dem Obelisken doch eine Kapuze über!» Dies war die ironische Reaktion von Giorgio Muratore, Architekturprofessor an der «Sapienza» in Rom, auf das Dilemma, mit dem ihn Vertreter des italienischen Kulturministeriums konfrontierten. Der in der Achse des Ponte Duca d'Aosta auf dem grossen Platz vor dem Foro Italico stehende Obelisk trägt nämlich die Inschrift «Mussolini». Dass viele beeindruckende Bauten Roms von Libera, Moretti, Ponti, Nervi, Luccichenti, Minnucci, Cafiero und BBPR mit dem Namen Mussolini verbunden sind, trug nicht nur zum negativen Image jener Architekturepoche bei, sondern besiegelte oft auch das Schicksal der Bauwerke. Die Casa delle Armi von Luigi Moretti wurde den Carabinieri überlassen, das Stadio Olimpico zum Verkauf freigegeben, die Gebäude der Gioventù Italiana del Littorio (GIL) wurden zerstückelt. Hinter der Hilflosigkeit im Umgang mit der Mussolini-Inschrift steckt der Wille, den schleichenden Zerfall oder die mutwillige Zerstörung dieser architektonischen Zeugen zu verhindern, die mit dem Foro Italico, mit der Neustadt der Esposizione Universale di Roma (EUR) und der unweit des Bahnhofs gelegenen Città Universitaria ganze Stadtteile der Ewigen Stadt prägen.


Phönix aus der Asche

Der Brand im Palazzo dei Congressi - von Adalberto Libera 1937-1943 auf dem Gelände errichtet, wo 1942 die EUR hätte stattfinden sollen - geriet in den achtziger Jahren zum Fanal einer breiten Rückbesinnung auf Roms Moderne: Antonino Gallo Curcio und Paolo Portoghesi renovierten 1988-93 den symmetrischen Bau mit den stilisierten dorischen Säulen. Bis heute hat der mit einer Kuppel bekrönte Kubus des Kongresspalastes, durch dessen verglaste Bogenfelder das Licht in die zentrale Halle fällt, nichts von seiner imposanten Erscheinung eingebüsst: Mit seinen 36 Metern Kantenlänge könnte der Kubus das Pantheon aufnehmen. Das Auditorium auf der Rückseite zeugt ebenso von Liberas Beschäftigung mit der Konstruktion grosser Säle wie die «Höhle» des 1956 eröffneten Cinema Airone, bei dem allerdings der ursprüngliche Raum nicht mehr erfahrbar ist. Denn wie die meisten Säle aus der Zeit der Blüte des italienischen Films wurde auch dieser in mehrere Kinos unterteilt.

Gleichermassen mit der Film- wie mit der Architekturgeschichte verbunden ist der Palazzo della Civiltà Italiana (1938-1940). Er hätte 1942, im Jahr der EUR, Austragungsort der «Olimpiade delle Civiltà» werden sollen. Der symbolisch aufgeladene, im Volksmund Colosseo Quadrato genannte Bau war in den Nachkriegsjahren zur Sprengung freigegeben worden. Doch blieb er bestehen und erlangte bald Bekanntheit als Hintergrund von Film- und Modeaufnahmen. Dieses an de Chiricos Bilderwelt erinnernde Monument war stets mehr Hülle als Behältnis: eine surreale Kulisse, vor der einst Anita Ekberg, einem Werbeplakat entsteigend, ihr Kleid fallen liess. Nun soll das Colosseo Quadrato erstmals in seiner Geschichte einer Funktion zugeführt werden.

Schon Marcello Piacentini, Mitglied der Jury, die das Projekt von Giovanni Guerrini, Enzo Bruno La Padula und Mario Romano auserkoren hatte, erkannte, dass dieses Gebäude ein unvollendetes Werk darstellte. Seine vier Seiten sind identisch und weisen auf jeweils sechs Geschossen 54 Bogen auf, deren gleichförmiger Rhythmus beliebig erweiterbar erscheint. Im Wettbewerbsprojekt erstreckte sich das Bogenmotiv auch über das siebte Geschoss, so dass der Bau keinen oberen Abschluss hatte. Seine Arkaden wurden dann geschlossen zugunsten der propagandistischen Inschrift: «Un popolo di Poeti di Artisti di Eroi di Santi di Pensatori di Scienziati di Navigatori di Trasmigratori». Konstruktiv kommt den Bogen keine Funktion zu. Der Travertin ist nur die Haut über dem Skelett der Betonstützen. Mit den Worten: «Abstraktion, nicht Konstruktion», brachte der Architekt Gio Ponti das Werk auf den Punkt. Vorgesehen war ein Museum, das wegen des Krieges nicht mehr realisiert wurde: Die Besucher sollten das Gebäude wie auf einer Prozession von oben nach unten durchwandeln. Doch nun will das Kulturministerium in diesem architektonischen Phantom das Museo dell'Audiovisivo einrichten. Dazu hat es einen Wettbewerb ausgeschrieben: Projektiert werden soll die Infrastruktur für eine audiovisuelle Zeitreise, die von Tondokumenten ausgeht und über Film und Fernsehen zu den Erzeugnissen der multimedialen Informationsgesellschaft führt - ein Parcours wie in den vierziger Jahren, nur mit anderen Inhalten.

Zu den historisch am stärksten belasteten Bauwerken Roms gehören die auch Case della Balilla genannten Case della Gioventù Italiana Littorio (GIL), Zentren, in denen die italienische Jugend eine umfassende faschistische Bildung - sprich Indoktrination - und körperliche Ertüchtigung erfahren sollte. Luigi Moretti wurde 1933 mit dem Bau der Case della Balilla in Trastevere beauftragt, deren spannungsvolle volumetrische Komposition und plastische Qualität der Textur sich heute nur mehr erahnen lassen. Plane Flächen wechseln mit geschwungenen Linien, geschlossene Fassaden mit durchlässigen Volumen.

Die transparenten Elemente sind modular durch Sprossen und Lamellen strukturiert oder plastisch durch vorkragende Betonkonsolen hervorgehoben. Moretti operierte mit dem goldenen Schnitt ebenso wie mit einfachen geometrischen Verhältnissen. Der fünfgeschossige Büroturm des Komplexes, den die römische Gemeinde nutzt, wurde mit dem Einbau von Normfenstern auf der einst geschlossenen Rückseite verunziert. Das anschliessende Theater beherbergt nach einem Umbau das Kino Troisi. Die oberen zwei Geschosse des schmalen Turnhallentrakts, den Moretti auf der Rückseite senkrecht zum Hauptbau angliederte, wurden zugemauert. Doch nicht nur die Komposition geriet aus den Fugen. Der dunkelrote Anstrich des Bürogebäudes zerreisst das einst teils weiss verputzte, teils mit Marmorplatten verkleidete Ensemble. Da es unter Schutz steht, wurden in den achtziger Jahren mehr schlecht als recht Instandstellungsarbeiten vorgenommen.

Auch Morettis Casa delle Armi (1933-36) am südlichen Ende des Foro Italico war ursprünglich als Casa della Balilla geplant, ehe es zur Accademia delle Schermi, zur Fechtanlage, wurde. Sie steht ganz oben auf der Liste der Bauten, die Pio Baldi, Chef der Direzione generale per l'architettura e l'arte contemporanee (DARC), vor der Zerstörung bewahren will. Noch vor zwei Jahren beschlossen die Behörden den Ausverkauf des ehemaligen Foro Mussolini, das gewissermassen das sportliche Gegenstück zur kulturellen EUR darstellt. In der «Gazzetta Ufficiale» publizierten sie das Gesetz über die Privatisierung von alten Kasernen und Bürogebäuden, darunter auch das Foro Italico. Das Gelände wurde in 16 Parzellen aufgeteilt. Offerten blieben indes aus. Da die Massnahme nur Hohn provozierte, schlugen die damaligen Schatz- und Finanzminister, Visco und Del Turco, eine andere Strategie ein. Sie stellten die Bauten des Foro Italico unter Schutz, nahmen davon allerdings das Stadion aus und versuchten dieses loszuwerden. Inzwischen wurde der Beschluss vom Tribunale amministrativo regionale (Tar) auf Grund eines Rekurses des Italienischen Olympischen Komitees (Coni) annulliert.

Bei der umzäunten und von Kameras überwachten Casa delle Armi hofft Baldi nun auf Schützenhilfe. Dabei darf er auf Giorgio Muratore zählen, den hartnäckigsten all jener Architekturfreunde, die seit Jahren monieren, dass hier ein baukünstlerisches Bijou dem Untergang geweiht sei, seit es einst die Carabinieri unter dem Eindruck des Terrorismus der Brigate Rosse belegten. Schon damals erhob sich Protest. Doch erst die städtebaulichen Planungen für den Norden Roms rückten den Bau wieder ins Blickfeld. Die Casa delle Armi besteht aus zwei kubischen Baukörpern, dem stadtseitigen Riegel der Bibliothek und dem zum Foro hin weisenden Trakt der Sala delle Armi, die einen L-förmigen Grundriss bilden und über eine lichte Passerelle miteinander verbunden sind. Scharnier ist das barocke Element des über elliptischem Grundriss sich erhebenden Empfangsraums auf der dem Tiber abgewandten Seite. Die stadtwärts gerichtete Fassade der Bibliothek ist fast völlig geschlossen, während die Nordseite grosszügig befenstert ist.

Für die Belichtung der riesigen Sala delle Armi gestaltete Moretti die Decke aus zwei zueinander versetzten Betonkonsolen, so dass über die ganze Länge des Baus ein nahezu senkrechter Lichtschacht entstand. Dank der parabolischen Wölbung beider Konsolen wird das Licht gleichmässig verteilt und gedämpft. Verkleidet sind die beiden Bauten mit Carrara-Marmor, das Innere ist weiss verputzt, abgesehen vom Pompejanischrot der Bibliotheksdecke. Die massivsten Eingriffe wurden im Innern vorgenommen. Die zum Austragungsort von Strafprozessen umfunktionierte Sala delle Armi wurde mit vergitterten Zellen bestückt, der Lichtschacht verschwand hinter einer abgehängten Decke. Zudem wurden in der Bibliothek zwei Bürogeschosse eingezogen.

Baldi und Muratore, sonst eher Kontrahenten, sind sich einig, die architektonische Aufbruchstimmung zu nutzen, um Morettis Bau den Carabinieri zu entreissen und ihn in Roms künftige Museumslandschaft zu integrieren, die mit der Galleria Nazionale d'Arte Moderna, die von Diener & Diener erweitert wird, und dem Centro per le Arti Contemporanee von Zaha Hadid im Quartier Flaminio eine ganz neue Ausrichtung erhalten soll. Der Bau Morettis, einer der charakteristischen Zeugen des Razionalismo römischer Ausprägung, scheint geradezu prädestiniert zum Architekturmuseum, zumal es vorläufig noch an Geldern für ein solches Museum im Centro per le Arti Contemporanee mangelt.


Ville radieuse und Villaggio arabo

Einen positiven Effekt erhoffen sich die Planer der genannten Museumsneubauten und des Auditoriums von Renzo Piano aber auch auf das Villaggio Olimpico, das Vittorio Cafiero, Adalberto Libera, Luigi Moretti, Vincenzo Monaco und Amedeo Luccichenti im Auftrag des Istituto per le case degli impiegati dello stato (Incis) im Hinblick auf die olympischen Spiele von 1960 bauten. Die Siedlung mit verschiedenen Bautypen - lange, um einen Hof gruppierte Baukörper und solche mit quadratischem oder kreuzförmigem Grundriss - diente als Sportlerunterkunft und wurde nach den Spielen 6500 Bewohnern zur Verfügung gestellt. 1985 verkaufte ihnen das Incis die Bauten.

Noch heute beeindruckt die Dynamik der konkav geschwungenen, lang gestreckten Bauten, obwohl teilweise die Armierungen frei liegen, einige Betonpfeiler schadhaft und Backsteine aus den Fassaden herausgebrochen sind. Die über die ganze Länge der Gebäude führenden Fensterbänder kontrastieren mit der Kleinteiligkeit der ockergelben Backsteinverkleidung. Getrübt wird der ursprüngliche Eindruck, weil die Treppenhäuser zwischen den Pilotis mit verglasten Windfängen ausgestattet wurden - eine Massnahme, die schon Anfang der sechziger Jahre durchgeführt wurde. In weiser Voraussicht wurden an der Piazza Grecia zwischen den Pilotis von Anfang an Geschäfte eingeplant, um zu verhindern, dass die Bewohner sich dieses «brachliegenden» Raums bemächtigten und allmählich überall die Durchblicke verstopften. Baldi hofft, dass die Aufwertung des Quartiers den Villaggio so attraktiv machen wird, dass die Bewohner ihre Häuser gegen gutes Geld verkaufen und die neuen Besitzer diese sanieren werden. Anstrengungen, den Boom zu antizipieren, sind jedenfalls im Gang: So soll nach einem Projekt der jungen römischen Architektengruppe «n! studio» für rund 600 000 Franken eine neue Piazza Grecia entstehen.

Auch Architekturhistoriker bemühen sich um den Ruf des Villaggio. Marida Talamona, Professorin an der Architekturfakultät von «Roma Tre», die die Geschichte des Villaggio aufgearbeitet hat, will auf ein Zitat Le Corbusiers gestossen sein, in welchem dieser den Architekten attestiert, eine Ville radieuse verwirklicht zu haben: mit der Gesamtanlage, den Pilotis, den Dachaufbauten und dem grosszügig bemessenen Grünraum. Dass der Corso di Francia von Pierluigi Nervi mittels V-förmiger Stützen über das Terrain gehoben wurde, mag durchaus auf die Idee der Ville radieuse verweisen, das Zitat hingegen sieht Giorgio Muratore eher im Zusammenhang mit einer Skizze, die Le Corbusier 1935 für die Urbanisierung des Nordens der Stadt angefertigt hatte.

Es bedarf nicht des Zeugnisses des Meisters, um im Quartier Tuscolano 3 von Adalberto Libera aus den Jahren 1950-54 die horizontale Weiterentwicklung einer Recherche zu erkennen, die Le Corbusier zur Unité d'habitation geführt hatte. Die Siedlung, für 200 Familien oder rund 1000 Personen konzipiert, fand 1955 auch hierzulande im «Werk» Beachtung. Libera verwob jeweils vier L-förmig um einen Hof organisierte eingeschossige Einfamilienhäuser zu einer Teppichsiedlung. Erschlossen werden die Häuser über den zentralen trapezförmigen Park. Hier hinein schob Libera auch das dreigeschossige, auf Stützen ruhende Laubenganghaus mit Kleinstwohnungen. Zur Strasse hin ist das Quartier durch eine Ladenpassage abgeschirmt, unterbrochen vom Zugang, der mit einer Betonschale überwölbt ist. Mit wechselweise geneigten Pultdächern gestaltete Libera eine wogende Dachlandschaft. Den Bewohnern bietet die Siedlung trotz ihrer Dichte - der sie den Übernamen Villaggio arabo verdankt - ein hohes Mass an Privatsphäre, denn ausser Küche und Esszimmer öffnen sich alle Räume der Häuser zum eigenen Hof hin, der seiner Funktion als Zimmer im Freien gerecht wird. Allein schon die Tatsache, dass die Bauten mit den Jahren nicht verunstaltet wurden, beweist die Funktionsfähigkeit dieser Anlage.


Tribut steigender Studentenzahlen

Nach diesen rationalistischen Nachkriegsplanungen muss noch die Città Universitaria erwähnt werden, deren urbanistische Anlage 1932 von Marcello Piacentini entworfen wurde. Ausgelegt für 15 000 Studenten, wird sie heute von 150 000 besucht. Die herausragenden Bauten sind die 1933 bis 1935 realisierten Institute für Mathematik von Gio Ponti, für Physik von Giuseppe Pagano, für Mineralogie und Geologie von Giovanni Michelucci und für Botanik von Giuseppe Capponi. Ponti kombinierte einen hohen Kubus mit zwei niedrigen Seitenflügeln, die einen Halbkreis bilden, und - in der Mittelachse - einem über fächerförmigem Grundriss sich erhebenden Baukörper. Dieser birgt drei übereinander gestapelte grosse Aulen, deren Befensterung den ansteigenden Verlauf der Sitzreihen abbildet.

Vor zwei Jahren wurde fast die gesamte ursprüngliche Einrichtung, die ebenfalls der geniale Ponti entworfen hatte, in Camions abtransportiert. Geblieben sind nur ein paar originale Sessel in der Bibliothek und einige spartanische Holzstühle. Aber auch das Gebäude selbst wurde respektlos behandelt: So wurden die Seitenflügel verlängert und an den Frontalbau angedockt, was die Komposition stark beeinträchtigt. Noch schlechter erging es Capponis botanischem Institut, einem langen, schmalen, leicht geschwungenen Bau, dessen Mitte durch zwei über Eck verglaste Türme akzentuiert wird. Exakt im Zentrum des Platzes, der durch die beiden seitlich ausgreifenden Trakte geformt wird, steht heute ein mit groben schwarzen Metallträgern gerahmter Baukörper. Ein solcher Umgang mutet umso barbarischer an, als in universitären Kreisen Fachleute vorhanden wären, die hier intervenieren könnten. Die Projektverfasser einer der beispielhaftesten Renovationen in den vergangenen Jahren in Rom gehören der Universität «Tor Vergata» an. Sie konnten vor acht Monaten ihre Instandstellungsarbeiten am Postgebäude von Adalberto Libera und Mario de Renzi (1933-1935) in der Via Marmorata unweit der Cestio-Pyramide abschliessen. Der Portikus, der dem Bau zur Strasse hin vorgelagert ist, wurde von den weissen Granitplatten befreit und wieder mit Platten aus dunkelviolettem, fast schwarzem Porphyr verkleidet. Der elliptische Lichtschacht über der Publikumszone, durch den kaum mehr Licht drang, wurde freigelegt. Seine geschwungene Form steht im Kontrast zum kantigen U-förmigen Bau, zwischen dessen Schenkel die Schalterhalle gespannt ist.

Die Hoffnung ist berechtigt, dass das Beispiel Schule machen wird. Bereits zwischen 1985 und 1997 wurde das 1934 von Angiolo Mazzoni entworfene Postgebäude in Ostia restauriert. Vordringlich wäre nun die Sanierung des elegant geschwungenen Postgebäudes von Mario Ridolfi (1933-35) an der Piazza Bologna, dessen einst transluzides Deckengewölbe einem fast auf den Kopf zu fallen scheint, seit es mit Kunststoffplatten verkleidet ist. Zu wünschen wäre ausserdem die Wiederbelebung des Projekts für das 1960 vollendete Velodrom von Cesare Ligini, Dagoberto Ortensi und Silvano Ricci, das das Italienische Olympische Komitee (Coni) vor vier Jahren ins Auge fasste. Aber auch die Casa Balilla (1943) im Gebiet Montesacro von Gaetano Minnucci, der Palazzo Salvatelli von Gio Ponti (1940), die Siedlung der ICP im Quartier Garbatella (ab 1920) von Gustavo Giovannoni und Massimo Piacentini, das Postgebäude (1942) von BBPR im Stadtteil EUR oder die Häuser «Tirrena» (1934) von Libera in Ostia warten noch immer auf restauratorische Eingriffe. - Sollten Inschriften die Umsetzung lähmen, so könnte man allenfalls Christo zu Hilfe rufen. Vielleicht wäre er nicht abgeneigt, den Obelisken einzupacken . . .


[Die Kunsthistorikerin Rahel Hartmann arbeitet als Architekturkritikerin in Luzern.9

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