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Aktuelles aus dem Land der großen Planer
Der Standard

Viktor Klima wollte nur eine Ausstellung der „zehn besten Bauten Österreichs“. Doch die Kuratoren haben mehr daraus gemacht. Sie umkreisen Architektur mit den Medien Fotografie, Text, Plan, Video und CD-ROM.

24. Februar 1999 - Gert Walden
Wien - Das Kunstkanzleramt hat bezahlt, die Wiener Städtische Versicherung den Ausstellungsraum offeriert und finanzielle Beiträge zum Katalog und der begleitenden CD-ROM geleistet.

Die Kuratoren Otto Kapfinger, Walter Zschokke und Bettina Schlorhaufer haben eine polymediale Leistungsschau österreichischer Baukunst zusammengestellt. Es wurde keine Hitparade im Sinn eines „Architektenstadls“ daraus, sondern ein selektiver Querschnitt mit 50 Objekten zur thematischen Kompetenz der heimischen Architekten im Spiegel unterschiedlicher Medien wie Fotografie, Text, Video, Zeichnung und CD-ROM. Plakativ bleibt das Konzept dabei ohnehin, weil der relativierende Maßstab des alltäglichen Bauwahnsinns in diesem Lande fehlt. Es fehlen aber auch und das signifikant die „großen Namen“ der abgehobenen Architekten-Society. Vielmehr ist es die Generation der 40- bis 50jährigen, die unmittelbar, hartnäckig und kämpferisch im österreichischen Baugeschehen zu bestehen haben und denen hier ein Forum geboten wird.

Daher wird ein Spektrum von Bauaufgaben der vergangenen fünf Jahre anhand der ausgewählten Beispiele illustriert: von der kleinsten Einheit, dem Wohnhaus, über die Siedlung, die Bildungseinrichtungen, die Arbeitsstätten, die Orte der Kultur bis hin zur Versorgung. Trotz aller Diskussionen über eine Krise der Architektur, die - ihren ökonomischen Hintergrund betreffend - sicherlich sehr notwendig sind, zeigt die Ausstellung auch den hohen und vielfältigen Qualitätsstandard der Planer in diesem kleinen Land: Das mußte nur einmal geschrieben, gefilmt, fotografiert und digitalisiert werden.


Gegen den Kommerz

Was allerdings auch offensichtlich ist: Die wirklich großen Bauaufgaben, wie etwa die des Bundes oder der privaten Investoren bleiben meist den kommerziellen Generalunternehmern vorbehalten. Erste „Einbrüche“ zeigen sich lediglich bei der Tiroler Supermarktkette M-Preis (Filialen von Wolfgang Pöschl u.a.) oder bei der Bundesimmobiliengesellschaft (ReSoWi-Graz von Günther Domenig/ Hermann Eisenköck). Erstmals in Österreich werden im Ringturm die Möglichkeiten der unterschiedlichen Medien bei der Architekturdarstellung präsentiert. Die mittlerweile schon fetischhafte Repräsentationsfähigkeit des Standbildes konfrontiert sich hier mit den Videofilmen des Teams ZONE, die komplexer und benutzerbezogen eine Zukunft in der Architekturvermittlung anreißen. Und dem „Großvermittler“ - den Massenmedien - ist eine eigene Schauwand gewidmet.

Sie zeigt sehr klar, daß die „städtischen“ Tageszeitungen in Österreich dem übrigen deutschsprachigen Raum in der Quantität der Publikationen ziemlich voraus sind. Wem das Lesen über Architektur nicht genügt, der kann schließlich noch auf die eigens produzierte CD-ROM von Althaler und Oblasser zurückgreifen: Sie ist die erste „Scheibe“ über zeitgenössische Architektur in Österreich und in ihrer Mischung von Standbild, Video, Plänen und Texten als Unterrichtsmittel für Schulen mehr als tauglich, weil hier Information und Animation des Spieltriebes perfekt verbunden werden. Bis 16.4.

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