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Profil

Studium der Betriebswirtschaft (mag.rer.soz.oec.) und der Architektur in Graz. Architekturvermittlerin, Journalistin, Architekturpublizistin, Autorin, Reisende. Lebt in Vorarlberg und Wien.

2017 – 2021 Redakteurin bei nextroom. Interviewreihe »nextroom fragt« mit 33 Interviews zur Architektur, 27 Statements zur Architektur, 10 Statements zur Landschaftsarchitektur, 15 Reportagen; Bauwerksdokumentation, Buchbesprechungen.

2008 – 2015 Architekturvermittlungsprojekte für das vai Vorarlberger Architektur Institut:
Projektleitung nextroom Architekturdatenbank, Sammlungspartner Vorarlberg
Projektleitung „Architektur vor Ort“, monatliche Architekturführungen
Konzept „architekturJetzt – Kulturvermittlung an junge Menschen“
Projektleitung „Unit Architektur – Baukultur im Unterricht“
2014 Kuratorin der Ausstellung „Unit Architektur | Architektur begreifen“ im vai Dornbirn
2015 Ausstellung „Unit Architektur | Architektur begreifen“ im Spittel, Fachhochschule Kärnten 

2010 Konzept „Impulswoche technik bewegt“ für bink - Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen
2013 Konzept „Baukulturkompass“ für bink – Initiative Baukulturvermittlung für junge Menschen

2011 – 2016 Redaktionsleitung „vorum – Zeitschrift der Raumplanung Land Vorarlberg“, insgesamt 9 Ausgaben

Monatliche Kolumne auf kultur-online.net – PS: Architektur; Artikel in Fachzeitschriften: hochparterree, zuschnitt, materialegno, modus
Häusergeschichten in Der Standard, VN Leben Wohnen, Neue Vorarlberger Tageszeitung

Publikationen

„Franz E. Kneissl | Der Praterstern ist kein Himmelskörper | Gesammelte Texte“, Martina Pfeifer Steiner (Hrsg.) mit Beiträgen von Otto Kapfinger und Gottfried Pirhofer, Verlag Sonderzahl, 2017 

„rastlos - Architekt Werner Pfeifer 1919–1972“ Martina Pfeifer Steiner (Autorin und Herausgeberin) mit Beiträgen von Robert Fabach und Marina Hämmerle, Park Books, Zürich, Sept. 2018

„33 Interviews zur Architektur“ herausgegeben von nextroom, Müry Salzmann, 2019

„Monografie Rudolf Wäger 1941–2019“ mit Marina Hämmerle, Herausgeber vai Vorarlberger Architektur Institut, Az W Architekturzentrum Wien, Birkhäuser, Jänner 2021

Veranstaltungen

Kuratorin Ausstellung „Unit Architektur – Architektur begreifen“ für das vai Vorarlberger Architektur Institut, 2014 und 2016 in der Fachhoschschule Kärnten

Kuratorin mit Marina Hämmerle „Rudolf Wäger. Baukünstler. 1941–2019“ für das vai Vorarlberger Architektur Institut, Februar 2021

Auszeichnungen

2014 Bank Austria Kunstpreis für Unit Architektur vai

Karte

Artikel

21. April 2019 newroom

bauhaus imaginista – Das Buch zur Ausstellung

Großformat, Rot, Gelb, Weiß, die Buchstaben des Titels eingeprägt und assoziationsreich: „bauhaus imaginista Die globale Rezeption bis heute“ – man nimmt das Buch zur Hand und will sich darauf einlassen. Auch grafisch wird die Neugierde an keiner Stelle eingebremst: klare Gliederung, genug Weißraum, gut zu lesen, seitenfüllende Illustrationen, die Erläuterungen dazu immer naheliegend.

Und das funktioniert sehr gut als Buch, auch wenn es als nachhaltiger Katalog zum internationalen Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt „bauhaus imaginista“ entstanden ist. Zum 100-jährigen Gründungsjubiläum erforscht dieses Projekt die globalen Verflechtungen im Kontext der geopolitischen Veränderungen des 20. Jahrhunderts. Es ist ein Versuch, auf vielfältige Weise nachzuverfolgen, wie die gestalterischen Ideen und ganzheitlichen Kunstkonzepte des Bauhauses das alltägliche Leben innerhalb Deutschlands beeinflussten und die Ansätze, die es mit anderen Protagonisten in Europa, Asien, Nord- und Südamerika teilte.

Ausgangspunkt für vier Kapitel sind Objekte, die ideelle wie materielle Hinterlassenschaften des Bauhauses und die Themen der Gegenwart tangieren. Kapitel 1 „Corresponding With“ beginnt mit dem Bauhaus-Manifest, das Walter Gropius 1919 anlässlich der Gründung der Schule verfasste. Veröffentlicht neben dem expressionistischen Holzschnitt einer Kathedrale von Lyonel Feininger, fordert es Künstler aller Sparten auf, Handwerker für den Bau der Zukunft zu werden. „D a s E n d z i e l a l l e r b i l d n e r i s c h e n T ä t i g k e i t i s t d e r B a u ! Ihn zu schmücken war einst die vornehmste Aufgabe der bildenden Künste, sie waren unablösliche Bestandteile der großen Bestandteile der großen Baukunst. Heute stehen sie in selbstgenügsamer Eigenheit, aus der sie erst wieder erlöst werden können durch bewußtes Mit- und Ineinanderwirken aller Werkleute untereinander.“ Dieses Manifest wird in Beziehung gesetzt mit den Ansätzen der parallel entstandenen Kunst- und Designhochschulen in Asien, die sich ebenfalls mit der Gestaltung des Zusammenlebens beschäftigten.

„Learning From“ geht von einer kleinen Tuschezeichnung aus, in der Paul Klee geometrische Muster eines maghrebinischen Teppichs aufgreift und weiterentwickelt. Lernprozesse, Aneignungen und die aus ihnen resultierenden Synthesen von Objekten vormodernen Kunsthandwerks bis hin zu modernem Design werden in diesem zweiten Kapitel untersucht.

Kapitel 3 ‚Moving Away’ beginnt mit Marcel Breuers Collage „ein bauhaus-film (1926)“, der die Designgeschichte in eine unbekannte Zukunft fortschreibt. Diese Collage wurde in den Ausklappseiten der ersten von Gropius herausgegebenen Ausgabe der „bauhaus. zeitschrift für gestaltung“ 1926 veröffentlicht und persifliert quasi eine Zeitschriftenanzeige. Die filmische Collage, die eine Reihe seiner zwischen 1921 und 1925 entworfenen Stühle zeigt, wird zum Ausgangspunkt der Befragung einer modernen Haltung, die Design als Mittel zur Verbesserung des Alltags begreift.

Am Ende „Still Undead“: 1922 entwickelte der Bauhaus-Student Kurt Schwerdtfeger einen experimentellen Licht- und Schattenapparat für ein Bauhausfest. Das reflektorische Lichtspiel, das mit dieser neuartigen Apparatur und einer Gruppe von Performern erzeugt werden konnte, wurde von einem eigens arrangierten Sound begleitet, und in der Wohnung von Wassily Kadinsky uraufgeführt. Die Sinneswahrnehmungen des modernen Menschen sollten damit auf neue Weise stimuliert werden. Diese am Bauhaus entwickelten Konzepte neuer partizipativer Medienumgebungen fanden ihren Platz in der Lehre und Forschung in den Vereinigten Staaten.

„... Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens.“ So steht es im Bauhaus-Manifest 1919 von Walter Gropius. Lassen wir uns inspirieren!

verknüpfte Publikationen
- Bauhaus Imaginista

2. April 2019 newroom

Auf den Spuren von Karl Schwanzer

Geheimnisvoll gibt sich diese Ausgabe. Der übliche Klappentext steht auf dem weißen Papier, mit dem das Buch eingepackt ist. Die Klebestreifen müssen gelöst werden, erst dann kommt ein edles Werk zum Vorschein: Großformat, nur 128 Seiten, auf dem Cover die goldgeprägten Buchstaben und Spuren einer angedeuteten Spirale, Ton in Ton.

2018, zum 100. Geburtstag von Karl Schwanzer erscheint diese Bestandsaufnahme als Spurensuche in mehrfacher Hinsicht: Die Spuren, die der Architekt über Jahrzehnte als Impulsgeber und Vordenker der zeitgenössischen österreichischen Architektur hinterlassen hat und genauso die Spuren, welche durch die Nutzung der von ihm geplanten Gebäude entstanden sind. Zum Hundertsten wurde auch der Nachlass des Architekten von seinen beiden Söhnen dem Wien Museum übergeben. Ein imposantes Œuvre: Die einzigartige Dokumentation zur Architektur-, Kultur- und Zeitgeschichte von 1947 bis 1975 umfasst rund 7000 Pläne zu zirka 170 Projekten, 10 000 Fotografien, mehr als 6 000 Diapositive, 22 Filmdosen, 1 382 Akteneinheiten, rund 400 Bücher und Zeitschriften, 16 772 Mikrofilmkarten, außerdem Modelle und zahlreiche Möbel.

Ulrike Matzer und Stefan Oláh begeben sich also auf diese Spurensuche. Karl Schwanzer beauftragte zur Dokumentation seiner Bauten schon damals bedeutende Fotografen, er war offensichtlich auch bei Öffentlichkeitsarbeit und Publikationen zu seinen Gebäuden seiner Zeit voraus. Der Architekturfotograf Stefan Oláh nähert sich nun posthum dem Werk Schwanzers. Was blieb von seinen Werken? Was verschwand? Wie verändert sich die Bausubstanz im Lauf der Jahre? In dichter Bildsprache zeigt der Fotograf die österreichische Botschaft in Brasilia, Außen wie Innen, Details von Siebdruck-Tapisserien, die Loggia, das Sekretariat, das Wasserbecken im Garten. Und über weitere Seiten kann man sich auf die Erweiterung der Kapuzinergruft in Wien, das WIFI in St. Pölten, das Pfarrzentrum Leopoldau, selbstverständlich auf die BMW-Gebäude in München, das Museum des 20. Jahrhunderts, den Erweiterungsbau der Hochschule für angewandte Kunst und das Philips Verwaltungsgebäude in Wien einlassen. Der letzte Teil der Bildstrecke widmet sich Möblierungen seiner Gebäude, Sesseln, Hockern, bis zu Türgriffen.

Eingerahmt werden die Bilder neben den allgemeinen Texten zur Einführung mit Passagen zur Spurensicherung im Museum für angewandte Kunst ‚Die Möbel aus Karl Schwanzers Pavillon der Weltausstellung in Brüssel’ von Sebastian Hackenschmidt und mit ‚Spuren in die Zukunft – Fragen an drei Generationen’. Moderiert von Sophie Menasse werden Otto Kapfinger, Michaela Lindinger, Laura Karasinski, Therese Leick mit sechs Themen und Aussagen des Architekten Karl Schwanzer konfrontiert: „Das ist der Auftrag, den wir von der Geschichte bekommen haben, genauso wie in der Vergangenheit: daß wir als Architekten auch Spuren hinterlassen sollen, wollen und auch gerne tun. Wenn längst die ursprüngliche Nutzung eines schönen Baues untauglich geworden und sich überholt hat, steht das Gebäude noch immer da und erfreut uns.“

verknüpfte Publikationen
- Karl Schwanzer – Spuren

2. April 2019 newroom

Karl Schwanzer. Architekt aus Leidenschaft als Graphic Novel

„Wenn man sich entschlossen hat, Architekt zu sein, muss man den Mut aufbringen, Visionen erfüllen zu wollen“, so wird Karl Schwanzer auf schwarz-weißen Intermezzi-Seiten zitiert. Unkonventionell und rasant erzählt das bunte Comics über ein radikales Leben des bedeutenden Architekten. Die Idee dazu hatte einer seiner beiden Söhne, Martin Schwanzer. Der Titel ‚Architekt aus Leidenschaft’ ist dem des Buchs ähnlich, das Karl Schwanzer 1973 im eigens gegründeten modul-Verlag herausbrachte, der lautete nämlich ‚Architektur aus Leidenschaft’. Und diesen Anknüpfungspunkt nimmt auch der Plot der Geschichte: Der ‚Herr wegen des Buchs’ taucht auf. Ihm erzählt der Architekt in der Graphic Novel alles Relevante.

Wir erfahren, dass er 1937 an der Technischen Hochschule in Wien mit seinem Architekturstudium begann, wohin er 1959 als Professor berufen wurde. Entgegen der akademischen Praxis ließ er dort Gruppenarbeiten zu, was nicht alle gut fanden, ‚weil halt immer einer dabei ist, der nur Kaffee kocht ...’. Die Methode hatte jedoch Erfolg, denn in diesem Klima sind einige sehr interessante Architektengruppen entstanden: Haus-Rucker-Co, gegr. 1967, Coop Himmelb(l)au, gegr. 1968, ZÜND-UP, gegr. 1969, Missing Link, gegr. 1970. Auch eine Studienreise in die USA organisierte der Professor Schwanzer. Damals eine Sensation! Finanziert wurde das teure Unterfangen, indem er den Studenten Forschungsaufträge aus der Bauwirtschaft verschaffte. In Amerika wurden dann einige bedeutende Architekten besucht, wie der aus Österreich emigrierte Friedrich Kiesler oder Größen wie Louis Kahn und Philip Johnson. An der TH sorgte er für mehr Internationalität mit Vortragenden, auch aus anderen Disziplinen. Mit Hans Hass entwarfen die StudentInnen Unterwasserhäuser, die der Zeitschrift ‚Spiegel’ eine Schlagzeile wert war: ‚Tiefes Blödeln Die Architektur-Klasse der TH Wien entwarf die ersten Unterwasser-Bauten mit zivilem Komfort. Sie gleichen Blüten, Regenschirmen und Lampions.’

„Begeisterung, Leidenschaft, die mitunter zur Besessenheit ausartet, macht nicht immer viele Freunde.“ So berichtet der Architekt von seinen berühmten Projekten. Den Wettbewerb für den Österreich-Pavillon für die Weltausstellung in Montreal gewann er mit der Idee, im Inneren des Pavillons keine Exponate zu zeigen, sondern eine extra entwickelte Multimedia-Show, die ‚Austrovision’. Für die komplexe Show wurden spezielle Projektoren gebaut und Otto Schenk führte Regie. Allerdings habe das Projekt im Wettbewerb noch ganz anders ausgeschaut und es gab viel Kritik. Vor allem von Friedrich Achleitner: ‚Ein Gruselkabinett prostituierter Werte!’, ‚Ein bauliches Ringelspiel’, ‚Ein Alptraum!’. Insofern war die Kritik für Schwanzer berechtigt, weil er immer noch etwas verbessern konnte. Der Pavillon durchlief eine lange Phase der Formfindung, mit vielen Studienmodellen. Der Rest wanderte in den Papierkorb. Wegen seiner Gewohnheit auch bereits fertige Pläne wieder komplett zu verwerfen, sprach man in seinem Atelier von den ‚goldenen Papierkörben’.

Karl Schwanzer erzählt weiters, wie er zum BMW-Auftrag gekommen ist: Keinen Sieger gab es beim Wettbewerb zur BMW-Firmenzentrale in München, nur zwei 2. Preise. Es war klar, den Auftrag MUSSTE er haben! Jeden einzelnen der BMW-Aufsichtsräte besuchte er zuhause um seinen Entwurf zu bewerben. Nachdem diese sich runde Büros nicht vorstellen konnten, ging er kurzerhand ins Bavaria Filmstudio und ließ ein 1:1 Model einer Viertel-Etage bauen, bis ins kleinste Detail ausgestattet, samt Ausblick auf München vor den Fenstern und Statisten, um die Büroatmosphäre perfekt zu simulieren. Ein teurer Spaß! Aber erfolgreich. Die Projektbeschreibung: ‚Das 100 m hohe Verwaltungsgebäude ist ein sogenanntes Hängehaus. Über vier Arme eines Trägerkreuzes wurden die einzelnen runden Geschosse nach oben gezogen.’ Und wir erfahren, dass der Architekt in seinen Plänen immer schon als optisches Gegengewicht ein Gebäude eingezeichnet hatte, das nie Teil der Ausschreibung war. Doch auch hier ging seine Idee auf und er bekam den zusätzlichen Auftrag für das BMW-Museum, damals das erste durchinszenierte Werksmuseum eines Automobilherstellers.

„Das Hinabtauchen in die eigene Tiefe, der Wahrheit auf den Grund gehen, kann man nur selbst.“ Das Buch endet mit der Todesanzeige auf einem Frühstückstisch. Karl Schwanzer ist am 20. August 1975 gestorben. Doch zum 100. Geburtstag am 21. Mai 2018 feiert das Wien Museum, dass der Nachlass des Architekten von seinen Söhnen – vorbildlich geordnet – zur wissenschaftlichen Aufarbeitung und museologischen Erschließung übergeben wurde. Die „Karl Schwanzer Anthologie“ mit Fotos und Dokumenten aus 28 Jahren Architektur- und Zeitgeschichte aus dem Nachlassarchiv erscheint im Mai 2019, ebenfalls im Verlag Birkhäuser.

verknüpfte Publikationen
- Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft

1. April 2019 newroom

Akupunkturen

Die Songyang Story wird im Az W erzählt

Architektur als Akupunkturtherapie? Auf der Suche nach architektonischen wie räumlichen Modellen zum ländlichen „Upgrading“, das auch für Europa Impulse geben könnte, trafen Hans-Jürgen Commerell und Kristin Feireiss vom Aedes Architecture Forum, Berlin, auf die „Songyang Story“. In dieser chinesischen Region mit mehr als 400 Dörfern setzte die Pekinger Architektin Xu Tiantian und ihr Büro DnA_Design and Architecture in Zusammenarbeit mit den Dorfgemeinschaften, der kommunalen Regierung und lokalen HandwerkerInnen in wenigen Jahren, mit unglaublich schönen Projekten, ein neues „rurales Selbstbewusstsein“ in Gang. Die inspirierende Ausstellung macht nun im Az W halt, geht dann weiter ins Architekturzentrum Basel und man kann nur hoffen, dass sie noch viele weitere Stationen findet.

Songyang gilt als traditionell landwirtschaftlich geprägte Region mit sanften Hügeln, Reisfeldern und Teeplantagen. „Unsere Zusammenarbeit mit Songyang begann mit der allmählichen Entwicklung eines touristischen Angebots, das anfänglich auf die Teeplantage in Damushan beschränkt war und später auf die umliegenden Dörfer ausgeweitet wurde“, berichtet die Architektin im Ausstellungskatalog. Mit minimalen Interventionen begannen sie die vorhandenen Ressourcen und oft schon vergessene handwerkliche Traditionen einzubinden, um zentrale Elemente der Dorfsubstanz sowie Dorfgeschichte zu wahren und positive Zukunftsperspektiven für die kulturelle, soziale und ökonomische Entwicklung zu schaffen.

Die Ausstellung erzählt die Geschichte von Songyang sehr eindrucksvoll. Ausgewählte Projekte werden auf Tafeln aus zwei Distanzen betrachtet, einmal in der Landschaft sitzend und dann als Gesamtansicht. Schöne, große Modelle, Pläne, Fotos und Filmsequenzen, die das Leben in diesen Gebäuden veranschaulichen sowie die Menschen zu Wort kommen lassen, vermitteln die Themen kurzweilig und auch die Texte sind interessant und gut zu lesen.

Die „Brown Sugar Factory“ beispielsweise, wird nur in den drei Wintermonaten für die Zuckerproduktion genutzt, das Gebäude steht die übrige Zeit der Dorfgemeinschaft zur Verfügung. Mit einem komplett transparenten Erdgeschoß verbinden sich nun die Arbeitszonen mit den Feldern und den dörflichen Strukturen. Dort treffen sich die Alten tagsüber zum Tee, abends werden Filme gezeigt, dann spielt wieder das lokale Puppentheater auf. Oder die Shimen-Brücke aus den 1950er-Jahren, die zwei Dörfer über den Songyin-Fluss verbindet und nach der Renovierung zum überdachten gemeinsamen Kulturraum wird. Oder das Dushan-Leisure-Center in Silingxia-Village, das sich im großen Bogen in die Landschaft integriert. Oder ein Bambus-Theater, bei dem die Architektin einen Low-Tech-Ansatz findet, nämlich das schnelle Wachstum und die Biegequalität des Materials. Einmal angelegt braucht die wachsende Kuppel wenig Pflege.

Zu dieser Ausstellung „Rural Moves – The Songyang Story“ ist ein einfach-klares Resümee zu ziehen: Hingehen, Anschauen! Und wer nicht gleich einen Ausstellungskatalog mitnimmt, wird ein zweites Mal vorbeikommen, denn solche Projekte will man nicht vergessen.

26. März 2019 newroom

Raum der Stille. Sakrale Architektur von Mario Botta

„Die Themen des „Sakralen“ – Stille, Meditation und Gebet – zeigen, obwohl sie in starkem Widerspruch zum Alltagsleben stehen, mit viel mehr Nachdruck als andere „profane“ Themen die ursprünglichen Aspekte, die der architektonischen Arbeit ihre Daseinsberechtigung geben. Ich denke: an das Licht und an den Schatten, an die Schwere und an die Leichtigkeit, an die Mauer und an die Transparenz, an den Weg und an die Schwelle, an das Endliche und an das Unendliche, an die Kraft des gebauten Werkes und daran, dass es ein aktiver Teil eines Lebensraums ist, mit dem die Bewohner täglich in Kontakt sind.“ Damit ist doch schon alles gesagt. Mario Botta (geb. 1943) hatte in den letzten fünfzig Jahren mannigfaltige Gelegenheit, dieses Postulat in signifikanter Formensprache und materiell aufzustellen.

Zum ersten Mal wird im deutschsprachigen Raum die umfassende Ausstellung mit 22 ausgewählten Sakralbauten Bottas vom Wiener Städtischen Versicherungsverein gezeigt. „Architektur im Ringturm“ gibt es seit über zwanzig Jahren. Der von Erich Boltenstern geplante Ringturm wurde 1955 als Zentrale der Vienna Insurance Group eröffnet. Von Boris Podrecca in ein modernes Veranstaltungszentrum umgebaut, finden in der ehemaligen Kassenhalle regelmäßig Ausstellungen statt. Kurator ist der Architekt Adolph Stiller. Kaum zu glauben, in wie kurzer Zeit er die dazu gehörende Publikation zustande bringt, immer ein kleines Wunder!

Bei „Architektur im Ringturm 54“ ist man mittlerweile angelangt, erschienen beim Müry Salzmann Verlag, im wiedererkennbaren Format, diesmal Kupfer schimmernd, immer in höchster Qualität, immer in großer Stringenz und Klarheit, immer in engem Zusammenhang mit der Ausstellung. Und das birgt eine willkommene Bereicherung, denn die Ausstellungen im Ringturm sind so dicht, dass man unbedingt nachlesen, nachschauen will, abgesehen von der nachhaltigen Wirkung eines Buches oder gar der vollständigen Sammlung dieser Reihe.

Zwischen den Realisierungen der vorgestellten sakralen Bauten liegen Jahrzehnte: Angefangen mit der Klosterkapelle Biogorio im Tessin aus dem Jahr 1966 bis zu den kürzlich fertiggestellten Werken wie die Kapelle des Heiligen Franziskus in Lugano oder die Moschee in Yinchuan, China. Neben der Abhandlung „Vom Sakralen zur Architektur“ von Mario Botta sind weitere lesenswerte Essays zu finden mit Titeln wie „Die göttliche Proportion“, „Von Architektur und anderen Rätseln“, „Das Heilige als Freund“ und „Die gebaute Stille“. Die Darstellung der 22 Sakralbauten folgt jener der Ausstellung. Prägnante Beschreibungen, Skizzen, Fotos, welche die Form und Einbettung in die Umgebung wiedergeben, ebenso die Innenräume. In der Ausstellung stehen selbstverständlich die imposanten Modelle aus massivem Holz, die obendrein die Bilderstrecken im Buch vervollständigen.

verknüpfte Publikationen
- Mario Botta - Sakrale Räume

19. März 2019 newroom

Doppelnummer mit viel Herzblut

Zwanzig Jahre lang eingesammelt, 150 Positionen zur Architektur in und um Österreich, in zwei Din-A4 Bänden vorgelegt, aufwändig gestaltet, A–K in schwarzer Hülle, L–Z in weißer, zusammengehängt mit einem symbolträchtigen Gummiband. „Damit es kein zu schwerer Wälzer wird“, sagt Volker Dienst, der sich seit 1997 unermüdlich bemüht mit der Vortragsreihe architektur in progress vor allem den jungen Architekturschaffenden ein Podium zu bieten. Die Newcomer von damals sind zum Teil heute längst vielfach preisgekrönt und gehören zu den großen Playern in der Szene. Oder sie haben sich neu formiert und sind anderweitig tätig. Auch dies richtig darzustellen gehörte zu den Herausforderungen des Redaktionsteams.

Renommierte Architekturkritiker und Journalisten wurden losgeschickt und portraitieren die Architekturbüros, ihre Haltungen, ihre Arbeitsweisen. Jedes vortragende Team – von damals bis heute – präsentiert auch sein jeweiliges Herzblut-Projekt. Eingestreut finden sich Essays von ehemaligen Teammitgliedern und Kommentare zur Szene von Verena Konrad, Laurids Ortner, Manuela Hötzl und Volker Dienst.

Grafisch alles richtig gemacht: Jedes Büro kriegt eine Doppelseite, die kurzen Texte werden in zwei inhaltlich logische Absätze strukturiert, die Englisch-Version geschickt positioniert. Klarheit auch im gesamten Aufbau: Ein markanter Titel für jede/n – z.B. „Jenseits des Formalen“ für BWM Architekten, „Empathie und Pragmatismus“ für AllesWirdGut, „Locker und respektvoll bleiben“ für Julia Kick, „Genial Einfach“ für Franz&Sue – und ein Satz der Haltung und Visionen des Teams wiedergibt. Die zweite Seite ist für ein großes Foto des Herzblut-Projekts reserviert, mit prägnanter, dazu passender Beschreibung. Unter Daten erfährt man noch Fakten über die GründerInnen, Gründungsjahr, Standort und wann die Vorträge bei archichtektur in progress gehalten wurden.

Großes Engagement und wahrlich viel Herzblut flossen in diese zwei Bände, die einen spezifischen Blick auf eine heterogene Architekturszene der letzten zwanzig Jahre freigibt und einen wesentlichen Beitrag zum Diskurs über Baukultur leistet.

verknüpfte Publikationen
- HERZ BLUT

18. März 2019 newroom

Und was hat das mit Architektur zu tun?

Stofflich-sinnlich fühlt es sich bei der Ausstellung im vai in Dornbirn an. Anna Heringer war mit Ihrem Beitrag „This ist not a shirt. This is a playground“ bei der vergangenen Architekturbiennale mit dem übergeordneten Thema „Freespace“ nicht das erste Mal in Venedig eingeladen. Schon zwei Jahre zuvor realisierte sie mit dem Lehmbauspezialisten Martin Rauch im Biennale-Hauptpavillon in den Giardini eine sogenannte Pepita, übersetzt „Goldstück“ – und im sinnlichen Erlebniswert, eine Rückzugshöhle aus Lehm. Dass es bei ihrer aktuellen textilen Installation um Architektur geht, erläutert sie: „Soziale und gebaute Räume werden durch die Herstellung der Kleidung, die wir tragen und der Textilien, die wir täglich nutzen wesentlich beeinflusst. Es ist wichtig das in seiner vollen Tragweite zu verstehen.“ Jeder Mensch beeinflusst durch Kaufverhalten und Geldflüsse Räume. Wenn Menschen mangels Arbeitsplätzen ihre Dörfer verlassen müssen, in unkontrolliert wachsende Ballungsräume abwandern und unterbezahlt in den Slums enden, hat das sehr viel mit gebautem Raum und Siedlungsstrukturen zu tun.

Made in Rudrapur

Mit Bangladesh verbindet Anna Heringer schon eine sehr lange Geschichte. Im kleinen Dorf Rudrapur baute sie mit den Menschen vor Ort nämlich ihr erstes Gebäude, die Meti-School, die 2007 mit dem Aga Khan Preis ausgezeichnet wurde. Handgemacht, mit den vorhandenen Ressourcen Lehm und Bambus. Heringer interessiert sich aber auch für die Lebensumstände der BewohnerInnen, die ökonomischen und kulturellen Bedingungen der Orte, an denen sie baut. Bangladesh hat eine lange Textiltradition. So entstand die Idee zur Initiative „Didi Textiles“ mit der gemeinnützigen lokalen Organisation Dipshikha und der Schneiderin Veronika Lang. Es ging darum eine Alternative zu zeigen, die auf der wundervollen bengalischen Textilkunst aufbaut und den Menschen das Leben und Bleiben in ihren Dörfern ermöglicht: Die Saris der Frauen und Wickelröcke der Männer werden traditionell über die Jahre gesammelt und mit feinen Stichen zu Decken vernäht – also ein erstes Up-Cycling. Bevor diese Decken dann nur noch für Putzlappen oder Kinderwindeln taugen, übernimmt sie nun „Didi Textiles“ und macht daraus hochwertige Kleidungsstücke. „Den Wert einer Kultur sieht man häufig in deren Abfall. Wenn dieser Stoff nochmals aufgewertet und neu genutzt werden kann, ist das ein großer Gewinn. Unsere Ressourcen sind wertvoll und wir veredeln sie mit Handwerk, um etwas Einzigartiges zu schaffen“, sagt Anna Heringer. In Fertigstellung begriffen ist das von ihr geplante Desi-Trainingcenter. Dort soll Menschen mit Behinderungen das Schneidern beigebracht werden. Im Obergeschoss wird es eine Textilwerkstatt geben, in der Frauen im Auftrag von „Didi Textiles“ Kleidung nähen. Organisiert über Dipshikha werden sie gut bezahlt und gleichzeitig sorgt die NGO dafür, dass auch Geld in die Dorfgemeinschaft fließt und Schulen und Betreuung unterstützt werden.

„Das faszinierende bei den Projekten von Anna Heringer ist, dass sie nicht über den Lebenszyklus eines Gebäudes spricht, sondern über Wirtschaftskreisläufe, über Autonomie, über Selbstermächtigung. „Architecture is a tool to influence life“, sagt sie immer. Es geht also darum, den Menschen damit ein selbstbestimmtes Leben zu erleichtern und sie von ausbeuterischen globalen Systemen unabhängiger zu machen“, erklärt Verena Konrad. Deshalb sei die Ausstellung nur eine konsequente Fortführung der Programmlinie im vai und des Schwerpunkts Ökologie. „Ökologie ist immer auch Gesellschaftskritik.“

Golden Box und Pop-Up-Store

Die Ausstellung im vai hat mit „This is not a shirt“ nicht nur den gleichen Titel wie auf der Biennale. Als „Kleider machen Leute“ stoppte sie in der Architekturgalerie München und wurde dort um einige bestickte Textilien bereichert. Auf diesen sind die Bauprojekte Meti-School und Desi-Trainingcenter von Studio Anna Heringer in Rudrapur mit aufgestickten Grundrissen, Ansichten und einem Masterplan dokumentiert.

Ein sehr berührendes Element der Ausstellung ist die goldene Box: Außen glänzend und verspiegelt, innen beklemmend und mit Berichten über Katastrophen tapeziert steht sie stellvertretend für das Leben im Umfeld der Fabriken: Das Äußere für die Träume der Menschen und für die Shoppingmalls unserer kapitalistischen Welt. Das Innere konfrontiert einen mit der Realität. Die Wände sind mit Zeitungsartikeln über erschreckende Arbeitsbedingungen und Unglücke tapeziert, die in der Vergangenheit passiert sind. Spätestens seit dem Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik, in einem Außenbezirk der Hauptstadt Dhaka, im November 2012 mit 117 Toten und mehreren hundert Verletzten oder dem Einsturz des Textilfabrikgebäudes Rana Plaza in Sabhar (1135 Tote und 2438 Verletzte) ein Jahr später, darf niemand mehr wegschauen.

Auch in Dornbirn wird der „Didi Textiles“-Pop-Up-Store eröffnet und man kann die wunderschönen, fein gearbeiteten, mehrschichtigen Didi-Shirts, Didi-Skirts und Kissenüberzüge, die mit fußbetriebenen, alten Maschinen, die keinen Strom brauchen, genäht wurden, auch kaufen. Der Erlös geht an die Schneiderinnen, ein Teil davon wieder in die Dorfentwicklung. Das Highlight bei der Ausstellungseröffnung im vai ist die Modeschau, bei der diese Textilkunst in Szene gesetzt wird.

Mit der Ausstellung zu „BASEhabitat – Architektur für Entwicklung“ im Herbst schließt sich der thematische Kreis im vai, der „Mit Erde gebaut“ begann. Es sei also Roland Gnaiger, dem Gründer von BASEhabitat, das passende Schlusswort überlassen: „Wir können heute ohne Verzicht und Einschränkung Häuser bauen, die die Ressourcen ihrer Orte nützen anstatt auszubeuten, die die Umwelt bereichern anstatt zu zerstören und die den Menschen damit lebenswerte Räume bieten.“

18. März 2019 newroom

Ein Bilderbuch-Spaziergang durch die Gärten von La Gara

Altrosa Leinen, ein geprägtes Farbbild auf dem Cover. Die Aufmachung hat etwas Altmodisches, zugleich Wertiges, jedenfalls Atmosphärisches. Und das trifft es doch genau: Das Landgut La Gara aus dem 16. Jhd. liegt etwa 15 km vom Genfer Stadtzentrum entfernt, ist etwa 45 Hektar groß und die prächtige Auffahrtsallee, Grenzmauern, Kanäle, der Ehrenhof und das Herrenhaus, flankiert von Wirtschaftsgebäuden, gehen auf das 18. Jhd. zurück. Unmittelbar und dreißig Seiten lang nähert man sich dem Anwesen. Die Bilderstrecken hat Georg Aerni über vier Jahre hinweg zu allen Jahreszeiten fotografiert.

„Schon bei meinem ersten Besuch auf La Gara, der durch die Vermittlung des Landschaftsarchitekten Erik Dhont zustande gekommen war, wurde klar, dass das Anwesen Stoff für ein Buch bietet, dessen Relevanz weit über La Gara hinausgehen wird“, schreibt die Autorin Anette Freytag. Die bewegte Geschichte in dieser Schweizer Grenzregion und der Kulturtransfer der aus Frankreich geflüchteten Hugenotten hätten hier ebenso ihre Spur hinterlassen wie die „ferme ornée“, eine Strömung aus dem 18. Jhd., die landwirtschaftliche Bereiche eines Anwesens ästhetisch mit den nur dekorativ genutzten Gartenbereichen zu einer Einheit zu verbinden suchte. Im Zentrum des Buches sollten nicht nur die historischen Schichten des Landguts stehen, sondern auch die Erneuerung ab 2001: die Arbeiten des belgischen Landschaftsarchitekten Erik Dhont und die Erkenntnisse, die durch die Restaurierung der Gärten wie der Gebäude durch die Schweizer Architektin Verena Best-Mast und durch die Revitalisierung der umgebenden Landschaft gewonnen wurden. So wechseln sich die mehrseitigen Fotoblöcke mit ausführlichen wissenschaftlichen Texten, zahlreichen Karten und Skizzen ab.

Die aktuellste Intervention ist das Labyrinth von Markus Raetz. Überraschung, Versteck, Rätsel und seine Lösung sind die wiederkehrenden Motive. Ein lateinisches Palindrom ist der Anlage des Labyrinths eingeschrieben und wird zugleich zu dessen Schlüssel, gepflanzt und in Form geschnitten. Erik Dhont hat dafür außer den aus historischen Labyrinthen bekannten immergrünen Pflanzen Buchsbaum, Stechpalme und Liguster auch Feldahorn, Birnbaum, Holzapfel, Kornelkirsche und Winter-Jasmin gewählt. Das gibt dem 650 m² großen Irrgarten eine spezielle Textur im Wandel der Jahreszeiten. Die Skulpturen von Markus Raetz entfalten ihre Bedeutungsebenen nur in der Bewegung des Betrachters. Der Erlebniswert wird also zu einer Frage des eigenen Standorts.

Auch wenn dieses Buch den LeserInnen mit wissenschaftlichem Interesse an Landschaftsarchitektur und Gartenkunst vollends gerecht wird, macht es auch jene glücklich, die sich emotional nur auf die atmosphärischen Bilder einlassen wollen. Der Spaziergang durch das Bilderbuch führt über die Auffahrtsallee zum durch den Ehrenhof verbundenen Gebäude-Ensemble – die innenarchitektonischen Interventionen werden etwas später erkundet – , zu den durch zwei gemauerte Kanäle begrenzten Ziergärten sowie zur Obstbaumwiese, zum sich extra muros zwischen Kanal und Wäldchen ausbreitenden Karpfenbecken um schlussendlich bei den Formationen der Gartenanlage intra muros sowie den zeitgenössischen landschaftlichen Interventionen zu verweilen.

verknüpfte Publikationen
- Die Gärten von La Gara

18. März 2019 newroom

Wieder zu Hause

„Getting Things Done. Evolution of the Built Environment in Vorarlberg“ im vorarlberg museum

Die hohe Qualität der Baukultur in Vorarlberg ist ein bemerkenswertes Phänomen. So verwundert es nicht, dass die Sektion für Auslandskultur des Bundesministeriums für Europa, Integration und Äußeres auf der Suche nach Themen, die ein innovatives, kreatives Bild vom modernen Österreich vermitteln könnten, die Idee verfolgte, eine Architekturausstellung über das Netzwerk von derzeit dreißig österreichischen Kulturforen in insgesamt 28 Länder der Welt zu schicken. Das Land Vorarlberg als Kooperationspartner anzufragen war naheliegend, und für Konzept und Kuration wurde Architekt Wolfgang Fiel gefunden. So ging die Wanderausstellung „Getting Things Done“ über zeitgenössische Architektur und Handwerkskunst Vorarlbergs im November 2014 auf die Reise. Nach fünf Jahren erfolgreicher Tournee kehrt sie nun nach Hause zurück – und das im wörtlichen Sinn, denn das vorarlberg museum übernimmt diesen vielschichtigen Blick auf die Entwicklung der Baukultur in seine Sammlung. Kurator Wolfgang Fiel hat zirka die Hälfte der Stationen begleitet.

Martina Pfeifer Steiner – Was habt ihr in den letzten fünf Jahren mit dieser Wanderausstellung über das architektonische Schaffen des kleinsten Bundeslands Österreichs erlebt, und wie ist sie international angekommen?
Wolgang Fiel – Das Interesse war wirklich groß, zwischen fünfzig und hundert BesucherInnen kamen immer, am bestbesuchten Event zählten wir hundertfünfzig! Vor allem wenn die Ausstellung im Kontext von Universitäten gezeigt wurde, gab es großen Andrang. Bei den Stationen, die ich begleiten durfte, hielt ich meist einen Vortrag. Istanbul war besonders: einerseits weil meine Frau Denizhan Sezer hier zu Hause ist, andererseits weil wir an der Yıldız Teknik Üniversitesi einen Workshop gaben – „Evolution of the Built Environment in Vorarlberg: The Story Thus Far or How would we do it in Turkey“ – der begeistertes Feedback erntete. In Cardiff, Wales, organisierte man ein „Getting Things Done“-Symposium und die beteiligten Professoren berichteten, dass sie mindestens einmal im Jahr mit den StudentInnen nach Vorarlberg kommen, um sich Holzbau-Architektur anzuschauen. Über das Kulturforum Washington kam die Anfrage der University of Maryland. Bei dieser Lecture diskutierten wir angeregt darüber, dass eine dermaßen hohe Qualität und Sorgfalt bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Kindergärten, Gemeindezentren in den USA unbekannt sei. Eine super Station war auch die Norsk design- og arkitektursenter (DOGA) in Oslo und räumlich imposant die spanische Architektenkammer, das Colegio de Arquitectos de Madrid (COAM).

Tradition von Handwerk und Holzbau

Pfeifer Steiner – In Vorarlberg hat man ja doch mit kleineren Strukturen zu tun. In dieser Ausstellung wurde man auch nicht mit bloß Anekdotischem
 oder prototypisch Exemplarischem konfrontiert. Worin lag dann das Inspirierende?
Fiel – Der kuratorische Anspruch zielt auf eine kritische Auseinandersetzung mit der Entwicklung 
und gegenwärtigen Befindlichkeit der Baukultur Vorarlbergs ab. Es geht um die Vermittlung der über den spezifischen Kontext und die regionalen Entstehungsbedingungen hinausgehenden Themen, mit denen man sich heute auf der ganzen Welt beschäftigen muss. Bei Feldern wie Energie, Nachhaltigkeit, Holzbau zeigt unsere Region Lösungsmöglichkeiten auf, die auf breiter Ebene behandelt werden, es hat sich eine besondere Kultur entwickelt. Man war verblüfft über den Stellenwert des Handwerks und die daraus entstehenden innovativen Prozesse. Sicher mag das auch an der überschaubaren Größenordnung lokaler Bauaufgaben liegen, hat aber vor allem damit zu tun, dass die eng geknüpften sozialen Netzwerke eine Kommunikation auf kürzesten Wegen erlaubt und die einzelnen Akteure voneinander lernen wollen.
Pfeifer Steiner – Aber gibt es nicht in vielen Ländern eine ausgeprägte Tradition von Handwerk und beispielsweise Holzbau?
Fiel – Doch, zweifellos! Mir wurde jedoch bei diesen Reisen wieder präsent, dass es in extrem vielen Ländern der Welt zwar eine hochstehende Holzbautradition einmal gegeben hatte, das Bewusstsein dafür aber verloren ging. In Kuala Lumpur, Malaysia, waren wir auf Einladung der Petronas Galeries, das ist die Kultur-Foundation des staatlichen Ölkonzerns. Angeregt von der Ausstellung sind uns dann im ganzen Land wunderbare alte Holzbauten gezeigt worden, die eine neue Wertschätzung erfahren.

Das Display als Wundertüte

Pfeifer Steiner – Die Wanderausstellung kehrt nun zurück und findet ihr zu Hause in der Sammlung des vorarlberg museums. Zeit für einen Rückblick? Und wie ist die Ausstellung in Bregenz angelegt?
Fiel – Ich denke, wir haben die sinnliche, stoffliche und soziale Komponente gut vermitteln können. Das ganze Setup hat in jeder Hinsicht funktioniert. Im vorarlberg museum zeigt das Ausstellungsdisplay noch einmal seine Stärken. Das interaktive Hängeregister-Möbel mit den Projektfahnen bildet die Mitte. Zum Abschluss werden noch einmal zwölf ausgewählte Interviews in Langfassung gezeigt. Die insgesamt 57 Gespräche, die auf der Website zum allseitigen Gebrauch und Interesse zur Verfügung stehen, sind für mich ein wichtiges Zeitdokument. Ein spezielles Feature für Bregenz ist die Projektion der domestischen Einblicke, eine Bildstrecke, die bei den Interviews in den privaten Wohnungen der ProtagonistInnen entstanden ist.
Pfeifer Steiner – Im Idealfall wird die Ausstellung an dieser Endstation nicht nur archiviert, sondern könnte Anregung für die Fragestellungen der Zukunft sein?
Fiel – Bei den „Getting Things Done Tandemführungen“ wird dies versucht. ArchitektInnen, Handwerker, Kunsthistorikerin und ArchitekturpublizistInnen begeben sich in unterschiedlichen Konstellationen, aus verschiedenen Perspektiven in den Dialog. Für mich ist die Ausstellung kein Selbstzweck, sondern eigentlich ein Reflexionsmittel. Und das würde ich mir wirklich erhoffen, dass sich die Architektur in Vorarlberg nicht nur selbst spiegelt oder feiert, sondern wir uns fragen, was als nächstes kommt.

5. März 2019 newroom

Die Wurzeln und Flügel der Gebrüder Brückner

Man wollte dieses Buch zum schönsten küren, wenn das hier vorgesehen wäre. Weißes Leinen, am Cover zarte Schraffierungen – Gebautes in der Natur? Für 400 Seiten plus gar nicht schwer, angenehmes ungestrichenes Papier, schönes Format. Erwartungsvoll darf man sich auf das „architektonische Denken und Handeln“ der Brüder Christian und Peter Brückner einlassen. Die Wurzeln liegen in ihrer Heimat, der nördlichen Oberpfalz in Tirschenreuth unweit der tschechischen Grenze, wo sie noch heute eines der Büros führen. Das zweite ist in Würzburg, die 60 Mitarbeiter teilen sich je zur Hälfte auf diese beiden Standorte auf.

„Der skizzierte Weg durch das Buch ist gesäumt von Einschüben – Rastplätzen, Aussichtspunkten, Einkehrmöglichkeiten – unterschiedlichster Provenienz. Wir haben Menschen dazu eingeladen etwas beizusteuern – Menschen, die unseren Weg in vielerlei Hinsicht begleiteten: unser Team, Bauherren, Nutzer, Handwerker, Weggefährten, Freunde, Familie“, eröffnen Peter und der neun Jahre jüngere Cristian Brückner. Die Fotos – mit viel Weißraum inszeniert – machen den Hauptteil des Buches aus. Drei große Themen werden damit atmosphärisch rüber gebracht. In „Heimat“ sind „Orte und Landstriche ein unerschöpflicher Speicher: Schicht um Schicht wachsen Natur und Menschenwerk. Unablässig modelliert die Witterung; rastlos überschreibt die Menschenhand, legt sich Zeichen über Zeichen, entnommen den Alphabeten der Macht und der Arbeit, der Kunst und des Geistes“, schreibt Winfried Helm auf dem graubeigen Trennblatt. Fasziniert dürfen wir blättern, die Bilder lösen Erinnerungen, vielschichtige Assoziationen aus. Das zweite Kapitel „Die Essenzen des Bauens“ nähert sich der „Aura des Materials“, dem „Geheimnis des Raums“, dem „Wesen des Ortes“ und dem „Miteinander“. Auch wenn man emotional tief hineingezogen wird, bleibt die Struktur des Buchs mit der klein geschriebenen Zeile aus dem Inhaltsverzeichnis links unten durchsichtig. Dezent eingestreut erscheinen Textpassagen: „Für uns sind Grenzen dort, wo etwas Neues beginnt. Diese Maxime begleitet uns von Anfang an. Es gibt nicht nur Licht und Schatten. Es sind die Zwischenräume, die uns interessieren. Beim Bauen und im Leben gelangen wir immer wieder an Grenzen, die überwunden werden müssen.“ Oder: „Den Ort lesen. Die Geschichte wahrnehmen. Den Bestand nutzen. Die Natur verstehen. Lebensräume schaffen. Das verstehen wir unter nachhaltigem Bauen.“ Und: „Planen und Bauen sind ein Versprechen, das eingelöst werden will.“

Bevor man schlussendlich im dritten Teil doch zu den 36 ausgewählten Bauwerken gelangt, bei denen Details, Fügungspunkte, Materialien, Strukturen der Bilder von vorigen Kapiteln wiedererkannt werden, kommt unter „Miteinander“: „Wir sind Brüder. Wir ergänzen uns. Die Dinge entstehen im Dialog. Dieser wird durch das Team maßgeblich erweitert. Das was daraus entsteht, ist ein gemeinsames Ergebnis. Uns interessiert nicht, von wem welcher Baustein kommt. 1+1=1“ Dass die Werkliste noch als „Erdachtes, Gebautes und Entstehendes“, teilweise vignettengroß bebildert, die Spannung hält, überrascht nicht. Zum „Ausklang“ dann Persönliches: „Unser Weg. Wir schaffen Lebensräume. Wir respektieren Mensch und Ort. Wir bauen Erinnerung.“ Wurzeln und Flügel – ein Buch, das man immer wieder in die Hand nehmen will um vor irgendeiner aufgeschlagenen Seite zu meditieren.

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- Brückner & Brückner Architekten

22. Januar 2019 newroom

Raum und Desingstrategien in Elsa Prochazkas architectureality

Ein gewichtiges Stück, das Titelbild vielversprechend, mit der Monografie von Elsa Prochazka liegt ein klug gemachtes Werk auf den Büchertisch. „Architektur ist nicht Kategorie, sondern Träger für sich stets wiederholende existenzielle Fragestellungen. Das Interesse an Funktion, Ökonomie, Form, Material und inhaltlicher Metapher bildet den Vorwand, diese Fragen immer neu zu stellen. Die Suche nach Antworten kann auch Architektur sein.“ Soweit ihr Statement am Anfang. Drei Beiträge von geladenen AutorInnen ergänzen den Bildband. Cino Zucchi, der mailändische Architekt, strukturiert sein Essay mit denkwürdigen Impulszitaten und stellt so die Bezüge zum architektonischen Werk von Elsa Prochazka her. Persönlich wird es in den „geschriebenen Gesprächen“ von Marlene Streeruwitz, der bekannten Autorin und Regisseurin. In „festgemacht“ erfahren wir, dass IGIRIEN – die Bezeichnung der Architektengruppe unter der sie mit Franz E. Kneissl und Werner Appelt in den 1970er-Jahren sehr erfolgreich war – sich vom Namen der Phantasiestadt IGIR aus ihrer Kindheit herleitet. Gesprochen wurde dort igirisch, und dies wurde nicht nur zum Synonym für „vom Üblichen abweichend“, sondern brachte auch ihre Eltern zur Verzweiflung. „Es war also eine Art Gegenentwurf zum erlebten Umfeld“, sagt Elsa Prochazka heute dazu. Der Beitrag von Valie Export stellt sich als Fotocollage „Für Elsa 2018“ dar, sehr inspirierend!

Doch nun zum Hauptteil: Über das eindrucksvolle Oeuvre werden Layer eingerichtet, die schon durch die Begriffe reiche Assoziationen auslösen: line – reflex – skin – layers – volume – plane – highrise – point. Und wenn wir beim ersten Projekt des Kapitels „highrise“ landen, wird ersichtlich, dass es sich beim Titelbild um ein Lego-Modell des Kulturzentrums „Hochhaus für Josephine Baker“ handelt, das 1991 anlässlich der ORF-Fernsehsendung „kunst-stücke“ entstanden ist und in der anschließenden Ausstellung im MAK der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Die Dramaturgie des Bildbandes ist perfekt: Ganzseitige Bilder der „who is who“-ArchitekturfotografInnen machen den Leser zum aufmerksamen Betrachter und bis zum Schluss die jeweilige Projektbeschreibung in angenehmer Kurzfassung auftaucht, haben wir mitunter schon selbst herausgefunden, um welches Projekt es sich handeln könnte. Diese Monografie zum Werk der Architektin Elsa Prochazka zeigt in einer selektiven Zusammenschau „ihren Umgang mit allen Skalen von Städtebau zu Design und stellt die Konzept- und Metaebene ihrer Projekte in wechselseitigen Bezug.“ An das heutzutage unübliche „Hochglanz-Outfit“ hat man sich nach ausführlicher, kurzweiliger Beschäftigung mit dem Buch gewöhnt, vielleicht in seiner Art des „Nicht-modischen“ eh schon wieder gut.

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- Elsa Prochazka - architectureality

5. Juni 2018 newroom

Allumfassend: Hermann Czech

Schönes Buchformat, qualitätsvolle Haptik beim Blättern, ein gewichtiges Werk liegt mit der ersten, umfassenden Monografie über Hermann Czech vor. Die Autorin Eva Kuß verschweigt nicht, dass die inhaltliche Basis mit ihrer Dissertation an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Institut für Theorie und Geschichte der Architektur gelegt wurde. Mehr noch, sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin am FWF Forschungsprojekt „Hermann Czech – Architetecture and Critic of Language in Postwar Vienna“.

Kein Buch zum Lesen, also ein Nachschlagewerk? Das eigenartige Wort „schmökern“ kommt einen in den Sinn, beim Blättern, wenn man unwillkürlich hängen bleibt, an den Fotos der wohl bekannten Bauten, Umbauten, Projekte, zwei drei Absätze liest. Hermann Czech hat zweifellos ein halbes Jahrhundert Architekturgeschichte mitgeschrieben.

Und er hat mitgemacht! In zahlreichen Gesprächen, mit seinem Textarchiv, seiner riesigen Fachbibliothek gab er Einblick in seine Gedankenwelt, in seine Theorien, in seine Geschichte. Das Buch ist eine intellektuelle Biografie, wie Eva Kuß in ihrem Vorwort feststellt, und zeigt die Entwicklung eines Architekten in der Auseinandersetzung mit dem kulturellen Kontext, dem er angehört. Sie beginnt unter dem Titel „Fortschritt und Kritik: Die Wiener Moderne“ mit einer Darstellung dieses kulturellen historischen Umfelds, beschäftigt sich ausführlich mit den Nachwirkungen der Aufklärung im Wien des 19. Jahrhunderts sowie mit der in der Folge entstandenen spezifisch österreichischen Philosophie, deren Schwerpunkte eine empirische Grundeinstellung, Wissenschaftstheorie, Logik und Sprachkritik waren, bis hin zu deren wichtigsten Vertretern in der Architektur: Otto Wagner, Adolf Loos und Josef Frank.

Mit `„Hintergrund“ – Kindheit, Jugend, Studium´ ist der biografische Teil überschrieben. Die typografische Differenzierung erleichtert hier den Überblick, welche Texte aus den Interviews mit Hermann Czech stammen und was Schlussfolgerung und Recherche der Autorin ist. Spannend, die Illustrationen als schwarz/weiß Abbildungen von Studienprojekten wie die Überdachung des Grabens, Wiens bekanntesten Straßenplatz im 1. Bezirk. Czech schlägt bei dem selbst gestellten Thema „eine flexible Konstruktion aus Zugseilen, Druckstäben und einer Membran vor, die auf die Firstmauern der den Straßenzug begrenzenden Häuser aufgelegt werden sollten und knüpft damit an Konzepte von Frei Otto an. Für wesentlich erachtete Czech das Erlebnis des hohen Raums“ (S 98).

Wohltuend-ausführlich geht es mit reich- und in Farbe bebilderten, ausgewählten Projekten weiter. Wie gute Bekannte erscheinen sie und bescheren Aha-Erlebnisse, auch wegen der vielen noch nie gesehenen Entwurfsskizzen.

Im Endeffekt muss man feststellen: Das Buch verleitet doch zum Lesen. Und das mit Freude.

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- Hermann Czech

7. Mai 2018 newroom

Thoughts Form Matter

Interview mit Verena Konrad, Kommissärin des Österreich Pavillons bei der 16. Architekturbiennale in Venedig

Die Biennale in Venedig gehört zu den weltweit wichtigsten Ausstellungen. Kunst und Architektur wechseln sich jedes Jahr ab, so darf man biennal spartenbezogen wörtlich nehmen. Für die 16. Architekturbiennale geben die Kuratorinnen Yvonne Farrell und Shelley McNamara von Grafton Architects das Generalthema „Freespace“ vor, womit sie die „Großzügigkeit des Geistes“ und Humanität als die zentralen Aspekte einer Architekturagenda beschreiben, die sich auf die Qualität des Raumes konzentriert. Verena Konrad, Leiterin des vai Vorarlberger Architektur Instituts, wurde zur Kommissärin für den Österreich Pavillon ernannt. Sie übernahm auch die Kuration und suchte sich ihre Teams: Kathrin Aste und Frank Ludin von LAAC, die seit mehr als zehn Jahren innovative Antworten auf urbane und landschaftliche Herausforderungen entwickeln, erforschen und lehren (aktuelles Projekt: Stadtnaht Dornbirn, Erweiterung der Fußgängerzone); Dieter Henke und Marta Schreieck versuchen bei all ihren Werken differenzierte Räume mit besonderer Atmosphäre und Stimmung anzubieten. Mit Stefan Sagmeister und Jessica Walsh sind die Creative Directors von Sagmeister & Walsh aus New York mit im Boot.

Pfeifer Steiner – Wie entstand die Idee für den österreichischen Beitrag zum Generalthema „Freespace“?

Konrad – Es waren mehrere Schleifen, die wir genommen haben. Als ich im April zur Kommissärin ernannt wurde recherchierte ich zunächst bis zum Sommer und steckte den Rahmen ab, was im Kontext der Biennale jedenfalls funktionieren könnte. Die größte Herausforderung für die Nationen-Pavillons ist nämlich, dass vergleichsweise spät das Thema der Biennale publik gemacht wird. Das war schon spannend, denn ich halte es für wesentlich, dass sich ein Land auch als Teil der Staatengemeinschaft zu einem Generalthema positioniert. Dieses Zusammenstehen von Kreativen – und ich meine damit von gestaltenden Menschen – die den Anspruch haben, neue Lösungen für individuelle und kollektive Problemstellungen zu finden und diese Fragen und Antworten mit einem intellektuellem Anspruch zu verbinden, gehört für mich global zu den wichtigsten Agenden, um die aktuelle demokratiepolitische Krise zu überwinden.

Die Interpretation von „Freespace“ von Grafton Architects lässt viele Zugänge zu. Ich sehe meine Aufgabe darin, diesem Thema einen spezifischen Rahmen zu geben, es zu deuten und unsere Deutung verständlich und erlebbar zu machen: Wir haben den Pavillon von Josef Hoffmann und Robert Kramreiter, es gibt das räumliche und kulturelle Setting der Biennale und mit dem Manifest von Grafton Architects war uns allen zusammen dann klar – wir bauen! Und wir agieren jeweils innerhalb der eigenen Disziplin. Architektur und Design verschwimmen nicht, sondern bleiben in Kommunikation miteinander und finden atmosphärische Schnittmengen. Im Sinne des räumlichen Erlebnisses gehen wir stark auf den Hoffmann-Bau ein, das war ein sehr schöner gemeinsamer Prozess.

Die intellektuelle Kraft von Architektur

Pfeifer Steiner – Was dürfen wir uns zu den Installationen der drei Teams schon vorstellen?

Konrad – Uns gefällt, wie beim vorgegebenen Thema gedankliche Räume geöffnet werden und wir entnehmen einige Metaphern aus dem Manifest. Ein wichtiger Satz für uns – „we see the earth as client.“ Soviel darf ich verraten: es wird keinen geraden Boden geben, dafür starke Außen- und Innenverbindungen und die Metapher des Reflexionsraumes wird sehr präsent sein. Die BesucherInnen zirkulieren in unserem Raum und finden völlig unterschiedliche Atmosphären vor. Drei Subthemen haben die Teams besonders interessiert, die jeweils stark mit ihrer Bürobiografie und dem eignen Verständnis von Architektur bzw. Design zu tun haben. Bei LAAC ist es das Phänomen der Abweichung und des relationalen Raumes, das spürbar wird. Sie brechen die strenge Symmetrie des Hoffmann-Baus und eröffnen durch das Mittel des Maßstabs einen neuen gedanklichen Horizont. Henke Schreiecks Arbeit heißt „Layers of Atmosphere“. Zwei idente Räume, jedoch spiegelverkehrt, können einmal vertikal und einmal horizontal erwandert werden. Der Mehrwert von Architektur stellt sich bei diesen Installationen als Verbindung von individuellem Erleben und kollektiven Reflektieren dar und die BesucherInnen werden über die Zeit bis November ihre Spuren hinterlassen und Skulpturen wie Materialien mitunter durch ihre Nutzung auch verändern. Das Designer-Team Sagmeister & Walsh reflektiert, inwiefern eine visuelle, digitale Kultur unser Rezeptionsverhalten in Bezug auf Architektur verändert. Und es geht um ein Begriffspaar – Schönheit und Funktionalität – das in der Gegenüberstellung Kontroversen heraufbeschwört und Frage wie Statement zugleich ist: „Beauty is Function“.

Pfeifer Steiner – Wie wird es euch gelingen, bei einer derart großen und weitläufigen Ausstellung das Publikum zu gewinnen?

Konrad – Wissend, dass die Menschen bis sie zu unserem Pavillon kommen schon sehr viel gesehen haben und vielleicht auch schon müde sind, wollen wir sie mit unserem Beitrag wohltuend auffangen. Wir versuchen Räume entstehen zu lassen, die höchste ästhetische Qualität haben und dadurch eine längere Verweildauer evozieren. Insgesamt hat unser Beitrag den schönen Titel „Thoughts Form Matter“, was man als Satz lesen kann, doch zugleich funktionieren auch die einzelnen Begriffe, die indirekt gespiegelt in allen Arbeiten wieder vorkommen. Und als Grundaussage ist uns ganz wichtig, dass Architektur immer visionär sein soll und dass sie mit der Kraft von Gedanken arbeitet. Wir dürfen nicht den Maschinen die Bauprozesse überlassen. Der Mensch ist unverzichtbar, wenn es um die räumliche Gestaltung unserer Welt geht. Wir sehen Architektur und Gestaltung als zivilisatorische Leistung.

Mehrwert für Vorarlberg

Pfeifer Steiner ­– Vor dem vai flattert schon verheißungsvoll die Biennale-Fahne. Was werden wir in Vorarlberg davon mitbekommen?

Konrad – Wir haben ja das Biennale-Büro nicht wie sonst üblich in Wien, sondern im vai in Dornbirn eingerichtet. Dadurch können wir mit einer extrem schlanken Struktur arbeiten. Für die Produktionsleitung, Sponsoring, Öffentlichkeitsarbeit etc. haben wir professionelle PartnerInnen gefunden, die schon öfter für die Biennale in Venedig tätig waren. Das heißt: alles was ich nicht weiß, wissen meine KollegInnen! Des Weiteren gibt es eine „Making of“-Ausstellung, die zu den Architekturtagen (9.6.) im vai eröffnet wird. So bekommen alle Interessierten auch im Ländle Einblick. Es gibt einen Katalog, Filme, die Arbeitsmodelle und Mockups, Beiträge zu Kontext und Geschichte der österreichischen Beiträge aus dem Biennale-Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien sowie den „Biennale-Espresso“ als Vermittlungsformat. Zudem haben wir schon viele Anmeldungen zu Führungen vor Ort in Venedig.

Pfeifer Steiner – Vielen Dank für das Gespräch und auf gutes Gelingen!

16. Architekturbiennale in Venedig
vom 26.5. – 25.11.2018
Eröffnung Österreich Pavillon
24.5. um 15:00 Uhr
»Making of« Austrian Pavilion | La Biennale di Venezia 2018
Eröffnung Ausstellung 9.6.18 um 19:00 Uhr

25. Februar 2018 newroom

Unstabilisiert, vorfabriziert und tragend

„Mit Erde gebaut“ - Ausstellung im vai Vorarlberger Architektur Institut, Dornbirn

Ist uns das eigentlich bewusst? Die Geschichte des Lehmbaus beginnt im 10. Jahrtausend vor Christus, als die Menschen sesshaft wurden. Fünfzehn Prozent der UNESCO Weltkulturerbe-Stätten sind aus Lehm gebaut und ein Drittel der Weltbevölkerung, das sind zweieinhalb Mrd. Menschen, wohnt in Lehmhäusern! Höchste Zeit, dass der Lehmbau aus seiner Nische herauskommt, wo er verharrte, wo man das ganze verlorene Wissen wieder entdeckt hat und mit modernen Technologien anwendet. Im Zeitalter der Industrialisierung wurden Fragen zu Klimawandel, CO2-Emissionen, Ressourcen, zur (grauen) Energie und zum ökologischen Fußabdruck vernachlässigt bis ignoriert, die heute absolut brisant sind.

Mit dem TERRA Award, dem ersten internationalen Preis für zeitgenössische Lehmarchitektur kam nun einiges in Bewegung, indem die außergewöhnliche ästhetische und technische Qualität dieses puren Baustoffes an innovativen Gebäuden sichtbar gemacht wurde. Das konnte die Initiatorin Dominique Gauzin-Müller noch nicht absehen, als sie das interdisziplinäre Forschungsteam CRAterre (Nationales Zentrum für Lehmbau) in Grenoble kennenlernte. Seit 35 Jahren beschäftigt sie sich mit ökologischer Architektur, schrieb zahlreiche, vielbeachtete Bücher und bewirkte nicht nur mit ihrer Ausstellung „Die Leichtigkeit des Seins – Aktuelle Bauten aus Holz in Frankreich“, die vor drei Jahren auch im vai gezeigt wurde, beträchtliche Aufmerksamkeit für das nachwachsende Baumaterial. „Wenn ich die gleiche Energie zur Verbreitung von Lehm aufbringen würde ...? Das interessierte mich brennend“, erzählt Dominique Gauzin–Müller.

PR für Lehm

Ein Preis – ein Buch – eine Wanderausstellung. Das war die Idee. Doch für Lehm gibt es keine Interessensverbände oder große Firmen wie bei Holz, folglich kein Geld. Man musste kreativ sein und die richtigen Partner suchen. Unter der Schirmherrschaft des UNESCO- Lehrstuhls „Lehmarchitektur, Baukultur und nachhaltige Entwicklung“, unterstützt von der École nationale supèrieure d´architecture de Grenoble, CRAterre und dem Forschungs- und Experimentierzentrum amàco wurde also der weltweite TERRA Award ausgeschrieben, der den Mut der Bauherrschaft, die Kreativität der ArchitektInnen und die Kompetenz von Handwerk und Unternehmen feiern sollte.

„Wir konnten überhaupt nicht einschätzen, wie viele Projekte eingereicht werden würden, fünfzig oder hundert? Und dann waren es tatsächlich 357 hochkarätige zeitgenössische Lehmbauten, von allen Kontinenten, in allen Techniken, ob aus Lehmziegeln, Wellerbau, gepressten Lehmsteinen, Stampflehm oder Strohlehm“, Gauzin-Müller wundert sich heute noch.

Von einer Jury wurden dann vierzig Bauten in unterschiedlichen funktionellen Kategorien als Finalisten nominiert. Da der alle vier Jahre stattfindende Terra 2016 Welt-Kongress zum zweiten Mal in Europa und noch dazu in Lyon stattfinden sollte, war die gefinkelte Idee, die „Jury d´honneur“ zu Beginn des Kongresses durchzuführen und die Preisträger des TERRA Awards als Abschluss zu präsentieren. So war dann tatsächlich der chinesische Architekt Wang Shu, Pritzker Preisträger 2012, Jury-Präsident. Interessant, dass die Wanderausstellung und das Buch „LEHMBAU HEUTE“ mit den vierzig Nominierten bis zu dieser Großveranstaltung schon fertiggestellt war. „Es ging uns nicht darum einige wenige hervorzuheben, sondern die Fülle und Vielfalt von modernem Lehmbau zu zeigen“, sagt Dominique Gauzin-Müller.

Der Pionier

Naheliegend, dass nun einer der wichtigsten und einflussreichsten Lehmbauer auftauchen muss. Der Vorarlberger Martin Rauch ist ein Pionier in der Verarbeitung von Stampflehm. Vier der von ihm aus vorgefertigten Elementen errichteten Bauwerke sind Finalisten des TERRA Awards: das Kräuterzentrum Ricola in Laufen, das Besucherzentrum der Vogelwarte in Sempach und das Ferienhaus Plazza Pintgiain in der Schweiz sowie die Büros der Druckerei Gugler in Österreich. Ihn würdigt die Jury mit einem Sonderpreis für sein Gesamtwerk, dem Preis für technologische Innovation. „Der TERRA Award für Martin Rauch ehrt einen Künstler und Bauunternehmer, dem es gelungen ist, sich respektvoll und vollkommen auf das dem Material Lehm innewohnende großartige Potenzial einzulassen. Seine Baumethoden und seine Produktion achten den Lehm für das, was er ist: eine großzügige Gabe der Natur, ein einfaches, unverändertes und umweltschonendes Baumaterial. Martin Rauch baut mit Erde für die Erde“, hieß es in der Laudatio.

Wieder naheliegend, dass nun bei der Präsentation der TERRA Award-Wanderausstellung mit den vierzig Projekten der Finalisten und interessanten Illustrationen der verschiedenen Lehmbautechniken im vai die Arbeit Martin Rauchs und seines Teams von Lehm Ton Erde mit den Produktions- und Innovationsprozessen einen bereichernden Sonderteil darstellt. Kurator Clemens Quirin verrät, dass es auch ein Modell im Maßstab 1:50 geben wird, welches den Herstellungsprozess von Stampflehm-Fertigteilen demonstriert. Auf drei Metern Länge wird vom Material Erde weg über das Mischen, Produktion und Lagerung der Elemente schlussendlich der Aufbau einer Wand gezeigt.

Hundert Prozent

Drei Statements beinhaltet der Titel für diese Schau: unstabilisiert, vorfabriziert, tragend. Der Vorarlberger Lehmbauer bleibt immer dem unverfälschten Erdmaterial treu. Statt in der vermeintlichen Verbesserung von Materialeigenschaften durch Additive wie Zement sucht Martin Rauch neue Wege und Lösungen in der konstruktiven Gestaltung und der Bautechnik. Erde zu Erde. Seine Gebäude sind zu hundert Prozent recycelbar. Installationen, Leerrohre, Holzbalken können einfach mit Wasser herausgelöst und wiederverwendet, das Haus rückstandslos der Natur zurückgegeben werden. „Das ist nur möglich, wenn man absolut keine Zusatzstoffe zur Stabilisierung verwendet. Und will man vorgefertigte Stampflehm-Elemente ohne sichtbare Fugen zusammensetzen, funktioniert das ebenfalls nur, wenn der Lehm pur bleibt“, so Martin Rauch.

In den letzten zwanzig Jahren hat das Team sehr viel Erfahrung in der Vorfertigung von Stampflehm-Elementen gesammelt. Jedes Projekt ist ein Prototyp und die Werkzeuge und Techniken entwickelten sich an jedem einzelnen Gebäude weiter. Aufsehenerregend war die Zusammenarbeit mit den Stararchitekten Herzog & de Meuron. Die Lagerhalle für die Kräuter der Ricola-Bonbons ist mit 111 Metern Länge derzeit das größte Stampflehmgebäude Europas. Die kiesige Erde wurde vor Ort gewonnen, Mergel und Lehm kamen aus einer nahen Ziegelfabrik. Um die insgesamt 3 000 m² selbsttragende Fassade zu bauen, errichtete Lehm Ton Erde in der Nähe der Baustelle eine Fertigungsanlage wo die Wandelemente gestampft wurden. „Da ist schon viel Vertrauen und Mut bei der Bauherrschaft eine Voraussetzung, denn sie kann sich nur auf meine Expertise verlassen, wenn neue Wege begangen werden. Überzeugungsarbeit ist notwendig und mein Spruch - eine Lehmwand ist viel schwieriger zu verkaufen als eine zu bauen – kommt nicht von ungefähr“, berichtet Martin Rauch.

Perspektiven

Sein eigenes Haus in Schlins war in dieser Hinsicht ein beruflicher Meilenstein. Dieses gilt international als Manifest der modernen Lehmbauarchitektur. Hier konnte Martin Rauch vorbehaltlos experimentieren - war er doch Bauherr, Handwerker und Co-Planer in einer Person - den Stampflehm tragend einzusetzen. Und die Zukunftsperspektiven tun sich schon bei seinem nächsten Vorhaben auf. An der eigenen Produktionshalle soll ein tragendes Bausystem aus Stampflehm entwickelt werden. „Abgesehen davon, dass wir eine große Produktionsstätte brauchen, ist jetzt einfach die Zeit, das Thema substanziell weiterzuentwickeln, zu forschen und zu zeigen, wie Lehm in großen Dimensionen als tragendes Baumaterial eingesetzt werden kann“, sagt Martin Rauch. Es gelte jedoch auch, für den Lehmbau mit seinen dicken Wänden eine spezifische Architektursprache zu finden sowie in der Ausbildung das Wissen über diesen ursprünglichen Werkstoff zu verbreiten. Die Weiterentwicklung der Vorfertigung beim Stampflehmbau im großen Stil würde Möglichkeiten eröffnen, an die wir heute noch gar nicht denken.

11. September 2017 newroom

Ein großes Fest der Künste

„Peter Zumthor Dear to Me“ - Ausstellung im KUB Kunsthaus Bregenz

„Von Bauwerken, die an ihrem Ort eine besondere Präsenz entwickeln, habe ich oft den Eindruck, sie stünden unter einer inneren Spannung, die über den Ort hinausweist. Sie begründen ihren konkreten Ort indem sie von der Welt zeugen. Das aus der Welt Kommende ist in ihnen eine Verbindung eingegangen mit dem Lokalen.“, schreibt Peter Zumthor in seinem Buch `Architektur denken´[1]. Vielleicht macht genau das Zumthors Bauten so spektakulär, wobei für seine wahrhafte Architektur dieses Eigenschaftswort überhaupt nicht adäquat ist. Eindrucksvoll ist jedoch, was seine Häuser mit dem Ort und den Menschen machen. Das weiß auch KUB Direktor Thomas D. Trummer ganz genau: „Die Möglichkeiten, die das Kunsthaus Bregenz bietet, sind einzigartig. Dieser Raum schafft es, dass wir die Wahrnehmung intensivieren. Das erleben nicht nur die BesucherInnen so, sondern auch die KünstlerInnen.“ Wie aufsehenerregend und immer komplett einmalig, um in Superlativen zu bleiben, das wurde bei der Rückschau anlässlich des 20 Jahre-KUB Jubiläums wieder offenkundig. Ebenfalls erwiesen, was das andere große Werk des Architekten im Bregenzerwald als Versammlungsort für die Menschen und ihre handwerklichen Produkte macht. Anlässlich der Fertigstellung 2013 bemerkte Zumthor: „Es war für mich spannend, mit dem Werkraumhaus ein ländliches Gegenstück zum Kunsthaus Bregenz zu bauen, das ebenso stolz ist und selbstbewusst. Das nicht nur vom eigenen Dorf spricht, sondern auch ein wenig von der Welt. Interessant war das Abwägen zwischen Bäuerlichen und Städtischen, wie ländlich oder wie elegant das Haus werden sollte.“

Zumthor bespielte `sein´ Kunsthaus 2007 schon einmal. Die eindrucksvolle Ausstellung `Bauten und Projekte 1986 – 2007´ zeigte nicht nur Modelle (die sieben Jahre später das KUB Sammlungsschaufenster eröffneten) und Pläne, sondern eine Videokunst-Installation, die auf sechs raumhohen Screens pro Stockwerk insgesamt zwölf seiner Bauten, aus sechs Blickwinkeln gefilmt, als Cyberspace im Maßstab 1:1 durchwandern ließ. Bei Zumthors zweiter großen KUB-Ausstellung geht es diesmal nicht um seine Werke. Er hat sich wieder einen besonderen Ansatz ausgedacht: Zumthor lädt ein, zeigt was ihm wichtig ist – Dear to Me - und teilt es, er lädt zum großen Fest der Künste, das vier Monate lang im KUB ausgerichtet wird.

Musik und Literatur

Ein Spektakel, und jetzt passt das Wort! Wie schaffen die das, 150 Veranstaltungen? Doch fragen wir uns nicht immer wieder, wie das KUB-Team in nur drei Wochen alle Spuren verwischt und das Neue installiert? Denken wir nur an die aufwändige vorangegangene Ausstellung `Adrián Villar Rojas´! Zumthor verwandelt das Haus nun in vier verschiedene Kunstlandschaften. Im Erdgeschoß - Lounge-Atmosphäre: Ein großflächiger roter Teppich, zugeschnitten, auf dem schwarzen Podest ein Bösendorfer-Flügel, der Baldachin darüber sowie die geometrischen Paneele an den Wänden haben neben formalen auch akustische Funktionen. 36 Sessel, 36 Hocker und 6 Sofas in braunem Leder wurden von Zumthor eigens entworfen und gehen anschließend in die neue Kollektion eines Deutschen Möbelherstellers über. Es gibt eine Bar und nach sechs Uhr, bei Veranstaltungen, einen Drink, den der Architekt kreierte. Nur an diesem Ort erfährt man auf Monitoren etwas über Zumthors Arbeit. Die filmische Collage von Christoph Schaub, zusammengestellt aus Interviews, Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen der letzten 30 Jahre basiert auf Themen, die im Schaffen und Denken des Architekten wichtig sind.

Peter Conradin Zumthor, der Sohn, ist Kurator des musikalischen Programms. Er interpretiert den Titel der Ausstellung so: „In Bezug auf Peter Zumthor und die ihm liebe Musik bedeutet das: Neues und Altes, Ernstes, Augenzwinkerndes, Komponiertes, Improvisiertes, Naturbelassenes, Ausgeklügeltes, Radikales, Überbordendes, Minimalistisches, Tanzbares, Berühmtes, Unbekanntes, Riskantes, Erprobtes, Internationales, Lokales. So lange es gut ist, gilt: It’s dear to me.“ Der Musiker konnte Olga Neuwirth dafür begeistern, ein Stück für Lochkarte und Spieluhr zu komponieren. Im ersten Obergeschoß bleibt das Kunsthaus wie es ist, sogar die langen schwarzen Sitzbänke versammeln sich hier zu abstrakten Linien. Zentral eine zarte Skulptur, die den 16 Meter langen Lochkartenstreifen bis an die Lichtdecke schweben lässt. Die Komposition `Tinkle for P.Z.´ dürfen die BesucherInnen auf der Spieluhr `klimpern´ lassen und erleben zudem die Musik auch optisch, denn in den grafischen Mustern auf dem Band sind deutlich einfache Tonleitern bis zu rasenden Akkordfolgen im voraus sichtbar.
In klassischer Hängung gibt es in diesem Stockwerk noch ein fotografisches Essay von Hélène Binet. Die Tessiner Fotografin hat das KUB schon bei der Eröffnung 1997 fotografiert. Hier findet man ihre noch nie in dieser Form ausgestellte Schwarz-Weiß Bilderserie, mit den gepflasterten Wegen auf die Akropolis in Athen, des griechischen Landschaftsarchitekten Dimitris Pikionis (1887–1968).

Eine Bibliothek

Das literarische Programm kuratiert die Literaturwissenschaftlerin Brigitte Labs-Ehlert. Sie ließ sich bei der Auswahl der Schriftsteller und der Lesetexte auf `Atmosphären´ ein, die Zumthor in seinem ebenso titulierten Buch beschreibt. Besonders erfreulich ist, dass der Georg Büchner Preisträger Marcel Beyer einen neuen Text beiträgt, der im KUB uraufgeführt wird. Das wird wohl im zweiten Stock stattfinden, denn dort ist eine Bibliothek eingerichtet. Ein Dickicht von Bücherwänden fasst eine Privatsammlung von 40.000 Bänden. Sie gruppieren sich labyrinthartig um ein Forum, das mit Stühlen der ältesten Schweizer Stuhl- und Tischmanufaktur `horgenglarus´ möbliert ist.

Wahrlich eine imposante Installation, die schon einen Glücksfall und freundschaftliche Vernetzung voraussetzte. Walter Lietha führte vierzig Jahre lang das `Antiquariat Narrenschiff´ in Chur und ist soeben im Begriff, seine immense Sammlung an Büchern, Bildern, Kleinplastiken, Dokumenten, Fotos, Schallplatten und Sammlungen von Antiquitäten aller Art nach Trin zu transportieren, das Narrenschiff übersiedelt nämlich in die ehemalige Bergpension Ringel. Dadurch war es möglich einen großen Teil der Bücher vorübergehend nach Bregenz zu bringen. Die Sammlung bibliophiler und kostbarer Werke befindet sich bereits im `Ringel-Refugium´. Somit darf die im Kunsthaus eingerichtete Bibliothek benutzt werden, da es sich um ein Gebrauchsantiquariat handelt. Wir werden also Tage im KUB verbringen, und besondere Entdeckungen machen können. Lietha sammelte alle Schätze, die andere Menschen entsorgen wollten. „Mir war bewusst geworden, dass Bücher großartige Zeitmaschinen sind, die Gedanken in gedruckten Buchstaben blitzschnell, über die Zeiten hinweg in mein Bewusstsein zu senden wussten. Dieses Phänomen, das nicht der Vergänglichkeit der Zeit folgte, konnte nur als Geist definiert werden, zeitlos in Büchern in gedruckter Form gebannt und aufbewahrt“, sagt er.

Ein Garten

Für das oberste Geschoss erschafft das Künstlerpaar Gerda Steiner und Jörg Lenzlinger einen Garten. Ob sie Zumthor ihren Entwurf vorher präsentierten? „Nein, das war eine Einladung an die Künstler, ich habe schon gesehen, dass sie zauberhafte Gärten machen, das gefällt mir gut, da hab ich keine Sorge, ich weiß ja wen ich einlade“, sagt er. `Lungenkraut´ ist der Titel dieser Kunstlandschaft und nach den Fotos und Texten des Künstlerpaars zu urteilen, wird es sehr poetisch.
Konzerte, Lesungen und Gespräche wird es geben, „hochkarätig, anspruchsvoll, überraschend, lustvoll, spielerisch, versponnen, volkstümlich, ausgelassen“. Es sei geplant, dass Zumthor jeden Donnerstag nach Bregenz kommt und bis Sonntag vor Ort bleibt, vorausgesetzt es ist eine schöne Bleibe zu finden. Das gehört wohl zum Konzept, er nimmt sich die Zeit. Von September bis Jänner lädt Zumthor außerdem sonntagvormittags GesprächspartnerInnen ein. Dazu wird sich das Erdgeschoß mit der Bühne anbieten. Aber insgesamt findet das Fest der Künste im ganzen Haus statt. So erfüllt es beispielsweise der Posaunist, der sich zwei Tage lang überall im Haus bewegt, mit Musik. „Die Einladung, das KUB zu bespielen, gibt mir Gelegenheit, Träume dieser Art wahr werden zu lassen und diese mit allen Besucherinnen und Besuchern zu teilen.“

[1] Peter Zumthor, Architektur denken, Birkhäuser, Basel, 2010, S. 41

10. Juli 2017 newroom

Freiraum ist Lebensqualität

„Landschaftsräume“ - Ausstellung im vai Vorarlberger Architektur Institut

Es ist an der Zeit, die wandelnden Konzepte und Strategien von zeitgenössischer Landschaftsarchitektur zu vermitteln und ein Bewusstsein zu schaffen, wie bedeutend die Gestaltung von Frei- und Grünräumen für städtebauliche Entwicklung und die Zukunft der Gesellschaft ist. Dieses Thema beleuchtet nun das vai in einer vertiefenden Ausstellung, und zwar auf Projektebene, der Ebene der AkteurInnen, des Berufsstandes bezüglich historischer Entwicklung, Ausbildung, Herausforderungen und des gesellschaftlichen Anspruches. Ein theoretischer Layer, auch zu den Subthemen, wird ebenfalls angelegt.

Über Jahrhunderte hinweg waren es Architekten, Gärtner, Maler oder Laien, die Gärten, Parks, öffentliche Plätze und Landschaften gestalteten. Gibt es irgendwo ein Schloss ohne sorgfältige Landschaftsplanung? Legendär ist die Kunst des englischen Landschaftsgartens im 18. Jahrhundert, die in bewusstem Kontrast zum bisher dominierenden französischen Barockgarten stand. Anstelle der mathematischen Strenge von exakt angelegten Beeten und beschnittenen Hecken, suchte man nach der Ästhetik natürlicher Landschaft und abwechslungsreichen Eindrücken, der Idee eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ folgend.

Der Berufsstand der LandschaftsarchitektInnen ist in Österreich ein recht junger, es gibt erst seit 1991 ein reguläres Studium an der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien. Entsprechend den neuen Tätigkeitsfeldern wie Stadt- und Dorferneuerung, Agrarförderung, Umweltverträglichkeitsprüfungen und Gartendenkmalpflege wurden nun auch Umwelt- und Naturschutz, kooperative Planungsverfahren und alltagstaugliche Freiraumgestaltung Teil des Selbstverständnisses von Landschaftsarchitektur.

Lebensqualität

Anfang der 1990er Jahre pilgerte man noch nach Paris um den aufsehenerregenden Parc André- Citroën zu besuchen. Die große Geste war spektakulär zu dieser Zeit. Auf dem Gelände der ehemaligen Automobilfabrik, einer Fläche von 14 Hektar, wurde der Park im Stil der Postmoderne angelegt, mit drei pompösen Glashäusern, Themengärten (weiß, schwarz, rot, blau, „en mouvement“) und einer riesigen Wiese, die geometrische Wasserläufe durchziehen. Der Park kommt dem dichtbebauten Wohngebiet zugute und verbindet es mit der Seine.
Soziale und städtebauliche Dimensionen von Landschaftsarchitektur sind auch am weltbekannten High-Line-Park in Manhatten ablesbar. 2009 verwandelte man in New York die ungenutzte Hochbahntrasse in einen neuen Begegnungsort. Wo einst Güterzüge in neun Metern Höhe die oberen Stockwerke der Fabriken und Lagerhäuser mit Fleisch belieferten, blühen heute Astern und Petunien. Die Umnutzung der High Line veränderte die Umgebung rundherum. Der Meatpacking District, wo sie beginnt, West Chelsea, durch den sie führt, und Hell ́s Kitchen, wo sie aufhört wurden zu Szenevierteln, Straßenzüge sorgfältig renoviert und neue Wolkenkratzer gebaut.

Die aktuellen Arbeitsbereiche von Landschaftsarchitektur gehen vor allem in Richtung Beteiligungsprozesse. Auf interdisziplinäre Vernetzung setzt die heutige Generation, was sich an der vermehrten Kooperation in Bauprojekten zeigt, aber auch in Bürogemeinschaften.

Bürgerbeteiligung

Die Stadt Bregenz rang lange um ihren Kornmarktplatz. Ein weitreichender Bürgerbeteiligungsprozess brachte an die hundertfünfzig Leute mit Architekten, Landschaftsplanern und PolitikerInnen an einen Tisch um sich der Frage zu nähern: Was braucht Bregenz in seiner Mitte? Und das Ergebnis ist überzeugend. Der sandfarbene durchgehende Bodenbelag erzeugt Weite, die ovalen Bauminseln mit den alten Platanen und die Sitzgelegenheiten, welche sich in konvexer Linie reihen, eine angenehme Balance von Privatheit und Kommunikation.

Ebenso waren beim Platz der Wiener Symphoniker vor dem Festspielhaus die Vogt Landschaftsarchitekten aus Zürich beteiligt. Erinnern wir uns an den Aufruhr vor zehn Jahren, als man sich nicht vom alten Brunnen und einzelnen Bäumen trennen wollte. Heute schätzen alle diesen lebendigen Ort der Begegnung, der obendrein dem internationalen Flair des Hauses gerecht wird. Und wer kann sich dem Zauber des Laubbaumgartens vor dem Casino entziehen?

Dass die Kostenstelle für Landschaftsarchitektur beim Montforthaus in Feldkirch eingespart wurde, merkt man dagegen. Es reicht nicht, die Natursteinpflasterung einfach zu verlängern, einem Platz muss seine Form gegeben werden. Tatsächlich hat die Intervention der Landschaftsarchitektin Nicoletta Piersantelli dann den Stadtraum hinter dem Montforthaus gerettet. Das engagierte Beteiligungsprojekt, initiiert von einer Lehrerin des Pädagogischen Förderzentrums, hat viel bewirkt. Thematisiert wurde das starke Bedürfnis nach einem Pausenhof, Ergebnis ist eine Stadtmöblierung, die noch dazu den Bogen zum Museumsquartier in Wien spannt. Die grünen „Enzis“ fanden ihren Platz und machen Feldkirchs Stadtleben eindeutig kommunikativer.

Auch beim Laurentiuspark an der sogenannten Gesundheitsmeile, die das Krankenhaus Bludenz, Seniorenheim, „Wohnen für Jung und Alt“ und „Werkzeit“, die Ausbildungsstätte für Jugendliche, vereint, war Piersantelli federführend. In einem ausführlichen Beteiligungsprozess wurden VolksschülerInnen, die Jugendlichen und SeniorInnen in Planung und Ausführung eingebunden.

Landschaftsarchitektur vor Ort

Die Ausstellung im vai zeigt zahlreiche Beispiele der Landschaftsplanung in Vorarlberg und den angrenzenden Regionen. Konkrete Projekte sind Privatgärten, Parks, Plätze, Straßenräume, Spielplätze, Außenanlagen von Kindergärten, Schulen, Pflegeheimen, Sozialeinrichtungen, Wohnanlagen und Gewerbebauten, hier auch historische mit Neuinterpretation. Als Nachschlagewerk dient nextland, eine Internetplattform, die seit 2005 der Architekturdatenbank nextroom.at angeschlossen ist, und mit dieser vai-Aufarbeitung weiter wachsen wird.

Wichtig für die Vermittlung sind Vor-Ort-Begehungen. In Exkursionen, Wanderungen, Spaziergängen wird inhaltlich vertieft und mit den AkteurInnen diskutiert. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es ein vielfältiges Herbstprogramm.

Die Gestaltung von Landschaftsräumen ist heutzutage auf Projektebene bereits gut verankert. Erfreulich, wenn auch die Öffentlichkeit bewusst die Qualitäten von Freiräumen wahrnehmen kann, das wäre die Intuition von gelungener Landschafts-Architektur-Vermittlung.

15. März 2012 zuschnitt

Der Schlüssel zum Hochhaus

Seit Jahren beschäftigt sich die Rhomberg Gruppe damit, wie der Einsatz von Ressourcen und Energie bei der Errichtung eines Gebäudes und über dessen gesamten Lebenszyklus hinweg reduziert werden kann. Sie initiierte ein Forschungsprojekt zur Nachhaltigkeit im urbanen Städtebau und gründete Cree. Creative Resource & Energy Efficiency.

Im ersten Teil des Forschungsprozesses arbeiteten internationale Wissensführer aus Architektur, Statik, Bauphysik, Gebäudetechnik und Prozessmanagement zusammen und prüften, wie hoch in Holz gebaut werden kann. Das Ergebnis der Studie war ein bis zu zwanzig Stockwerke hohes Holzhybridhaus, das nur 822 Tonnen CO2 im Laufe seines Bestehens verbraucht – im Gegensatz zu 10.375 Tonnen eines konventionellen Hochhauses. Architekt Hermann Kaufmann wurde ins Boot geholt und damit beauftragt, für das Holzhochhaus ein baureifes System zu entwickeln. Mit dem Prüfnachweis (nach DIN EN 13501) des Feuerwiderstandes REI 90 der Holzverbundhybriddecke wurde eine wichtige Voraussetzung der Brandschutzbehörde erfüllt und ein wichtiger Schritt in Richtung Realisierung getan. Dazu wurden in Tschechien mehrere Holz-Beton-Verbundelemente von 2,7 Metern – entspricht dem Fassadenraster – mal 8,1 Metern – die mögliche Raumtiefe – einem Brandversuch unterzogen.

Der Life Cycle Tower One wird derzeit in Dornbirn als Prototyp mit acht Stockwerken gebaut – der massive Betonkern mit Stiegenhaus und Lift steht bereits. Die Holz-Beton-Verbundrippendecke ist der eigentliche Schlüssel, um in die Höhe zu bauen, da es mit ihr gelingt, die jeweiligen Geschosse durch eine nicht brennbare Schicht konsequent zu trennen. In eine Stahlschalung von 8,1 mal 2,7 Metern werden die Holzbalken eingelegt, die Abstände dazwischen geschalt und im Vergussverfahren betoniert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad vereinfacht sich der Bauablauf wesentlich. Die Deckenelemente können industriell viel präziser gearbeitet werden, es gibt keine Aushärtungszeiten auf der Baustelle und für die Verlegung eines Deckenelements geben die Handwerker ganze 5 Minuten an.

Der Schubverbund zwischen Beton und Leimbinder wird nicht mittels komplizierter Verbinder, sondern über Schrauben und Schubkerven hergestellt. Ein Sturzträger aus Beton trägt weiters statisch wesentlich zur Durchleitung der enormen Kräfte aus den Fassadenstützen bei. Das Hirnholz der Doppelstützen steht direkt auf dem Beton, der verbindende Dorn wird auf der Baustelle im Fertigteil eingegossen. Dieser Sturzträger ermöglicht die brandschutztechnisch notwendige geschossweise Trennung der Konstruktion auch in der Stützenebene und eine Einleitung der Lasten aus der Decke in die Stütze, ohne einen Holzbauteil quer zur Faser zu belasten. Dem Kräfteverlauf folgend, werden die Stützen den tatsächlichen statischen Erfordernissen entsprechend konfektioniert.

Da bei einem Hochhaus bis zu ein Drittel der Kosten für die Fassade aufgewendet wird, birgt die geringe Konstruktionshöhe der hbv-Decke einen entscheidenden ökonomischen Vorteil. Der durch die Konstruktion statisch nicht benötigte Raum seitlich zwischen den Leimbindern wird für die Unterbringung der Installationsmodule wie Beleuchtung, Lüftung, Heizung, Kühlung und Sprinkler genutzt. Sie sind vorgefertigt und werden einfach zwischen die Leimbinder gehängt. Dies bringt wiederum mit den stützen- und wandfreien Räumen die geforderte Flexibilität und Nachhaltigkeit in Bezug auf sich ändernde Nutzungen mit sich.

In den Innenräumen bleibt die Tragwerkskonstruktion aus Holz sicht- und erlebbar. Als Außenhaut wurde eine regelmäßige Aluminium-Fassade um das stringente Systembauwerk gewählt. Der Prototyp wird als Büro genutzt. Fortsetzung folgt. Hermann Kaufmann hat zusammen mit Cree schon den nächsten Auftrag in Arbeit. Im Montafon entsteht für die Vorarlberger Illwerke ein fünfgeschossiges, aus Holz gefertigtes Bürogebäude – ebenfalls als Holzhybridbau. Mit einer Gesamtfläche von 10.400 m² ist es eines der größten in Europa.

18. September 2010 Der Standard

Grün und noch viel grüner

Trophäen für Projekte zur Nachhaltigkeit und Menschlichkeit der gebauten Umwelt vergibt der „Zumtobel Group Award 2010“.

Künstliche Beleuchtung verbraucht fast zwanzig Prozent des weltweit erzeugten Stromes. Nachhaltigkeit ist also ein Kernthema bei Zumtobel Group, dem österreichischen Lichtkonzern, der mit professionellen Lichtlösungen und innovativen Leuchtmitteln auch zur Ressourcenschonung beiträgt. Das Engagement für eine lebenswerte, nachhaltige und humane Zukunft geht jedoch weiter. Zum zweiten Mal wird der Zumtobel Group Award for Sustainability and Humanity in the Built Environment ausgelobt. Kuratiert wieder von Aedes Architekturforum Berlin, ist dem Unternehmen die Förderung von visionären Projekten insgesamt 140.000 Euro wert.

Eine internationale Expertenrunde legte der Jury insgesamt 40 Projekte aus aller Welt vor. Diese kürte einen Preisträger und je vier Auszeichnungen in zwei Kategorien. Sparte „Gebaute Umwelt“ würdigt effektive und innovative Projekte in Architektur und Stadtplanung, die richtungweisend für eine lebenswerte Zukunft im urbanen Raum sind und regionale Besonderheiten in der Architektur aufnehmen.

Die Kategorie „Forschung & Initiative“ zeichnet Projekte von gemeinnützigen Organisationen, Universitäten und Einzelpersonen aus, die noch nicht abgeschlossen sind, damit das Preisgeld zur Weiterentwicklung und Förderung beitragen kann. 2010 geht der Zumtobel Group Award an Terreform ONE+Terrefuge, ein gemeinnütziges Designkollektiv. Die interdisziplinäre Forschergruppe aus Wissenschaftlern, Künstlern, Architekten und Studenten wurde von Joachim Mitchell und Maria Aiolova initiiert. Ihr visionäres Forschungsprojekt New York City Resource & Mobility zeigt in einem Masterplan kühn und unkonventionell die ökologische Zukunftsfähigkeit der Stadt auf. Sie bieten ein umfassendes Umwandlungsmodell an, in dem die Verhältnisse von Gebäuden, Grünflächen, Straßen und von öffentlichem und privatem Besitz neu geordnet werden.

In hundert Jahren ist New York eine grüne Stadt und bezüglich Lebensmittelproduktion weitgehend autark. Durch Freilegung der unter Beton versteckten Wasserwege für den Verkehr, entstehen neue Grünflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden können. Bäume und Pflanzen, die sich an den Häuserfassaden hochranken, tragen heimische Früchte, Gewächshäuser statt Glasfassaden bringen sogar exotische hervor. Es entsteht insgesamt ein kühleres und ausgeglichenes Stadtklima, Regenwasser-, Wind- und Sonnenenergienutzung tragen zu einer neuen Energiebilanz bei.

Der Müll, den New York City in einer Stunde produziert, würde die Freiheitsstatue anfüllen, mit dem Tagesquantum wäre das Empire State Building alle achtzehn Tage voll. Automatisierte Druckroboter, eine Anlehnung an Walt Disney, bereiten im visionären Projekt die Mülldeponien auf. Neu gebaut wird mit recyceltem Material und auch der theoretische weitere Baugrund in Größe der Insel von Manhattan würde in Jahrzehnten aus Abfall erzeugt.

Terreform ONE+Terrefuge kreieren auch Fortbewegungsmittel, die friedvoll sind. Da kommen die „car lambs“ als smarte, sichere Stadtautos. Alles Maschinelle befindet sich in den Reifen, der Korpus ist innen wie außen aus weichen Polstern, auf Sojabasis. Sie bewegen sich langsam, können in Schienen einklinken, man gibt Informationen und Richtung an. Parken bedeutet Aufladen und es gibt auch ein intelligentes System, das den Strom aufteilt. Auch der „Blimp bumper bus“ ist entschleunigt. Der Passagier steigt nicht ein, sondern springt auf, in weiche Fly-in-Sessel, die langsam auf Straßenniveau dahingleiten. Wie soll bei dem gemächlichen Einheitstempo ein Stau entstehen?

River Gym NY ist ein konsequent weitergedachtes Verkehrsmittel. Viele Menschen von New Jersey überqueren täglich den Hudson River, um zur Arbeit zu gelangen. Sie buchen die Mitgliedschaft in einer Art Gesundheitszentrum und bewegen mit ihrer Energie bzw. Gymnastik die Fähre weiter. Passive Überfahrer werden gratis mitgenommen.

Die Jury stellt einhellig fest, dass dieses autarke urbane Modell zum Ressourcenaustausch „auf die Notwendigkeit in heutigen Zeiten reagiert, in größeren Dimensionen zu denken. Zu Recht stellt das Projekt mehr Fragen, als es Antworten gibt.“

Grün bleibt es auch in Kategorie „Gebaute Umwelt“. Der Zumtobel Group Award geht an TRIPTIQUE Architekten. Das französisch-brasilianische Architekturbüro wurde von Gregory Bousquet, Carolina Bueno, Guillaume Sibaud und Olivier Raffaelli vor zehn Jahren gegründet. Weltweite Vernetzung mit Partnern ist ihre Arbeitsmethode. Sie zeigen, dass Umweltbewusstsein Spaß machen kann. HARMONIA//57 ist ein Gebäude mit Künstlerateliers in São Paulo, das Low-Tech-Materialien und -Elemente mit einem einfachen Bewässerungssystem und innovativer Wassernutzung kombiniert.

Zwei Baukörper, einer schwebt auf Pfeilern, der andere ist ebenerdig, sind durch Brücken aus Metall verbunden, dazwischen entsteht ein offener Platz. Oben drauf sitzt ein Vogelhäuschen. Große aufgesetzte Fenster und einfachste Lattentore als Sonnenschutz vermitteln Leichtigkeit. Diese zieht sich mit spontan veränderbaren Volumina und Nutzungsmöglichkeiten auch ins Innere. An diesem Ort in Brasilien herrscht Tropenklima, mit hohen Temperaturen und im Winter viel Regen.

Das Gebäude wird zum innovativen Hybridraum, es kann atmen, schwitzen und verändert sich selbst. Die Hülle ist aus Dichtbeton mit auffallender Struktur. Richtige Pflanzlöcher sind vorgesehen für eine zweite, grüne Schicht. Das Grün quillt förmlich aus der Wand, verändert und verdichtet sich stetig. Ein sichtbar verlegtes Bewässerungssystem aus Rohrleitungen besprüht von außen das Gebäude und sorgt wie die Schattenspender für angenehmes Raumklima. Das technisch einfache, jedoch voll integrierte Leitungssystem verbindet Kollektoren und Tanks, wird zum architektonischen Gestaltungselement. Mit der Zeit wird HARMONIA//57 langsam in der dichten Bepflanzung verschwinden.

Mit dem Zumtobel Group Award für Nachhaltigkeit wird eine Plattform geschaffen, um unterschiedliche Fragen von Energieversorgung und Ressourcennutzung, sozialen Strukturen und den städtebaulichen Kontext zu adressieren. Alle acht gewürdigten Projekte machen eines deutlich: Durch neues Denken kann vieles erreicht werden.

19. Dezember 2009 Der Standard

Zellteilung auf Vorarlbergisch

Zwei Ausgucke ragen neugierig in Richtung Bodensee. Dass sich dahinter ein typisches Einfamilienhaus aus den Sechzigerjahren verbirgt, sieht man dem modernen Drillingshaus der Hein-Troy Architekten kaum an.

Einst hatte die kinderreiche Familie Kienreich in diesem typischen Sechzigerjahrehaus gewohnt, auf einem 750 Quadratmeter großen Grund, mit ruhigem Blick zum Bodensee. Sechs der insgesamt acht Geschwister zogen mit der Zeit aus, die Zwillingsbrüder Georg und Martin allerdings hatten Lust, in Hörbranz zu bleiben und den elterlichen Bau zu erweitern. Für diese knifflige Bauaufgabe - so viel war klar - waren Architekten gefragt. Drei Vorschläge wurden eingeholt, der Entwurf der Hein-Troy Architekten überzeugte.

Die gewohnte Lebensqualität der Eltern zu erhalten und zu verbessern war die große Herausforderung an diesem Projekt. Gleichzeitig musste, unter Einhaltung aller baulichen Abstandsregeln, ordentlich nachverdichtet werden. Das Konzept der Architekten: Das alte Gebäude blieb unangetastet, lediglich Garage und Dach wurden abgerissen. Drangesetzt und aufgebaut wurde in Holzfertigteilen.

„Es ist bald festgestanden, dass sich zwillingsgleiche Wohnungen nicht ausgehen“, erklärt Juri Troy. Stattdessen entwarfen die beiden Architekten zwei Wohneinheiten, die in den Qualitäten zwar ausgewogen, in Funktion und Charakter jedoch völlig unterschiedlich sind. Mit Erfolg: „Wir wussten auf Anhieb, welche der beiden Wohnungen zu wem passt“, erinnert sich Martin Kienreich.

Er hat sich für die zweigeschoßige Maisonette entschieden, die anstelle der ehemaligen Garage entstand. Während im Erdgeschoß Schlafzimmer und Bad liegen, dehnt sich im frech auskragenden Kubus auf zwei Splitlevels der Wohnbereich aus. Über eine Halbtreppe gelangt man auf die Galerie. Sie wird als Küche genutzt. Von dort führt der Weg zu zwei weiteren Zimmern. Highlight ist die Terrasse mit überwältigendem Ausblick. Gleichzeitig wirkt sie wie ein Innenhof, privat und uneinsehbar.

Georgs Wohnung hingegen ist weitläufig, auf einer Ebene organisiert und scheint dem Elternhaus wie ein Hut einfach aufgesetzt zu sein. Reizvoll ist das Labyrinth der Zimmerfolgen, die intern und über den Gang zu erreichen sind. Der offene Bereich für Wohnen, Kochen, Essen profitiert vom gewaltigen Panorama und von einer vorgelagerten Loggia.

Wohnen auf der Baustelle

An beiden Apartments wurde gemeinsam gearbeitet. Viel Eigenleistung, viel Mithilfe durch Freunde steckt in dem Bau. Die Eltern zeigten großes Durchhaltevermögen: Während der einjährigen Bauzeit blieben sie im Haus und versorgten die Handwerker mit deftiger Brotzeit. Ihr Wohnbereich, der in der Fassade als Kontur noch deutlich zu erkennen ist, wurde nur renoviert und rundum dick isoliert. Im Zuge dessen wurden auch die Fenster ausgetauscht und Verbreiterungen am Balkon vorgenommen. Der Vater, der immer schon mit Holz heizte, staunt heute, dass er für drei Wohnungen weniger Brennstoffs bedarf als früher für das eine Haus.

„So wichtig wie die abgetrennten Wohnungen waren uns auch die gemeinsamen Bereiche“, stellen Martin und Georg fest. Zwei Treppen führen ins Untergeschoß, in dem Lagerräume und Gästezimmer zur Verfügung stehen. Im Partyraum mit großer Glasfassade werden Familienfeste gefeiert, die im Sommer regelmäßig in den Garten ausufern. Besonders auffällig ist, dass trotz Verdreifachung der Kubatur kein Flecken des kostbaren Grüns geopfert werden musste. Der Mehrwert, der sich durch den Umbau des Hauses Kienreich eingestellt hat, ist auf allen Linien spürbar - nicht nur im Endergebnis, sondern auch im Zusammenhalt, der durch den gemeinsamen Bauprozess entstanden ist.

14. November 2009 Der Standard

Ziegelstein mit Wasserlade

Frisch gelandet: Das turmartige Wohngebäude steckt wie ein Fels in der Böschung. Schlicht und schnörkellos offenbart das Haus der Heim+Müller Architekten nach außen nicht, welch Luxus innen steckt.

Schauplatz ist Wolfurt, eine kleine, engagierte Gemeinde in Vorarlberg: Um ein geplantes Investorenprojekt am schönsten Hang in der Ortsmitte zu verhindern, griff die Gemeinde kurzerhand ein und erstand den begehrten Bauplatz selbst. Danach halbierte sie den Grund, definierte enge Baugrundlagen und bot die zwei Parzellen zum Kauf an.

Einer der glücklichen Bauherren für das Traumgrundstück war Thomas Böhler. Er ist Fachmann für Computer- und Netzwerktechnik und arbeitet schon seit längerer Zeit mit den Dornbirner Architekten Heim+Müller zusammen. So geschieht das Naheliegende, der vierte Entwurf gelangt schließlich zur Realisierung.

„Unser Bauherr ist anspruchsvoll, dafür ist er aber auch bereit, sich auf Besonderheiten einzulassen, was seinem Hang zur Extravaganz durchaus entgegenkommt“, resümiert Architekt Michael Heim. Das Ergebnis ist ein Monolith aus Backstein, der vergangenen Mittwoch mit dem Austrian Brick and Roof Award des Verbandes Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ) ausgezeichnet wurde. In dieser exponierten Lage war das ewig haltbare Material die erste Wahl. „Faszinierend, wie die drei spezialisierten Maurer aus der Schweiz Ziegel für Ziegel aufschichteten und die Kunst der Fuge beherrschten“, blickt der Bauherr zurück. So perfekt wird es natürlich nur, wenn bis ins letzte Detail konsequent geplant und vorgezeichnet wird.

Selbstbewusst steht der ziegelrote Kubus an der Hangkante. Die freche Auskragung, die wie eine Bauchtasche vor die Südfassade gehängt ist, trägt einen Swimming-pool. Rund 50 Tonnen Wasser werden elegant in Schwebe gehalten. Wenige, jedoch kräftig verankernde Eingriffe in das steile Gelände waren notwendig.

Die Zufahrtsstraße im Osten wird nur von einer schlanken Rampe berührt. Sie erinnert an eine Heubodenauffahrt, an eine Zugbrücke vielleicht. Vom Straßenniveau aus entwickeln sich die drei Ebenen in die Tiefe. „Ganz oben, da ist die schönste Aussicht, und trotzdem sind da keine Fenster“, staunen die Passanten immer wieder. Tatsächlich: Das Büro, gleichzeitig Foyer, hat nur einen schmalen Fensterspalt Richtung Gebhardsberg, die Autos in der Garage hingegen kommen auch ohne Aussicht aus.

Die gläsernen Einschnitte haben's in sich: Durch den Fensterspalt scheint man geradewegs ins Wasser springen zu können. „Dieses Gefühl war uns wichtig, denn vom vorgehängten Pool sollten alle Geschoße profitieren“, sagt der Architekt verschmitzt. Konsequent sind die Badezimmerfenster im untersten Geschoß als Bullaugen ausgebildet. Die Sicht ins blaue Wasser des Pools ist wie auf einem Luxuskreuzfahrtschiff.

In der Mitte liegt das Wasser

Das Highlight spielt sich ohne Zweifel im Mittelgeschoß ab. Der offene Wohnbereich ist allseitig verglast, der Panoramablick gleitet über Terrasse und Wasserfläche nahtlos in die Ferne. Die gläserne Balkonbrüstung tut ihr Übriges. „Wenn ich auf dem Sofa sitze, plätschert das Wasser des Pools an die Scheiben“, stellt der glücklich wohnende Thomas Böhler fest, „in endloser Weite sehe ich über die Wasserkante zum Bodensee.“

Im Wohnzimmer ertappt man den Bauherrn bei seinem Hobby, das gleichzeitig sein Beruf ist: Die komplette Haus- und Mediatechnik kann er von hier aus elektronisch steuern. Die Schaltzentrale ist ein eigens entwickelter Touchscreen, der mit einfachen Bildern und Symbolen überaus bedienerfreundlich gestaltet ist. Temperaturregelung, Regenwasserverwaltung, Alarmanlage und Beleuchtungschoreografie im ganzen Haus werden über ein intelligentes Bus-System angesteuert. Tippt man auf Fernsehen, setzen sich Fensterrollos und Leinwand in Bewegung, während durch ein Klapptürchen der Beamer eigenständig ausfährt. Klug und sparsam ist hingegen das Heizsystem mit Erdwärme. Ein archaischer Lehmofen sorgt zusätzlich für die nötige atmosphärische Gemütlichkeit.

31. Oktober 2009 Der Standard

Ein Haus kriegt eine Welle betoniert

Ein Vorarlberger Betonfabrikant bestellte bei den jungen Architekten Georg Bechter und Jürgen Stoppel ein Traumhaus aus Beton. Gelungen ist ein Experiment, das dem grauen Material ungeahnte Dimensionen verleiht.

Sie waren noch nicht einmal mit ihrem Architekturstudium fertig, als Jürgen Stoppel und Georg Bechter eines Tages mit der Anfrage konfrontiert wurden: „Könnt ihr für uns ein Haus planen? Aber es muss eine Betonfassade sein!“ In seinem Betonwerk stellt Rochus Rohner, Bauherr in diesem Projekt, üblicherweise Betonsteine und Kanalrohre her, diesmal sollte es die Hülle seines eigenen Hauses sein.

Auf der Wunschliste, zusätzlich zum normalen Raumprogramm einer Familie mit drei Kindern, standen außerdem ein Blumengeschäft für seine Frau Barbara sowie eine kleine Einliegerwohnung. Herausfordernd ist auch die Lage in Lauterach, umzingelt von Autobahn und Straßenüberfahrt.

Mit einem L-förmigen, zweigeschoßigen Baukörper reagierten die Architekten auf die lärmbelastete Situation. Straßenseitig wird mit Nebenräumen und einigen wenigen Fenstern großflächig abgeschottet, nach Süden öffnet sich das Gebäude und macht Platz für eine geschützte Terrasse.

„Durch die flüssige Verarbeitung unterscheidet sich Beton grundsätzlich von allen anderen verwendeten Baustoffen“, meint Jürgen Stoppel versonnen, „wir haben über das Material und seine Möglichkeiten viel nachgedacht.“ In der Geometrie der Schalung verfestigt sich Beton sehr langsam. Damit ergibt sich die Möglichkeit, die Qualitäten des erstarrenden Materials zu nutzen.

Die Herstellung amorpher Betonplatten ohne aufwändige Matrizen oder Negativschalungen - das musste allerdings erst erfunden werden. Der erfahrene und experimentierfreudige Bauherr und die unbelasteten Architekturstudenten traten mit ihrem Projekt den Beweis an, dass mit gleichem Zeit- und Materialaufwand wie für konventionelle Betonfertigteile bewegte und unregelmäßige Oberflächen entstehen können.

In der Nebensaison stellten sie in der Werkshalle einen sechzig Meter langen und einen Meter breiten Schalungstrog auf. Abhängig von der Positionierung der Fenster wurden drei verschiedene Längen festgelegt und abgeschalt. Nach ungefährer Vorlage schraubte der Betonfachmann biegsame Sperrholzleisten in Wellenlinien auf das Schalungsbrett.

Betonguss mit Latexschalung

Und nun die Lüftung des Geheimnisses: Bevor der Beton sehr unregelmäßig in die präparierte Schalung floss, wurde ein weiches, elastisches Latexgewebe eingelegt. Aus der industriellen Schalung entstand am Ende ein plastisches Unikat, das am gemauerten und isolierten Haus wie eine herkömmliche vorgeblendete Fassade befestigt wurde.

Die aalglatte Oberfläche der Außenhaut mit ihrem voluminösen Schattenspiel spiegelt nicht nur die Leidenschaft der Bewohner zu ihren Berufen wider, sondern lässt fast vergessen, das Haus weiter zu entdecken. Drei markante Einschnitte in rot lackiertem Aluminiumblech durchbrechen den strengen Baukörper. Einer davon ist die Überdachung für Haustüre, Geschäft und Garage, die zeitweise etwas zweckentfremdet für Blumengestecke offen steht. Über dem Laden ist die hineingesteckte Loggia der Einliegerwohnung so angeordnet, dass die Privatsphäre beidseitig gewahrt bleibt.

Im Süden liegt der Wohnraum mit großzügigen Schiebefenstern, darüber befinden sich die Kinderzimmer und der Elternbereich. „Uns war wichtig, dass die Kinder nicht in ihren Kammern verschwinden, sondern dass sie einen großen, flexibel nutzbaren Bereich vorfinden, wo sie gemeinsam spielen können“, sagt Bauherrin Barbara Rohner. Zu diesem Zweck gibt es etwa die große Diele im ersten Stock. Dass seit kurzem ein Außen-Whirlpool das Atrium im ersten Stock ausfüllt, erstaunt die Architekten, zeigt aber deutlich, wie freudig die Möglichkeiten dieses Hauses angenommen und genutzt werden.

10. Oktober 2009 Der Standard

Mit dem Schuhlöffel ins Wohnzimmer

Die Baulücke in Oberlech wurde bis zum letzten Millimeter ausgereizt. Auf drei Stockwerken brachten die Architekten von Holzbox Tirol ein Miniaturhaus mit multifunktionalen 20 Quadratmetern unter.

Das nennt sich Effizienz: Das Apartmenthotel Kar in Oberlech war bis auf den letzten Quadratzentimeter ausgenutzt. Allein, für die dringend benötigte Hausmeisterwohnung blieb kein Platz mehr. Die Findigkeit des Architekturbüros Holzbox Tirol ist bereits bekannt, doch als Armin Kathan die 1,90 Meter breite Restfläche im Autoliftgebäude als alternativen Bauplatz für die Wohnung vorschlug, erntete er nur Kopfschütteln.

Unüberwindbar schien auch der Widerstand der örtlichen Behörden, doch irgendwann überzeugte die geniale Lösung, in den übriggebliebenen Abstellraum die Zwanzig-Quadratmeter-Maisonette einzupassen. Und tatsächlich: Heute windet sich das Wunderwerk an Raumoptimierung mit fünf unterschiedlichen Funktionsbereichen über insgesamt drei Stockwerke. So urig wie der Bewohner Harmann Vrielink - ein Holländer, der Opernsängern einst logopädischen Unterricht erteilte - sollte auch die Wohnhülle sein.

Wie durch einen Schuhlöffel gelangten die nötigen Wohnungsingredienzien in die sieben Quadratmeter große Nutzfläche. An die Planung einer Raumfahrtkapsel erinnernd, galt es, die unterschiedlichen Funktionen klug miteinander zu verzahnen, Doppelnutzungen zu ermöglichen und den Raum multifunktional zu möblieren. Nur durch diese Millimeterarbeit war es möglich, das Häuschen im Haus funktionieren zu lassen.

Es gibt viel zu entdecken. Sich den raffinierten Details zu widmen lohnt allemal. Durch die Minigarderobe betritt man die Küche. Alles ist da, Geschirr und Gläser hängen an der Wand. Das Treppenpodest dient gleichzeitig als Sitzbank zum Esstischchen. Hinter der Glastüre im zweiten Stock lässt sich bereits das Bad erahnen. „Sogar für eine Waschmaschine ist noch Platz“, stellt Harmann zufrieden fest.

Blickfang ist jedoch die Couchnische. Die vorgefertigte und hochinstallierte Box wurde in die Fassade gesteckt und ragt wie ein Erker frech aus dem Altbau. Hier kommt der Bewohner ins Schwärmen: „Die geöffneten Fensterflügel verschwinden in der Rückwand. Du wähnst dich im Freien, sitzt am Platz an der Sonne, in Augenhöhe mit den Berggipfeln des Arlbergs.“ Dass sich die orangen Pölster zum Gästebett klappen lassen, ist ein praktischer Zusatznutzen.

Spätestens hier fällt es auf: Die signifikante Farbe des Heimatlandes von Harmann zieht sich gezielt durch alle Ebenen. Typisch für die Architekten von Holzbox Tirol ist auch das Material der Einbauten: Treppen, Möbel und Regale wurden allesamt aus dunkelbraunen Schalungsplatten gefertigt.

Kletterpartie bis ins Hochbett

Vor der letzten Kehre im obersten Stock duckt sich noch ein kleines Büro unter die Dachschräge. Hier bearbeitet Harmann Vrielink seine Fotos und Alben - und vergisst dabei die Welt rundherum. Das konzentrierte Arbeiten beweist, dass sich der 70-Jährige in seiner Maßanfertigung wohlfühlt. „Das war uns sehr wichtig“, sagt Architekt Kathan, „gerade in so einem kompakten Projekt ist das Wohlbefinden großgeschrieben.“

Das breite Hochbett im Hausgiebel ist Endstation der Kletterpartie. Schon als Kind hatte der Hausherr davon geträumt, in einer Hütte zu wohnen. Die Verschalung aus Zirbenholz an Decke und Wänden gibt diese Stimmung wieder.

Fazit: Die kompakte Hausmeisterwohnung in Oberlech ist typisch für die Arbeit von Holzbox Tirol. Der Ansatz, flächeneffizient und funktionsübergreifend zu planen, ist in diesem Bauprojekt bis an seine Grenzen ausgereizt. Es scheint unmöglich, 20 Quadratmeter auf drei Stockwerke aufteilen zu wollen. Und doch ist dieses Wohnungsexperiment dank verspielter Tüftelei bis in den letzten Winkel geglückt.

26. September 2009 Der Standard

Betonhaus mit Subtraktionen

Das schlichte Betonhaus auf den Hügeln um Innsbruck kommt ganz ohne herkömmliche Fenster aus. Große Einschnitte und hineinversetzte Glasflächen lassen im Inneren des Hauses überraschende Außenräume zu.

Die Vorgeschichte zum erfolgreichen Hausbau war lang. Das beliebte Wohngebiet auf den Anhöhen um Innsbruck, nicht weit von der Hungerburg entfernt, hatte es Familie M. angetan. Als das Traumgrundstück endlich gefunden war, wurde man konkret. „Wir wollten das Material Beton ausgiebig verwenden. Eine weitere wichtige Vorgabe war, viele überdeckte Freibereiche zu schaffen“, erinnert sich der Bauherr.

Bei Architekt Erich Strolz von Holzbox Tirol, einem guten und langjährigen Freund, fanden die Bauherren für ihr Anliegen ein offenes Ohr. Am idyllischen Hanggrundstück präsentiert sich der fertige Bau schließlich als schlichter Betonquader mit abstrakt wirkenden Einschnitten, die mit Leichtbauelementen und viel Glas ausgefüllt sind.

„Wir haben alles, was im Bebauungsplan vorgeschlagen war, umgedreht“, erklärt Strolz. „Wir haben das Gebäude so weit wie möglich an die Grundgrenze im Westen gerückt, Zufahrt und Autoabstellplätze befinden sich nun ganz oben, und die Terrasse liegt im Osten.“ Die drei Ebenen, die teilweise im Hang stecken, sind klar formuliert: Im Mittelgeschoß kommt man an, oben wohnen die Eltern und unten die beiden Kinder. Versammlungsort und Schaltstelle zwischen den Generationen ist das Wohngeschoß dazwischen.

Über einen gedeckten Bereich, der als Carport für zwei Fahrzeuge und als hybrider Raum zwischen innen und außen dient, betritt man das Haus. Der Garderobenschlauch wirkt kompakt, die Aufmerksamkeit zieht stattdessen die großzügige Küche auf sich, in welcher der Besucher unvermittelt steht. Über den Essplatz hinweg gleitet der Blick wieder ins Freie. Große Terrassentüren öffnen das Gebäude an allen Seiten. „Das ist der zentrale Punkt des Hauses und jener Ort, an dem wir die Besucher empfangen“, sagt der Familienvater, „hier wird gekocht, gegessen und relaxt.“

Die Ausgangstüre führt auf die große hölzerne Terrasse. Abenteuerlich steckt das lange, schmale Betonbecken im Gelände, abgegrenzt mit einem umlaufenden Rand in Sitzhöhe. Wie bei einem künstlich angelegten Gebirgsbach stürzt das Wasser drei Meter in die Tiefe, hinein ins nächste Becken. Es eröffnet sich ein Blick in die Bergwelt, ganz so, als säße man auf der Mittelstation einer Bergbahn. Spätestens jetzt ist klar, warum die unruhige, rege verbaute Seite im Westen des Grundstücks vernachlässigt wird.

Umlaufendes Terrassenband

Noch intensiver wird der Bezug zur wilden Natur auf der Dachterrasse. Sie ist, wie auch das gesamte obere Stockwerk, den Eltern vorbehalten. Auch hier werden die Funktionen mit gutem Grund unerwartet zugeteilt. Den Schlafbereich erreichen die Eltern über das Bad, das einer genaueren Betrachtung würdig ist. Hinter zwei Wandscheiben, an denen je ein Waschbecken hängt, liegt auf der einen Seite die Toilette, auf der anderen Seite die Dusche verborgen. Dazwischen steckt die Badewanne. Der Holzboden und die raumhohen Glasschiebetüren zum gedeckten Terrassenumgang wirken ungewohnt großzügig. „Wir wollten eben mit Socken herumlaufen können“, sagt der Bauherr, „egal, ob drinnen oder draußen.“

Eine besondere Qualität dieses Lebensbereichs ist der Ausblick nach Süden. Doch wieso blickt das Wohnzimmer ausgerechnet nach Norden? „Ganz einfach: Von hier aus beobachten wir Ameisenhügel, Fuchs und Rehe.“ Nach einem anstrengenden Arbeitstag dient dieser Ort der Entspannung, Meditation und Regeneration. Das diffuse Nordlicht tut das Seinige dazu.

12. September 2009 Der Standard

Schiefe Kiste mit grader Optik

Das eigene Haus des Vorarlberger Architekten Dieter Klammer steckt voller Finessen. Äußerlich gleicht das Gebäude einer wohlgeformten Skulptur am Hang, innen eröffnet sich gar südländische Wohnqualität.

Das eigene Haus zu planen ist für einen Architekten wohl eine der größten Herausforderungen. Für Dieter Klammer, von architekturterminal hackl und klammer, war die Unterstützung seiner Frau Claudia daher besonders wertvoll. Sie hatte den Bauplatz geerbt und fungierte nun als Bauherrin.

Ein Grundstück wie dieses ist nicht leicht zu finden. Verträumt liegt es auf dem Sattelberg in Klaus, mehr Sattel als Berg, mit Weitblick tief ins Rheintal hinein. Selbstverständlich, als könnte es gar nicht anders sein, schmiegt sich der neue Baukörper in die Hangkontur. Von der Zufahrtsseite aus wirkt er kompakt und geschlossen. Die großen Fensterflächen gegen Süden und der Innenhof nach Südost verleihen dem Gebäude noch ganz andere, offene Seiten.

Eine dünne Haut aus dunklem patinierten Zink spannt sich als Fassadenmaterial weich über die Bauteile. Horizontale, leicht unregelmäßige Fugen setzen einen klaren Kontrapunkt zur Schräglage. Dafür bleibt die Hangneigung durch das abfallende Dach und die schiefen Ebenen im Inneren umso spürbarer.

Fließende Übergänge

Freundlich öffnet sich das Haus seinen Bewohnen und Besuchern. Mit dem ersten Schritt beginnt ein Spiel zwischen Außenraum und Innenraum - beide werden als Einheit erlebt. Die helle Deckenverkleidung und der Holzfußboden werden draußen fortgeführt. Wer im Foyer steht, wähnt sich im Freien, wer auf der Terrasse sitzt, meint, es sich im Wohnzimmer bequem gemacht zu haben.

Die Wohnebene entsteht aus fließenden Raumabfolgen. Alle Bereiche gruppieren sich um das verglaste Atrium mit seinem grauen Schotterkies. Zoniert wird der offene Einraum lediglich mit dunklen Möbeleinbauten. Sie entwickeln sich mal zu Treppen, mal zu ruhigen, überdimensionalen Nischen. Ein raumhoher Fensterspalt auf einer Seite und die Orientierung zum Innenhof lassen auf die plakative Aussicht im Süden gerne verzichten. Hier wird mit Schränken und Feuerstelle eine bewusste Barriere zum tiefer unten gelegenen Essraum geschaffen.

Eine flache Rampe, die parallel der Hangneigung folgt, führt nach unten. Die nahtlose räumliche Erweiterung des Speiseraums auf die Veranda wirkt südländisch, ja nahezu luxuriös. Die verhältnismäßig hohe Brüstung der Öffnungen wird über die ganze Länge durchgezogen, innen mit Fenstern ausgefüllt, außen luftig gelassen. Der Architekt hat auch dazu die gute Erklärung: „Mir ist der Erlebniswert jedes Ausblickes wichtig. Mit dem Fensterband nach Süden wird die Weite des Rheintales hervorgehoben, das nahegelegene Gewerbegebiet nimmt man dafür kaum wahr.“

Wie werden Material und Farbe eingesetzt? Das Rückgrat des Hauses bildet die dicke Lehmwand. Der warme Farbton des natürlichen Baustoffs findet sich als helles Echo an Decke und Bücherregalen wieder. Auch die Küche passt sich der Farbigkeit an.

Frank Gehry in Vorarlberg

Auffällig ist die Vorliebe für Designerlampen. So hängt über dem Esstisch beispielsweise das zerknüllte Ungetüm von Frank Gehry. Neben einigen weiteren Schmuckstücken wird als Ergänzung indirektes Licht eingesetzt.

Über das skulptural geformte Foyer gelangt man nach unten ins Schlafgeschoß. Trotz teilweise eingebuddelter Hanglage wirken die Räume großzügig geschnitten. Große Fensterflächen, die fast bis zum Boden reichen, machen Bad und Schlafbereich hell und angenehm. Eine Extravaganz findet sich beim Ankleideraum: Eine Glastüre führt in den verspielt intimen Innenhof, der halb im Hang eingegraben ist.

Von Natur aus eben war die Wiese vor Schlafzimmer und Studio. Dies ist daher auch die einzige Stelle, die gemäht wird. Alle anderen Freiflächen blühen urig, ganz natürlich vor sich hin - und bereichern das offene Wohnen mit Lebensqualität und fantastischen Bildern der Landschaft.

Publikationen

2021

Rudolf Wäger Baukünstler 1941–2019
Ein Pionier in Vorarlberg

Als gelernter Zimmermann war Rudolf Wäger (1941–2019) in der Architektur Autodidakt. Das 1965 eigenhändig errichtete „Würfelhaus“, ein emblematisches, auf das Wesentliche in Material und Gestalt reduziertes Kleinhaus, wurde zum viel beachteten Pionierwerk der „Vorarlberger Baukünstler“ – jener Gruppe,
Hrsg: vai Vorarlberger Architektur Institut, Architekturzentrum Wien
Autor: Martina Pfeifer Steiner, Marina Hämmerle
Verlag: Birkhäuser Verlag

2019

33 Interviews zur Architektur

Dieses Buch ist die Bestandsaufnahme einer Zunft, die unsere Lebensräume gestaltet. Was treibt sie an, was nervt, wie sieht ihre Arbeitswelt aus? So viele Köpfe wie Haltungen und Visionen. Fünf Fragen bilden den konstanten Rahmen, die vielfältigen Antworten geben Einblick in die heutigen Bedingungen
Hrsg: nextroom
Autor: Martina Pfeifer Steiner
Verlag: Müry Salzmann Verlag

2018

Rastlos: Architekt Werner Pfeifer 1919–1972
Vom Montafon bis Tanganjika

Leben und Werk des Vorarlberger Architekten Werner Pfeifer sind Ausgangspunkt für ein atmosphärisches Kaleidoskop der fortschrittsgläubigen 1950er- und 1960er-Jahre. In zwei verschränkten Buchteilen wird das berufliche Feld des Architekten beleuchtet und darüber hinaus ein lebhaftes Bild des Menschen
Autor: Martina Pfeifer Steiner
Verlag: Park Books

2017

Der Praterstern ist kein Himmelskörper
Gesammelte Texte

Kneissls Gabe der Registrierung, der Beschreibung feinster Nuancen und Verhaltensmuster im Alltagsleben, im Ballett der öffentlichen und privaten Raumnutzungen, in den grotesken Powerplays von Politik und Medien, in den beruflichen Kämpfen und flottierenden Ideologien, all das fand bei ihm im fortschreitenden
Hrsg: Martina Pfeifer Steiner
Autor: Franz Eberhard Kneissl
Verlag: Sonderzahl Verlag