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Planung in der Höllenküche
Neue Zürcher Zeitung

Städtebauliche Strategien für Manhattan

7. Dezember 1999 - Sabine von Fischer
Das Quartier «Hell's Kitchen» - zwischen Busterminal, Penn Station und der Javits-Messehalle an der Westseite Manhattans gelegen - ist als einer der letzten Stadtteile südlich von Harlem noch nicht von der Gentrification erfasst worden. Doch die Vielzahl der in diesem Jahr entstandenen architektonischen Entwürfe zeigt, dass sie vor der Tür steht. Nach der Ausstellung zum IFCCA- Preis in der Vorhalle der Grand Central Station scheinen die Pläne und Modelle, die zurzeit im «Storefront for Art und Architecture» zu sehen sind, fast winzig. Auch die Projekte selbst sind bescheidener und lehnen sich eher an die bestehende Substanz an als etwa an die Megastruktur von Peter Eisenmans IFCCA-Siegerprojekt (NZZ 5. 11. 99), die das Geleisefeld hinter der Penn Station als Tabula rasa behandelt.

Viele der im «Storefront» gezeigten Projekte, die von dreizehn Architektenteams in Zusammenarbeit mit der Hell's Kitchen Neighborhood Association und dem Design Trust for Public Space ausgearbeitet wurden, loten das Potential der bestehenden städtischen Topographie aus. So nehmen Briggs/Knowles die Verkehrslandschaft des Busterminals der «Port Authority» zum Thema und verwandeln sie in einen aus Strassen, Rampen, Schlaufen für Fussgänger und Grünraum bestehenden Park. Inline Studio formt hingegen einen Park, dessen gewölbte Grünfläche sich um die Einfahrt des Lincoln Tunnel legt und den Massstab bestehender New Yorker Anlagen wie Bryant Park oder Thomkins Square aufnimmt. Dem Erholungsgebiet gegenüber liegt «Signal City», wo ein Mäander aus beleuchteten Gewerbebauten den Lauf der jetzigen Verkehrsader nachzeichnet. Viele der Projekte drücken den Wunsch der Bewohner nach Grünraum aus. Der Entwurf von Richard Sommer and Laura Miller allerdings konzentriert sich ganz auf die städtische Struktur und überlagert die postindustriellen Stadtnarben mit dem für Manhattan traditionellen Gebäuderaster. Das vorgeschlagene Zonierungsmuster, in dem Wohnen, Gewerbe und Mischnutzung innerhalb der Blöcke alternieren, nennen sie die «neapolitanische Stadt». Als einzige der IFCCA-Finalisten sind van Berkel & Bos auch in dieser Ausstellung vertreten. Sie interpretieren die vorhandenen urbanen Megastrukturen als «Rucksäcke», die zwar eine Last, aber für das Funktionieren der Stadt unerlässlich sind.

[ Die Ausstellung «Hell's Kitchen South: Developing Strategies» ist im Storefront for Art and Architecture an der Kenmare Street 97 in New York noch bis zum 23. Dezember zu sehen. ]

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