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Ein Dach für die Bastei
Der Standard

Hans Hollein gewinnt den Albertinaplatz-Wettbewerb

21. April 2001 - Thomas Trenkler
Wien - Im Zuge der laufenden Generalsanierung der Albertina wird der Haupteingang vom Kellergeschoß in der Augustinerstraße auf die Bastei verlegt, wo sich dieser bis zum Zweiten Weltkrieg befand. Eine alle Barrieren überwindende Aufstiegshilfe ist nun vonnöten. Zudem wünscht sich Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder ein „Wahrzeichen, das dem Ort und der Situierung Rechnung trägt“: Der Albertinaplatz solle wieder, wie früher, ein prominentes Tor in den ersten Bezirk werden.

Kurz vor Weihnachten 2000 schrieb die Graphische Sammlung daher gemeinsam mit den Sponsoren Erwin und Hanno Soravia einen baukünstlerischen Wettbewerb aus: Eingeladen wurden die Architekturbüros Coop Himmelb(l)au, Hans Hollein, Zaha Hadid und Wilhelm Holzbauer. Gestern, Freitag, tagte die Jury (unter dem Vorsitz von Architekt Carl Pruscha), dem Bezirksvorsteher Richard Schmitz, Stadtplaner Dieter Pal, Architekt Johann Kräftner, Erwin Soravia und Schröder angehörten.

Die Entscheidung fiel erst am späten Nachmittag - zugunsten von Hans Hollein: Der Wiener Stararchitekt schlägt vor, über die Bastei ein in den Stadtraum auskragendes, extrem dünnes Dach aus Titan zu legen, das von weitem als Signal - beziehungsweise als Pfeil hin zum Eingang - sichtbar ist. Direkt darunter, in der Bastei, führen eine leicht vorstehende Rolltreppe, die den Besucher förmlich zum Eingang ziehe, und ein gläserner Aufzug, der auch ganze Gruppen transportieren könne, auf das Plateau.

Die Architekten wählten sehr unterschiedliche Lösungen: Wilhelm Holzbauer z. B. stellt unmittelbar vor den Danubius-Brunnen ein 14 Meter hohes Tor, das eine Treppe und einen Aufzug beherbergt und mannigfaltige Möglichkeiten bietet, auf die Ausstellungen hinzuweisen.

Holzbauer vertritt die Meinung, dass man die nach den Bombenschäden im März 1945 abgerissene und durch eine Freitreppe ersetzte Rampe nicht mehr rekonstruieren könne. Coop Himmelb(l)au unternahm dennoch den Versuch: Das Team legte über die Treppe eine transparente Konstruktion aus Stahl und Glas, die das Ausmaß der ursprünglichen Rampe besitzt. In dem darunter entstehenden Raum könnten Café und Foyer des Filmmuseums untergebracht werden. Als zweites Element ist ein gläserner Schrägaufzug vorgesehen, der von der Hanuschgasse auf die Bastei führt.

Zaha Hadid wiederum plädierte für ein lineares Gespinst aus Stahl und Glas, das sich leichtfüßig hinauf zum Vorplatz und Haupteingang der Albertina schwingt. Dieses Bündel von Bewegungslinien würde den Aufstieg und Zugang zur Albertina veranschaulichen. Die Rolltreppe verlegte Hadid (wie Hollein) in das Innere der Bastei.

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