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Die Plattform Baukulturpolitik wurde 2002 gegründet mit dem Ziel, die Rahmenbedingungen für Baukultur zu verbessern. In den ersten Jahren wurden ein Beirat für Baukultur und der regelmäßige Baukulturreport erreicht. Heute bemüht sich die Plattform um die Einrichtung einer österreichischen Agentur für Baukultur und um ein jährliches Förderbudget zur Initiierung und Unterstützung von Baukulturprojekten in Städten und Gemeinden. Robert Temel, der gemeinsam mit Caren Ohrhallinger und Rupert Halbartschlager Sprecher der Plattform Baukulturpolitik ist, erzählt hier, warum diese Baukulturförderung sich am Vorbild der deutschen Städtebauförderung orientiert und warum sie so wichtig wäre für die weitere Entwicklung von Österreichs Städten und Gemeinden.
Das Ziel der Plattform ist, die politischen Rahmenbedingungen für Baukultur zu verbessern. Die Grundidee war schon von Beginn an, dass öffentliche Mittel fürs Bauen an Qualitätskriterien gebunden sein sollen. Da das schwierig umzusetzen ist, sind wir in den letzten Jahren bei einer spezifischen Forderung gelandet: Es braucht in Österreich ein Baukulturförderprogramm für Städte und Gemeinden nach dem Vorbild der deutschen Städtebauförderung. Den Begriff Städtebauförderung finde ich in Österreich schwierig, weil die österreichischen Gemeinden sehr kleinteilig strukturiert sind und viele sich vom Begriff ‚Städtebau‘ nicht angesprochen fühlen. Deswegen sprechen wir von einer Baukulturförderung für Städte und Gemeinden. Die Idee ist, dass es vom Bund in Kooperation mit den Ländern Geld gibt, das direkt in die Gemeinden fließt und dort für hochqualitative Planung und Umsetzungsprozesse ausgegeben wird: für eine Neugestaltung des Ortskerns, für die Umplanung des öffentlichen Raums, für Verkehrsberuhigung, für zentral gelegenes Wohnen und so weiter. Es gibt bereits hervorragende Beispiele in Österreich, aber leider zu wenige, weil es wirklich schwierig ist, solche Projekte umzusetzen.
Elias Molitschnig, heute Leiter der Abteilung Architektur, Baukultur und Denkmalschutz im Bundesministerium Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport, hat jahrelang in Kärnten die Gemeinden bei der Umsetzung solcher Projekte unterstützt. Fährt man in die Gemeinden und fragt nach, wie sie entstanden sind, kommt man darauf, dass für ein Miniprojekt, das vielleicht zwei Millionen Euro gekostet hat, zehn verschiedene Förderprogramme notwendig waren. Eine Gemeinde mit ein paar tausend Einwohnern hat aber nicht die Strukturen, um so etwas zu organisieren. Es gibt so wenige gute Projekte, nicht weil die Leute kein Verständnis für Baukultur haben, sondern weil sie den Aufwand nicht tragen können. So eine Förderung, das sieht man auch bei der deutschen Städtebauförderung, finanziert sich quasi von selbst. Es gibt Untersuchungen über die Wirksamkeit der Städtebauförderung in Deutschland, die zeigen, dass ein Euro Städtebauförderung sieben weitere Euro Investitionen hervorruft. Das kommt vor allem der regionalen Wertschöpfung zugute. Kein anderes Förderprogramm ist so effektiv.
Die Plattform für Baukulturpolitik ist eine Plattform des Austauschs. Diese enge Kooperation, der laufende Austausch über all diese Themen, ist eine wesentliche Grundlage dafür, dass wir es schaffen werden, dieses Förderprogramm umzusetzen. Hier fallen diese Vorschläge auf fruchtbaren Boden und werden als sinnvoll wahrgenommen.“
Die Plattform Baukulturpolitik ist ein gemeinnütziger Verein, der jene Institutionen vereint, die sich in Österreich mit Architektur und Baukultur befassen und diesen Themen eine politische Dimension beimessen. Die Plattform hat es sich zum Ziel gesetzt, Bewusstsein für Baukultur speziell dort zu schaffen, wo Verantwortungsträger:innen weitreichende Beschlüsse fassen. Im Wesentlichen agieren die Mitglieder der Plattform in drei Wirkungskreisen: In der Architektur- & Baukulturvermittlung, in der Ausbildung, Lehre, Forschung und als Standesvertretungen und Interessengemeinschaften. Rupert Halbartschlager, Caren Ohrhallinger und Robert Temel sind derzeit die Sprecher*innen der Plattform Baukulturpolitik.