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Derzeit liegt die Sanierungsrate beim österreichischen Wohnungsbestand bei ca. 1,7 Prozent. Zur Erreichung der Klimaziele sind mindestens 3 Prozent nötig. Doch statt zu steigen, ist die Sanierungsrate in den letzten Jahren eher gesunken. Mit ein Grund dafür sind die gestiegenen Preise. Renowave.at ist ein Innovationslabor für klimaneutrale Gebäudesanierung und Quartierentwicklung. Es wurde gegründet, um die Sanierungsrate in Österreich zu erhöhen und den Gebäudebestand Schritt für Schritt klimaneutral zu gestalten. Die Genossenschaft vernetzt Forschung, Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft, um neue Lösungen für nachhaltige Sanierungen zu entwickeln, zu testen und in die Praxis zu bringen.
Ulla Unzeitig und Susanne Formanek, im Vorstand von Renowave.at, erzählen, wie sie die Sanierung voranbringen wollen und warum sie sich jetzt zusätzlich zu Innovation und Technologie auf die Finanzierung als einen von drei Schwerpunkten konzentrieren wollen.
Gemeinsam mit unseren Genossenschafter:innen und Fachleuten aus der Branche schauen wir genau hin, wo die Stellschrauben liegen. Uns gibt es jetzt seit vier Jahren – und in dieser Zeit haben wir viele wertvolle Erfahrungen gesammelt.
Zu Beginn haben wir gemeinsam mit unseren Genossenschafter:innen acht Themenfelder identifiziert, an denen wir arbeiten wollten, um die Sanierungsrate zu erhöhen. Ein wesentlicher Schwerpunkt lag dabei auf Innovation und Technologie. Inzwischen haben wir jedoch erkannt, dass der Erfolg viel stärker von den Rahmenbedingungen abhängt – also von rechtlichen und finanziellen Faktoren, die bestimmen, ob ein Gebäude saniert wird oder nicht.
Wir haben drei zentrale Bereiche definiert, in denen wir zuallererst Veränderungen anstoßen müssen: die Finanzierung, die Governance sowie die stufenweise und serielle Sanierung. Wenn es gelingt, diese Hürden zu überwinden, sind wir überzeugt, dass die Sanierung wieder an Fahrt gewinnen wird.
Unser Ziel ist nach wie vor die umfassende Sanierung. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass dies sehr schwierig ist, weil der Sprung meist zu groß ist. Deshalb konzentrieren wir uns nun auf ein stufenweises Vorgehen. Wenn man einen Sanierungsplan für ein Gebiet oder eine Liegenschaft erstellt, muss nicht alles auf einmal umgesetzt werden – man kann das Projekt in Teilbereiche gliedern. Für diese lassen sich mitunter unterschiedliche Stakeholder oder Finanzierungsmodelle finden. So lässt sich das große Ziel Schritt für Schritt erreichen.
Im Zuge der neuen EU-Gebäuderichtlinie wird im kommenden Jahr der Renovierungsplan eingeführt – ein sogenannter Renovierungspass für Gebäude, der derzeit ausgearbeitet wird.
Es gibt große Stellschrauben, an denen nur die Politik drehen kann. Ein Beispiel dafür ist das Erneuerbare-Wärme-Gesetz: Darauf wurde intensiv hingearbeitet – und am Ende kam das Gesetz doch nicht.
Wir hingegen arbeiten an vielen kleinen Stellschrauben. Wir stoßen Innovationsprozesse an, initiieren Forschungs-, Demonstrations- und Pilotprojekte und bringen sie ins Laufen. Wir vernetzen Akteure, vermitteln Wissen und analysieren, was bereits vorhanden ist und wer über welches Know-how verfügt. Darüber hinaus engagieren wir uns zunehmend auch im Bereich der Weiterbildung – insbesondere für die Bauwirtschaft.
Unser Ziel ist es, eine Sanierungsrate von 3 Prozent zu erreichen. Davon sind wir derzeit noch weit entfernt. Wir haben sogar den Eindruck, dass es zunehmend schwieriger wird.
Aber wir bleiben dran. Der Sanierungspass wird kommen, und damit auch die stufenweise Sanierung. Außerdem rückt der Gebäudebestand immer mehr in den Mittelpunkt – das war vor ein paar Jahren noch anders. Das macht uns optimistisch.“
Renowave.at ist das Innovationslabor für klimaneutrale Gebäude- und Quartierssanierungen in ganz Österreich. Als unabhängige Anlaufstelle für Innovationsvorhaben im Sanierungsbereich unterstützt es u. a. Initiator:innen von Demonstrationsgebäuden und -quartieren, um Impulse für einen klimaneutralen Gebäudebestand zu setzen. Das Innovationslabor steht allen Stakeholdern und Interessierten offen. Es möchte hochwertige Sanierungen einfacher, kostengünstiger und rascher umsetzbar machen und forciert dafür Innovationen. Der Vorstand von Renowave.at besteht aus Ulla Unzeitig und Susanne Formanek. Die Genossenschaft hat derzeit 42 Mitglieder.






