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Perfektion und Design. nextroom fragt Marc Viardot
Perfektion und Design. nextroom fragt Marc Viardot, Portraitfoto: Jana Madzigon

Den ältesten plastischen Werkstoff der Menschheit, die Keramik, hat Laufen zur Perfektion entwickelt. Das Design wird den großen Könnern überlassen. Was steckt noch hinter den Kreationen fürs Badezimmer? nextroom fragt Marc Viardot, Managing Director Central European BU und Director Marketing & Products der Firma Laufen. Eine Reportage von Martina Pfeifer Steiner.

30. Oktober 2018
Die Begeisterung etwas bewegen zu können, und zwar im Kleinen wie auch im Großen, vermittelt er glaubwürdig, mit allen Teams, Designern, Kollaborationspartnern zusammenzuarbeiten sowie die Erfolge des Unternehmens gemeinsam zu feiern, das motiviert ihn. Marc Viardot hat für Laufen federführend Markenbildung und Wachstum vorangetrieben, ist für die weltweite Ausrichtung von Produktdesign und Kommunikation zuständig und seit einem Jahr für die zentraleuropäische Business Unit, bestehend aus Laufen Austria, Deutschland und Benelux. Diese neue Doppelfunktion sei zweifellos anspruchsvoll, doch Marc Viardot kann sich auf sein bestens ausgebildetes Team verlassen, das in den jeweiligen Bereichen die übertragene Verantwortung auch übernimmt. Die Vorteile sind naheliegend: Strategien in Marketing und Verkauf können dadurch direkter, flexibler und marktnäher umgesetzt werden. Zudem wird Zentraleuropa als ein einziger Heimmarkt bearbeitet, der damit seiner Vorreiterrolle in der globalen Markenschärfung gerecht wird.

Die Vision von Laufen auf einen Satz gebracht lautet: ‘To be the best premium bathroom brand and grow sustainably and responsibly’. „Da steckt einiges drinnen: best premium bedeutet, dass wir den Anspruch haben auch in Zentraleuropa zu produzieren, Österreich ist ein ganz wichtiger Standort mit zwei Produktionsstätten, des Weiteren in der Schweiz und Tschechien. Das erlaubt uns natürlich, nicht nur die Qualität zu generieren, die zu Premium gehört, sondern auch Innovationen auszulösen. Die hohe Kunst dabei ist, diese für den industriellen Produktionsprozess weiterzuentwickeln“, stellt Viardot fest. Und dies sei nur in hoch spezialisierten Fabrikationsstätten möglich, mit Menschen, die einen großen Erfahrungsschatz haben. „Genau das finden wir eben in unseren Werken vor. Wir haben Mitarbeiter, die teilweise schon in dritter Generation arbeiten und für ‘ihre’ Firma eine Leidenschaft entwickelt haben.“

Weltinnovationen wie die SaphirKeramik werden so überhaupt erst möglich: Eine völlig neue Rezeptur, die hauchdünne Wandungen von 3–5 mm, mit Radien von 1–2 mm, bis zu einem gewissen Maß im Kernguss erlauben. Nach fünf Jahren Forschung könne man von einer Revolution sprechen. „Keramik ist ein pures Material, hundert Prozent recycelbar, durch die geschlossene Oberfläche hygienisch und langlebig. Aus unserer engen Zusammenarbeit mit den Architekten wissen wir, dass ein Sanitärprodukt zwar nicht unbedingt der Protagonist sein soll, die Ästhetik jedoch immer eine Rolle spielt, abgesehen vom minimierten Platzbedarf“ sagt Viardot. Und dass man mitunter auch Lehrgeld bezahlt, müsse man aushalten, über 100.000 verkaufte Waschtische aus SaphirKeramik in einem Jahr können dies nur bekräftigen.

Mitunter gibt es offene Briefings, wo nach dem Unmöglichen gefragt wird, um technologisch einfach wieder einen Schritt weiter zu kommen. Dabei darf man dann auch an Infrastrukturen denken, die über Jahrhunderte unverändert blieben, wie die Kanalisation, oder hinterfragen ob es in Zukunft noch sinnvoll ist, Abfälle mit Wasser zu transportieren. Um bei solchen Themen die Grenzen zu verschieben, arbeitet Laufen interdisziplinär mit Innovationszentren, Universitäten und mit Designern zusammen. „Wir nehmen die Herausforderungen unserer Visionen an und wissen über den langen Horizont und unsere Verantwortung als Industrieunternehmen. Ein entscheidender Punkt ist, dass wir eine Unternehmenskultur entwickelt haben bei der wir das Design ausschließlich externen Designern und Architekten überlassen, und uns auf das eigene Spezialistentum in der industriellen Entwicklung und Herstellung konzentrieren.“

So ist die Liste der Bauwerke lang, bei denen Laufen mitwirkt. Für das erste mit Herzog/de Meuron in Tribeca, 56 Leonard Street, NYC, zum Beispiel, produzierte die Firma Waschtische und Badewannen nach deren Entwurf für 300 Badezimmer und vor kurzem wurde in der Crystie Street das New York Public Hotel eröffnet. Beim WeGrow Konzept, ein Ableger für Kindergärten von WeWork, ein amerikanisches Unternehmen, das Co-Working-Space in Subkultur-Communities bereitstellt, des dänischen Architekten Bjarke Ingels (BIG) entwickelte Laufen eine Pflanzenwand aus kompostierbaren Material. Anlässlich des Mondrian Doha Hotels begann die Zusammenarbeit mit dem niederländischen Designer Marcel Wanders nach dem „be spoke“ Prinzip – maßgeschneidert weil man mit den Beteiligen spricht – und mündete in die aktuell von ihm designte eher klassische Kollektion für die eigene Produktpalette. Marc Viardot: „Das soll kein Rückfall in das klassische Image von Laufen sein, nach mehr als 125 Jahren wollen wir jedoch die Eleganz und auch die Substanz unserer Objekte immer wieder neu interpretieren. Die Zeit ist reif dafür.“
Reportagen ergänzen die Serie »nextroom fragt:« um Portraits von Unternehmen. Zu Wort kommen „Köpfe“ von Firmen, die interessante Produkte bzw. Entwicklungen hervorbringen. Der Geschichte über Motivation, Haltung und Visionen dieser Menschen wird vor Ort nachgespürt.

Die Reportagen entstehen in Zusammenarbeit mit dem Kooperationspartner DOCUmedia. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei nextroom.

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