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Tina Gregorič – Wandel
Tina Gregorič – Wandel, Pressebild: Miran Kambič
27. Oktober 2020 - Martina Pfeifer Steiner
„Der Wandel beinhaltet die Chance auf eine bessere Zukunft. Wir als ArchitektInnen sollten uns nicht mit dem Status-quo oder den geltenden Standards abfinden und müssen uns bewusst sein, für welch großen Prozentsatz von Emissionen sowie Eingriffen in die Umwelt wir zuständig sind. Ob ein gutes oder besseres Projekt, es ist immer eine große Implementierung oder auch eine Zerstörung. Die stetige Frage, ob wir wirklich so viel bauen müssen, ist höchst angebracht und bei jedem potenziellen Bauwerk die Reflexion über Notwendigkeit und Mehrwert für die Region, die Stadt, das Dorf, die Gesellschaft, die Umwelt. Und das ist eine immense Verantwortung aller am Prozess Beteiligten, die als Gemeinschaft und im guten Dialog Antworten finden müssen.

Wir gehen eigentlich jedes Projekt unter der Perspektive von Wandel an und stellen das Offensichtliche, die Standardlösung zuerst einmal in Frage. Architektur beinhaltet ja eigentlich den Wandel. Selbst beim normalen Einfamilienhaus auf dem Land gibt es genauso wie beim sozialen Wohnbau immer den nächsten Schritt ausgehend vom Status-quo. Wenn wir zurzeit in Ljubljana einen Wohnbau mit 500 Einheiten realisieren, müssen wir uns des Wandels in Familie, Gesellschaft, wie Arbeit organisiert wird, sehr bewusst sein. Extrem deutlich wird der Anspruch auf flexible Raumnutzungen natürlich ganz aktuell in der Covid-Krise. Auch bei der Planung eines Universitätscampus erforschen wir genau die momentanen Bedingungen, müssen jedoch den sehr raschen Veränderungsprozess schon implementieren, denn wir wissen genau, dass die Anforderungen bereits zum Zeitpunkt der Fertigstellung andere sein werden. Ein faszinierendes Beispiel in der Architekturgeschichte ist das Salk Institute for Biological Studies in San Diego, Kalifornien, von Louis Kahn. Vor nunmehr fast sechzig Jahren gebaut, hält das vorausschauende Konzept mit den Laboratorien und vorgelagerten Zonen für Kontemplation heute noch als hochmoderne Forschungsstätte stand.“

Tina Gregorič, geb. 1974, dekleva gregorič architects, Ljubljana, Slowenien. Bei ihren Projekten ist Wandel der Kern des Konzepts. Aljoša Dekleva und Tina Gregorič planten 2006 den Universitätscampus in Izola als offenes Netzwerk und kontinuierlich wachsendes räumliches System, das den zukünftigen potenziellen Anforderungen gerecht wird und entwickeln derzeit das Science Centre in Ljubljana, ein weiteres Schlüsselprojekt mit kreisförmigen Pavillons, in dem mehrfache Nutzungsänderungen und Kreislaufwirtschaft im Mittelpunkt stehen.
Reduktion – Option – Wandel, das sind die Impulswörter der zweiten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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