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Angelika Bachmann – reichhaltig
Angelika Bachmann – reichhaltig © Stifter Bachmann
6. April 2021 - Martina Pfeifer Steiner
„Reichhaltig bedeutet für mich, wie breit gefächert ein Projekt aufgebaut ist, ob es gelingt die vielfältigen Anforderungen zu erkennen und mit dem Entwurf die Antworten zu geben. Der Ort, die Aufgabe und das Vorhandene bilden gleich zu Beginn des Prozesses einen komplexen Verbund und wirken anfangs oft wie ein zu reichhaltiges Essen. In diesem Prozess ist es wichtig die wesentlichen Dinge herauszufiltern, manche Details in gewissen Entwicklungsstufen auch bewusst zu übersehen oder zu überhören, um den roten Faden in den ganzen Schichtungen nicht zu verlieren. Reichhaltig wird für uns eine Arbeit oder ein Projekt, wenn wir damit Teil eines größeren Ganzen werden und Entsprechendes aus dem Ort und dem Vorhandenen entwickeln. Deswegen lassen wir unsere Hände von Projekten, welche nur ‚nehmen‘ und nichts ‚geben‘.

Ein Projekt kann meist viel mehr, als in der Aufgabenstellung gewollt und formuliert. Danach suchen wir. Nach dem Mehrwert für das Dorf, die Stadt, die Landschaft oder die Menschen: Wenn der Schulhof zum öffentlichen Platz wird, das Gerätehaus der Feuerwehr zum Haus der Dorfgemeinschaft, ein Foyer wochentags zum Speiseraum oder wenn aus dem Projekt einer Turnhalle ein Kletterzentrum für die Schulen entsteht. Wir arbeiten gerne mit Überlagerungen und für vermeintlich nicht zusammenpassende Dinge suchen wir einen gemeinsamen Weg: Eine Werkstatt zusammen mit Seniorenwohnungen, ein Rathaus mit einem Theatersaal, ein aktives Kloster mit einem Studentenheim. Oder wie beim Entwurf eines größeren Schulumbaus zwischen Eisenbahn, Landestraße und Autobahn, bei dem wir uns der vorgekauten Lösung und dem bloßen Abarbeiten des Auftrags mit hohem Arbeitsaufwand und konkreten Vorschlägen widersetzten. Das Bewusstmachen bisher nicht gekannter Möglichkeiten und eines Mehrwerts, schaffte bei allen Beteiligten Vertrauen und eine hohe Identifikation mit dem Projekt.“

Angelika Bachmann, geb. 1967, Architekturbüro Stifter + Bachmann, Pfalzen/Südtirol. Ausgehend vom Kontext versuchen Angelika Bachmann und Helmut Stifter dem Ort immer einen reichhaltigen Mehrwert zurückzugeben. Bei einer komplexen Schulsanierung in Blumau beispielsweise, konnten sie die Auftraggeber von einer sanften Sanierung des Altbaus und einem Erweiterungsneubau überzeugen und so mit Vorplatz wie Zwischenräumen eine neue identitätsstiftende Situation schaffen.
beständig – reichhaltig – wegweisend, das sind die Impulswörter der dritten Staffel bei »nextroom fragt«. Wie reagieren die auf nextroom vertretenen Architekturschaffenden darauf? Martina Pfeifer Steiner holt die Statements ein.

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