Bauwerk

Restaurant Kunst.Halle.Krems
Adolf Krischanitz - Krems an der Donau (A) - 2002
Restaurant Kunst.Halle.Krems
Restaurant Kunst.Halle.Krems
9. August 2001 - ORTE
Eine im Gesamtzusammenhang wenig fundierte Kritik an der Kremser Kunsthalle monierte immer wieder deren fehlende Außenwirkung. Im Zuge der neuen, beruhigenden Regelung des Verkehrs auf der Steiner Landstraße bot sich nun die Chance, ein neues Element vor dem historischen Bauwerk der ehemaligen Tabakfabrik und heutigen Kunsthalle zu platzieren.

Städtebaulich verstärkt das von Architekt Adolf Krischanitz autonom vor die Kunsthalle gesetzte, lange Glashaus die Eckposition der Kunsthalle an der Straßenkreuzung und erzeugt einen räumlichen Auftakt zum öffentlichen Längsraum der Steiner Landstraße, der als Kunstmeile apostrophiert und mittlerweile von mehreren Kulturbauten flankiert und aufgewertet wurde.

Typologisch hält sich das Pavillonbauwerk zuerst einmal an die geometrisch reduzierte Grundform des Hauses mit vier Seiten und Satteldach. Der langgezogene Zuschnitt, die Art der Zugänge an den Stirnseiten und die zwingende Möblierung evozieren jedoch einen spezifischen Nutzungstyp: den des Eisenbahnwaggons, präziser: des Speisewagens. Dieses starke und positiv besetzte Bild bewirkt eine weitere Verstärkung der bereits durch die städtebauliche Positionierung angelegten Identität. Der schlanke Raumtyp wurde vom Architekten bereits an seinem eigenen Haus getestet. Für den Speisepavillon der Kunsthalle hat er ihn auf die Aufgabe bezogen optimiert.

Die Anbindung an das Café der Kunsthalle erfolgt über zwei Durchgänge mit Stufen, sodass sich Personal und Gäste nicht in die Quere kommen. Der Abstand gewährt baustrukturelle Autonomie und entspricht auch den verschiedenen Konstruktionsweisen: massiv für den Bestand, leicht für das Neue.

Architektonisch hält das Glas den Hauptanteil. Die Metallrahmen der Tragkonstruktion sind zwar präsent, aber doch so abstrahiert, dass ihre Wirkung nicht überhand nimmt. Die stabile Hülle erlaubt den witterungsgeschützten Betrieb als Schanigarten, einen kaum gestörten Ausblick und natürlich am Abend auch den Einblick. Sehen und gesehen werden, zwei Hauptelemente gesellschaftlichen Lebens, kommen hier gut zur Wirkung und erzeugen auch für die gelebte Stadt einen urbanen Impuls, wie dies klarerweise zur Kunstmeile passt. (Text: Walter Zschokke)

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Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

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