Bauwerk

Wiener Messe Neu
Peichl und Partner, Norbert Erlach, Gerhard Moßburger, Vasko + Partner Ingenieure - Wien (A) - 2003

„Topf mit Spitz“ im Prater

Der „Topf“ des neuen Wiener Kongressgebäudes am Messegelände wird nur 26 Meter hoch sein. Erst der funktionslose „Spitz“ darauf macht das Ganze zu einem 95-Meter-Gebäude.

18. November 2002 - Andrea Waldbrunner
Ein Rad und ein „Topf mit Spitz“ in Konkurrenz um die architektonische Vorherrschaft in der Leopoldstadt: das berühmte Riesenrad versus das künftige Kongresszentrum auf dem Messegelände.

Der Spitzname war im Rathaus schnell gefunden für das Großprojekt, das auf einer Idee von Architekt Gustav Peichl beruht. Er hat einen 26 Meter hohen zylindrischen Korpus (der „Topf“) für das Kongressgebäude entworfen, um darauf eine „nicht raumbildende“ - so die Bauordnungsfachsprache - Stahlkonstruktion zu stülpen: ein Turm zur Zierde, gänzlich ohne Funktion.

Damit wird dieses Bauwerk insgesamt 95 Meter hoch und höher als alles andere im Prater - das Riesenrad als bisher alleiniges Prater-Wahrzeichen bringt es bloß auf 64,75 Meter. Und galt damit als das Maß aller Dinge. Nichts in seinem Umfeld durfte es überragen, „alle anderen Buden, Aufbauten“ oder „mehrgeschoßige Spielhallen“ der Praterunternehmer müssen niedriger bleiben, erklärt Robert Kniefacz von der MA 19 die Gestaltungsüberlegungen zum Stadtbild im Prater.

„Eine lange Diskussion“ hat er beobachtet, als es um die Beurteilung der Flächenwidmung für den Bau des Kongresszentrums mit dem Spitz obenauf ging. „So klar“ sei das nicht gewesen, ob das Riesenrad die Konkurrenz in der städtischen Skyline neben sich zu dulden habe. Das Projekt wurde vom Gemeinderat beschlossen, so Stadtplaner Bernhard Mackerle (MA 21A), der Turm als „architektonisches Merkmal“ damit als bald stadtbildprägend abgesegnet. Die „Detailausformung in Material, Form und Farbe“ erfolge erst.

Hat eine Privatperson die Idee, sich mit schickem Turm am Hausdach im Stadtbild verewigen zu wollen, gibt es wenig Hoffnung: „So einen Mast auf einem Eigenheim würde man absolut ablehnen müssen.“ Klar sei aber, dass ein derartig genehmigter Turm Beispielswirkung haben werde. Wer einmal so etwas bauen durfte, macht den Weg frei für Nachahmer. Generell nicht erlaubt ist aber, auf dem „Topf mit Spitz“ Werbung anzubringen.

Vor wenigen Tagen wurde der Grundstein gelegt für das Kongressgebäude und damit für den zweiten Bauabschnitt auf dem Messegelände, dem ein veritabler Skandal vorausging. Die Planungen waren zu Beginn freihändig vergeben worden. DER STANDARD berichtete. Erst die Nachfolgebauten, wie Messehotel oder Vorplatz, wurden in Wettbewerben entschieden. Das 170-Millionen-Euro-Projekt wird zwischen Ausstellungs- und Vorgartenstraße errichtet.

Parallel wird an der Verlängerung der U2 gearbeitet, die ab 2007 auch zum Prater fahren soll.

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