Bauwerk

Plusenergie Hausanlage Patriasdorf
Peter Jungmann, Reinhard Suntinger - Lienz (A) - 2003

Mit einem Hang zu Holz und Beton

Die Architekturwerkstatt Lienz realisierte Passiv-Reihenhäuser in bester Stadtrandlage. Wunderbar fügen sich die lose gegliederten Einheiten aus Holz und Beton in die Landschaft. Privatgärten bringen Sonne und Naturbezug, die Aussicht reicht bis zu den Dolomiten.

12. Mai 2007 - Isabella Marboe
„Patriasdorf ist der älteste Teil von Lienz und einer der wertvollsten Baugründe“, sagt Architekt Peter Jungmann, „ich bin dort aufgewachsen, damals war das noch ein rustikales Bauerndorf.“ Nur Wiese, Steine und nichts als Äcker. Doch dann musste ein dortiger Bauer seine sieben Geschwister auszahlen und das Grundstück parzellieren. Man hatte Glück. Denn die sieben Teile fielen nicht etwa einem Spekulanten oder Investor in die Hände, sondern dem planenden Baumeister Georg Gruber. Gemeinsam mit den Architekten Peter Jungmann und Reinhard Suntinger bildete er die Architekturwerkstatt Lienz. Einem erfolgreichen Projekt stand damit nichts mehr im Wege.

Die dreistöckigen Reihenhäuser brauchen insgesamt nur wenig Fläche und fügen sich mit dem eingeschobenen Erdgeschoß wunderbar in den Hang. Hochqualitatives Isolierglas, dick gedämmte Betonscheiben und kontrollierte Wohnraumbelüftung sorgen für Passivstandard. „Es ist eine sehr exklusive Lage. Doch der Kostendruck war so hoch, dass wir konzeptionell hochwertige Häuser in Serie planen mussten“, erklärt Jungmann. Am gewachsenen Boden im Norden befinden sich die Privatgärten. Das Material ist ortsspezifisch: oben naturverwitterte Lärche, darunter rauer Mantelbeton. Des Architekten Worte: „Der Beton reagiert schallhart auf die Straße, grenzt stärker ab und harmoniert schön mit dem Grün.“

Freiräume sonder Zahl

Die Carports bilden einen halb öffentlichen Freibereich, über dem sich das offene Wohnen zur begrünten Südterrasse weitet, die Aussicht reicht bis zu den Lienzer Dolomiten. Im Norden bieten Hintergärten eine schattige Alternative an heißen Sommertagen. Ein exquisiter Balkon im ersten Stock - gefasst in einen Rahmen aus Beton - komplettiert das reiche Freiraumangebot für alle Jahreszeiten.

Eine Baumreihe säumt den Helenenweg im Süden, dahinter grünt und blüht es auf schräg vorspringenden Terrassenbrüstungen. In ungestörter Hochlage kann man von hier aus die Sonne und einen Postkartenblick über die Stadt genießen.

Das Haus wird von mächtigen Säulen getragen. Dazwischen hängen Schaukeln herab, parken Autos, stehen Bänke - ein idealer Freiraum für den Alltag. Die Erschließung ist clever durchdacht: Zwischen den Häusern kann man zur Nordseite auf die gemeinsame Wohnstraße durchstechen. Helles Streiflicht begleitet den Passanten.

„Es ist alles bis ins kleinste Detail durchdacht, darüber sind wir sehr glücklich“, sagt Annemarie Eder. Sie war eine der ersten Interessentinnen für die neuen Wohnungen. Das Projekt gefiel ihr so gut, dass sie den Innenraum vom Architekten gleich mitplanen ließ. Jungmann arbeitete mit dem Licht: Wie durch ein Prisma fällt es vom Himmel durch die Lärchenstufen in den Vorraum, der schließlich mit grauem Eternit verkleidet ist.

Auf einem Lärchenschiffboden flutet die Wohnebene von der gläsernen Arbeitsbox über die offene Küche bis hin zur südseitigen Terrasse. Ein feiner Betonrahmen schafft Schatten und Intimität. Außenjalousien malen Streifen auf Wand und Boden. Französische Fenster im Obergeschoß sorgen für Weite und Abwechslung.

Die Anlage wurde mit dem 3. BTV-Bauherrenpreis in Tirol ausgezeichnet. In zweiter Reihe entstehen nun reine Holzhäuser. Jungmann: „Es gibt Bestrebungen, auf Plus-Energie aufzurüsten.“

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