Bauwerk

Haus am Zwinger
Heinz Tesar - Dresden (D) - 2000

Dresdener Residenz am Zwinger

Ein weiterer Erfolg für österreichische Architekten in Deutschland: Heinz Tesar plant das „Haus am Zwinger“ - ein nobles Büro- und Geschäftshaus der TrizecHahn-Gruppe.

2. Juni 1999 - Gert Walden
Nach dem Sieg 1993 im Wettbewerb für ein Bürohaus an der Südseite des Palais Taschenberg - heute Hotel Kempinski - hat sich Architekt Heinz Tesar in Geduld üben müssen. Nutzungs-und Investorenwechsel haben dazu geführt, daß das prominente Bauvorhaben gegenüber der festlichen Architektur des Zwingers erst jetzt in die Endrunde geht. Über einen Generalunternehmer wird nun TrizecHahn Europe das Projekt im November 1999 fertigstellen. Die Lage des Hauses könnte besser nicht sein, die Herausforderung an den Planer im städtebaulichen Torso von Dresden kaum größer.

Tesar hat einen 170 Meter langen, 15 Meter tiefen und 18,5 Meter hohen Baukörper an der Südseite des Palais Taschenberg plaziert, womit der Straßenraum der „Kleinen Brüder Gasse“ wieder entstehen konnte. Gleichzeitig wird ein neuer Platz gegenüber der angrenzenden 50er-Jahre-Wohnbebauung geschaffen, der mit seiner Bepflanzung ein „Stadtwäldchen“ konstituieren soll. Das neue Gebäude selbst ist jedoch kein hermetischer Riegel zwischen Palais und Wohnbauten. Dafür sorgen drei Durchgänge im Haus. Den Kopf des Baukörpers bildet ein für Tesar zum Markenzeichen gewordener Haken, der gegenüber dem Südpavillon des Zwingers ausschwingt. Eine stadträumliche Geste also, die den Ort präzisiert und eine gewisse Dynamik einbringt.

Tesars Architektur ist von seiner Auffassung der Beziehung zwischen dem Bau und dem menschlichen Köper geprägt. Daher hat auch das Dresdner Haus einen „Kopf“, einen Rumpf und eine „Endung“, die von den Wohnbauten umfaßt wird.


Die Farben Grau

Diese grundsätzliche Haltung wird überlagert von den Schichten der konservativen Fassadengliederung sowie der nuancierten Farb- und Materialwahl. Die Simplizität eines baulichen Statements wird so vermieden und komplexe Ebenen der räumlichen und materiellen Wahrnehmungen werden erzielt, die Tesar mit einer bewährten Systematik behandelt. Ein Beispiel: Die Fassaden gliedern im 5-Meter-Abstand konische Pilaster aus Stahl, die sich lichtgrau vom dunkleren Hintergrund abheben und ein Gesims tragen. Ins Innere des „Hauses am Zwinger“ - so der Marketingtitel - verweisen dann die basaltgrauen Fensterrahmungen, deren Proportionen im Verhältnis 1:3 die Raumhöhen zur Geltung bringen. Über dem durchgehenden Gesims schließlich folgt eine Zone mit zweigeschoßigen, exklusiven Büroeinheiten, die, in einem abgetönten Weiß gehalten, eine renaissancehafte Auflösung des Baukörpers nach oben hin ankündigen.

Tesars anthropomorphe Klassik reflektiert also die barocke Architektur ebenso wie den monumentalen Klassizismus der 50er Jahre, nur eben in einer subjektiven, klar erkennbaren Auslegung.

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