Die Aufgabe, innerhalb einer bestehenden dörflichen Struktur ein traditionelles Bauernhaus zu ergänzen, wird ohne Drang neue Formen oder Typologien zu erfinden dennoch untraditionell gelöst. Die Frage nach Wahrheit in diesem Zusammenhang ist kein Thema, wahr ist vielmehr was heute gebraucht wird. Die Radikalität der Lösung liegt im selbstbewussten und unsentimentalen Umgang mit diesem Umstand. Aus dem Detailkatalog der Baugeschichte werden Lösungen homöopathisch und punktgenau eingesetzt, je nach Bedarf aus dem Fundus traditioneller Handwerkskunst oder aktueller Tendenzen entnommen. Die Wirkung: angenehme Frische.

Die Modernität des Ansatzes basiert auf der leichten Verschiebung von Gewohntem, im inhaltlichen wie räumlichen Sinn. So machen die einfachen Fensteröffnungen eine raffinierte Wanderung auf der Fassade durch, die diese vom Stadel in ein modernes Wohnhaus mit Gästeappartments verwandeln. Die Loggien mit den einfachen Rollläden sprechen die Sprache der Gegenwartsarchitektur, ihre Fertigung aus Altholz unterstützt wiederum die Eingliederung ins bestehende Ambiente. (Jurytext aus: Auszeichnungen des Landes Tirol für Neues Bauen 2004; Gerhard Buresch, Hans Gangoly, Anna Popelka)