Bauwerk

Wohnbau Starkenburggasse
RATAPLAN - Wien (A) - 2005

Designerbebrillte Hausgeschwister

Mit den neuen Familienhilfe-Wohnhäusern in Ottakring setzten die Architekten RATAPLAN zwei feine Schlusssteine ans grünflankierte Ende einer Sackgasse. Sonnenhungrig ragen aluumrandete Loggien wie „Schutzbrillen“ aus den Südfassaden, im Osten bieten dreiseitig verglaste Veranden mit Balkon Morgenlicht und Skyline-Panorama.

8. Januar 2005 - Isabella Marboe
Im Weichteil der Ottakringer Vorstadt, wo die Gründerzeitbebauung in Kleingartensiedlungen übergeht und die Straßen dem Wilheminenberg zustreben, liegt die Starkenburgg. Am Bergsaum, unweit von Steinhof und Ottakringer Bad, nah an der U3 Endstelle, paart sich städtische Infrastruktur mit Naturnähe von hohem Freizeitwert. Sacht fällt die stille Sackgasse nach Osten ab, wo sie in verwachsenen Kleingärten und einen großen Sportplatz endet. Am Saum der grünen Flanke war ein Grund frei, der in gegenüberliegende, keine 20 Meter schmale, 45 Meter tiefe Bauplätze geteilt wurde. Im Schatten voluminöser Wohnbauten gingen die versteckten Parzellen fast unter. Trotz beengter Ausgangslage entschied sich der Bauträger Familienhilfe hier für zwei neue Häuser. Mit feingliedrig durchkomponierten, korrespondierenden „Hausgeschwistern“ setzten die Architekten RATAPLAN markante Schlusssteine mit 14 Wohnungen von hoher Qualität in die Sackgasse.

Neugierig und keck ragen drei versetzte, aluminiumumrandete Loggien aus der Fassade von Haus Nummer sechs. Teils balkongekrönt, folgen sie in luftiger Höhe der Straßenflucht, die Wand richtet sich nach dem Hang. Subtil nehmen diese Bezugsrichtungen das Nebeneinander von Stadt und Natur auf, das die Gegend prägt. Sie geben den artverwandten Häusern mit parallelen Straßenfronten und gegenüberliegenden Garagenzufahrten ihren besonderen Dreh. Im wahrsten Wortsinn tritt man blickgeschützt auf Loggien oder Balkonen aus der Fassade. Hinter Glastüren stülpen sich offene Wohnküchen dreiseitig vollverglast zur Morgensonne aus den Ostfassaden, am Eck werden sie zur Terrasse. Von einem mäandernden Aluband gefasst, variiert die Veranda-Freiraum- Kombination das Thema der Loggien-„Schutzbrillen“. Sonnenhungrig richten sie sich nach Süden, blicken bei Nummer drei in den ruhigen, abfallenden Garten, darüber trohnt das Haus. Der massive Westnachbar reicht zur Grundgrenze, an seine Feuermauer dockt das Stiegenhaus mit vollverglaster Südfront und Grünblick an. Es erschließt sieben Wohnungen, davon zwei Maisonetten, die meisten haben Freiräume zu zwei Himmelsrichtungen. Die Ost-Balkone fangen nicht nur die Sonne, sondern auch den Blick auf die überm Sportplatzrasen aufragende Skyline mit Altottakringer Kirchturm und der weißen 60 Meter Ellipse von Nehrer&Medek an der U3 ein. Von der Dachmaisonette mit raumhoch verglaster, großer Wohnküche und umlaufender Terrasse genießt man das ganze Panorama. Durchgehende Fensterbänder schenken nordseitigen Räumen schöne Ausblicke im Querformat und eine elegant ruhige Fassade.

Dem Vis-a-vis wahrt ein Grünstreifen Respektabstand zum Nachbarn, zusätzliche Distanz schafft das einladend zur Straße Über-Eck-verglaste Foyer, dessen Asphaltboden das Trottoir fortführt. Als mehrstöckige Aussichtsplattform auf efeuumrankte Fichten ragt das offene Sichtbetonstiegenhaus in den idyllisch ansteigenden Garten mit Sauna für alle. Der offene Raumfluss und prägende Hausthemen werden in der Erdgeschosseinheit mit Eigengarten besonders deutlich, wo RATAPLAN das Interieur designten. Im dreiseitig verglasten, auskragenden Ostzwickel der Wohnküche setzt sich der Belag der anschließenden Terrasse innen fort, zelebriert das „Heraustreten aus der Fassade“. Für die mit grauem Filz bespannten Kästen wurde ein beliebig kombinierbares System aus Ober-Unterschrank-Laden und Regalelementen entwickelt. Runde Plexiglasscheiben als Griffe nehmen das „Brillen“- Thema auf, der Mäander findet sich im von Spiegeln optisch erweiterten Badezimmer wieder. RATAPLAN planten auch eine Kleinwohnung mit Westbalkon zum Büro um, das stilvoll Nutzungsmix ins Wohnhaus am Grünen bringt.

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