Bauwerk

Wohnprojekt Hasendorf
einszueins architektur - Sitzenberg-Reidling (A) - 2018
Wohnprojekt Hasendorf, Foto: Hertha Hurnaus
Wohnprojekt Hasendorf, Foto: Hertha Hurnaus
27. Oktober 2020 - ORTE
Das Wohnprojekt Hasendorf befindet sich im Besitz des gleichnamigen Vereins. Die private Initiative wollte ein ökologisches Leuchtturmprojekt auf dem Land errichten. Es galt Wohnraum der Spekulation zu entziehen und anstelle von individuellem Besitz einen gemeinsamen zu schaffen, der auf diese Weise langfristig die geteilten Ziele sichert.

Das gemeinschaftliche Bauprojekt wurde partizipativ umgesetzt und beinhaltet die Planungsbeteiligung von der äußeren Gestalt des Gebäudes bis hin zur Steckdose. Die Bauherren haben das Projekt selbstorganisiert und selbstverwaltet entwickelt.
Das Wohnprojekt Hasendorf ist ein innovatives, ökologisches Bauprojekt mit einem zukunftsfähigen Nutzungskonzept. Die Baugruppe hat eine CSA (Community Supported Agriculture) an das Wohnbauprojekt gekoppelt und gewährleistet damit die teilweise Selbstversorgung mit Lebensmitteln.

Das Gebäude wurde als Holzbau mit Passivhauskomponenten realisiert und enthält technische Merkmale wie z.B. kontrollierte Wohnraumlüftung, neun Tiefenbohrungen zur Warmwasseraufbereitung sowie sehr große Photovoltaik-Flächen, die bei günstigem Sonnenstand das gesamte Gebäude mit Strom versorgen. Darüber hinaus wurde die Schnittstelle zwischen Selbstbau und beauftragten Leistungen neu definiert. Im Innenausbau wurden von den Bauherren großflächige Lehmbauwände realisiert. Ein außenliegender Sonnenschutz wirkt gegen die sommerliche Überwärmung.

Die große PV Anlage und auf baulicher Ebene der Holzbau selbst tragen wesentlich zur ökologischen Nachhaltigkeit in der Nutzungszeit bei: Nicht nur wird beim Wachstum von Bäumen CO2 im Holz gebunden, sondern es sind auch weniger LKW-Fahrten notwendig, um dieselbe Kubatur in Holz zu errichten wie in Stahlbeton. Weiters fördern die Gemeinschaftsräume und gemeinsam programmierten Freiräume die Freizeitgestaltung vor Ort. Das wirkt sich positiv auf die zukünftige Verkehrsentwicklung aus. Das Zurverfügungstellen großzügiger Fahrradräume unterstützt die Mobilität mit dem Fahrrad.

Ein Ziel des Projektes war, den Verbrauch der individuellen Wohnfläche so weit wie möglich zu reduzieren. Der Gedanke dabei ist, so zu leben, wie Menschen 2050 leben müssten, um den Ressourcenverbrauch geringer als die Regenerationsfähigkeit der Erde zu halten. Die Reduktion von individuellem Wohnraum verringert unter anderem das Nutzungsentgelt. Durch das Teilen von Ressourcen, Räumen und Dingen ist die Leistbarkeit der Gemeinschaftsflächen gegeben.

Motivationen hinter dem Projekt: gelebte Nachbarschaft, Führen eines nachhaltigen Lebens; Mitbestimmung des eigenen Lebensumfeld; weniger Anonymität im Wohnumfeld; Heranwachsen der Kinder und Altwerden in einer Gemeinschaft; Leben in einer Gruppe, die sich solidarisch verhält.

Die soziale und kulturelle Diversität war beim Auswahlprozess der Gruppenmitglieder ein wichtiges Thema. Angestrebt wurde eine heterogene Gruppenzusammensetzung hinsichtlich Alter, Beruf, Einkommen, Vermögen etc. Als Ergebnis des Prozesses sind alle Altersgruppen in diesem Projekt vertreten, darüber hinaus leben hier gleichgeschlechtliche Paare sowie eine Familie mit schwerbehinderter Tochter. Zusätzlich sind sogenannte „Work Awayers“ in das Projekt eingebunden. Das sind Personen mit internationalem Background, die für kulturellen Austausch sowie gegen Kost und Logis bereit sind, für mehrere Wochen in dem Projekt mitzuarbeiten. (Text: Architekt:innen)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: ORTE architekturnetzwerk niederösterreich

Ansprechpartner:in für diese Seite: Heidrun Schlöglbaudatenbank[at]orte-noe.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Wohnprojekt Hasendorf

Tragwerksplanung

Fotografie