Bauwerk

Österreichisches Kulturinstitut
Raimund Abraham - New York (USA) - 2002
Österreichisches Kulturinstitut, Foto: David Plakke
Österreichisches Kulturinstitut, Foto: David Plakke

Ein Fest mit vielen Vätern

„Ich will jetzt mein Gebäude zelebrieren“, sprach Architekt Raimund Abraham: Weitgehend ungestört von Rechungshof-Kritik und FP-Schelte ging am Donnerstag die Eröffnung des Österreichischen Kulturforums in New York über die Bühne.

20. April 2002 - Thomas Trenkler
Im Kulturforum hatte man eisernes Stillschweigen bewahrt: Bereits seit einer Woche war den Mitarbeitern bekannt gewesen, dass Finanzminister Karl-Heinz Grasser das neue Gebäude besichtigen werde - eine Stunde vor der lang erwarteten „Morning Dedication Ceremony“. Doch das Hofieren von Grasser und Gefolgschaft sollte nichts mehr bewirken: Unmittelbar nach der feierlichen Eröffnung langten aus Wien per Fax Zeitungsberichte ein, in denen sich Grasser sehr negativ über die hohen Errichtungskosten von 30 Millionen Dollar und Raimund Abraham, den Architekten, äußert.

Abraham, der die Fertigstellung nach den vielfachen Problemen bei der Realisierung als „Erlösung“ empfindet, war naturgemäß verärgert. Man müsse die Relationen beachten: Der Prada-Shop, den Rem Kohlhaas mit geradezu atemberaubender Eleganz just für jenes Storehouse am Broadway entwarf, in dem zuvor das Guggenheim SoHo untergebracht gewesen war, hätte weit mehr gekostet als das Kulturforum.

Auch zu seinem Entschluss, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen, wollte Abraham kein Wort mehr verlieren: „Ich will jetzt mein Gebäude zelebrieren.“

„Zelebrieren“ ist wohl das richtige Wort: Im Kulturforum wird Abraham mehr oder weniger liebevoll nur mehr „der Papst“ genannt. Der Architekt wollte, dass jeder Einrichtungsgegenstand mit seiner Architektur harmoniert. Und so entwarf er viele der nicht immer zweckmäßigen Möbel. Auch verwehrte er sich dagegen, dass Christof Cargnelli und Peter Szely für ihre Soundinstallation am Abend der Eröffnung Kabel verlegten, Mikrofone und Lautsprecher montierten. Dieses Equipment hätte, so Abrahams Argumentation, seine architektonische Skulptur empfindlich gestört.

Statt über fünf Ebenen flossen die Töne, gesampelte City-Sounds kombiniert mit Geräuschen aus dem Kulturforum, nur mehr über deren zwei. Überhaupt ging am Eröffnungstag nicht alles so über die Bühne des holzgetäfelten Auditoriums, wie man es sich vielleicht erträumt hatte. Der Feierstunde wohnten in erster Linie Beamte und Diplomaten aus Österreich bei. Und nur auf der „Resteliste“ standen jene Persönlichkeiten, auf deren Erscheinen man hoffte, auch wenn sie abgesagt hatten: Vito Acconci, Hillary Clinton, Frank Gehry, Helmut Lang, Norman Mailer, Kurt Masur, Arnold Schwarzenegger, Joe Zawinul etc.

Auf dieser Liste wurde auch Michael Bloomberg, der Bürgermeister von New York, geführt. Aber der empfing eben just zu dieser Stunde den österreichischen Finanzminister - und übermittelte lediglich eine Grußbotschaft: eine Proklamation, nach der dieser 18. April der Tag des österreichischen Kulturforums sei. Dafür gab es eifrig Applaus.


Moraks Version . . .

Die eigentliche Eröffnung des „Kulturleuchtturmes“ nahm Staatssekretär Franz Morak vor. Der Text, den der ehemalige Burg-Schauspieler auf Englisch rezitierte, stieß bei manchen auf leichtes Unverständnis. Denn Morak bezeichnete Exaußenminister Alois Mock, der eigens angereist war, und Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, den Bundeskanzler, als die „Väter dieses Hauses“; die früheren Direktoren des Kulturforums, Peter Marboe und Wolfgang Waldner, hätten als „Sachwalter dieser Idee“, das asbestverseuchte Gebäude durch einen Neubau zu ersetzen, fungiert.

Marboe, der das Projekt initiiert und hartnäckig betrieben hatte, nahm es gelassen: Er freute sich, wie Waldner, über die hymnischen US-Kritiken.

Für die New York Verdana etwa stellt das Kulturforum das „signifikanteste Stück moderner Architektur“ in N.Y. seit dem Guggenheim Museum 1959 dar. Sie lobte vergangenes Wochenende das Engagement Österreichs, sein Image aufzupolieren - um im gleichen Atemzug fehlende Auslandskulturaktivitäten der USA massiv zu kritisieren.

Kulturforumsleiter Christoph Thun-Hohenstein weiß: „Wir müssen jetzt diesen Vertrauensvorschuss einlösen: mit dem Programm, das wir anbieten.“ Und dieses müsse gleich zu Beginn ein „irres“ sein: Die kommenden drei Monate werden daher kaum Verschnaufpausen gönnen. Transforming Modernity nennt sich das vielschichtige Eröffnungsprogramm, das Thun-Hohenstein um rund 0,5 Millionen Euro konzipierte.

Einen ersten Vorgeschmack gab es bereits bei der Eröffnungsfeier: Das Klangforum Wien brachte poly rendering von Franz Hackl, eine Verschmelzung von Barockmusik und Jazzelementen, zur Uraufführung. Und auch der Abend stand im Zeichen der zeitgenössischen Musik. Wie hatte Morak gemeint: „An diesem zentralen Punkt unserer Welt“ - er meinte New York - „erkennt das österreichische Kulturforum seine wesentliche Aufgabe der Vermittlung von Kunst und Kultur jenseits aller Österreich-Klischees.“

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung