Bauwerk

Haus Kritzendorf
Pedit - Bodvay - Kritzendorf (A) - 2004

Sonnengehangen, Blick gefangen

Nach allen Regeln der Kunst zelebriert das Holzhaus von Andrea und Veit Pedit-Bodvay den Ausblick - und zwar mittels Fenster und gläserner Treppen. Eine Ode an die Sonne von allen Seiten.

15. Juli 2006 - Isabella Marboe
Als Architekten waren Andrea und Veit Pedit-Bodvay mit ihren benachbarten Lebensbereichen in der Stadt ja noch glücklich - Tür an Tür mit Wohnung und Büro. Doch mitansehen zu müssen, wie die Kinder zwischen Asphalt, Spielplatz und Beserlpark aufwachsen, war dann doch ein anderes Kapitel. Bestehende Häuser im Grünen fernab von Smog & Co erwiesen sich als unbezahlbar. Und so beschlossen die beiden kurzerhand, sich die künftige Bleibe selbst zu planen, automaßgeschneidert sozusagen.

Der passende Grund flog ihnen sprichwörtlich zu: Ein ehemaliger Bauherr hatte den oberen Teil seines Gartens mitten in Kritzendorf zum Verkauf angeboten, man wurde sich rasch einig. Der knapp 800 Quadratmeter große Grund liegt auf einem steilen Nordhang über dem Bahnhof, der da unten in der Donauau förmlich versinkt. Die Zufahrtsstraße liegt an der schmalen Südseite, der Garten offenbart einen Prachtblick über den Landschaftsteppich der Donauauen bis hin zur Burg Kreuzenstein im Norden.

Das eigene Budget sowie Ansprüche und Lebensart kannten die Architekten freilich genau: Das Haus sollte gut im Hang liegen, möglichst viel bestehenden Garten retten und trotz Nordlage nach allen Regeln der Kunst in lichtgefluteten und durchlässigen Räumen den Blick zelebrieren.

Während man als Architekt noch vom großen Loft träumt, verändert sich das Anforderungsprofil im Nu, sobald man eine Familie hat. Gewünscht waren klar definierte, eigene Räume für Eltern und Kinder sowie Gästezimmer, Arbeitsplatz und eine großzügige Wohnküche mit Ausgang zum Garten. Die Bauordnung erlaubte, direkt an der Straße zu bauen, was dem Garten durchaus zugute kam.

Vorn zwei, hinten drei

Die Antwort auf Budget und Hang war klar: zwei Geschoße im Süden und drei im Norden. L-förmige Splitlevels umgarnen raffiniert den mittig stehenden Stiegenturm. Das lärchenverkleidete Haus ist - ganz im Zeichen des Niedrigenergiestandards - aus gedämmten Holzteilen, die vorgefertigterweise eine lange Reise aus Tirol hinter sich haben und in nur vier Tagen auf ihrer neuen Fundamentplatte standen.

Raumweitend übers Eck verglast, flächenfüllend transparent oder länglich geschlitzt - die Fenster reagieren auf jeder Ebene anders auf ihre Umgebung und lassen so von vielen Seiten Licht, Luft und Sonne tief ins Haus hinein. Davor wird eifrig variiert. Einmal legt sich eine Terrasse zu Füßen des Wohnzimmers, dann setzt sich ein sonnenlichtheischender Balkon vors Reich der Kinder, ein anderes Mal wiederum führt ein steiler Weg am panoramaartigen Küchenfenster vorbei.

Eine perforierte Sichtbetonscheibe, über die das schimmernde Sonnenlicht tanzt, bildet den blickgeschützten Vorbereich an der Straße. Drei Bullaugenfenster, die im Garderobenbereich spielerisch verstreut sind, richten den Blick hinaus zum Eingang, während durch die Stiege Licht ins ganze Haus fällt. Gläserne Stufen, die an zusammengeschraubten Stahlstangen herabhängen, machen das Stiegenhaus zu einem Lichthaus. Dadurch kann die Helligkeit ungehindert ins Haus strömen. Nebenbei wird dieser Bereich gerne als erweitertes Kinderzimmer genutzt.

Die Eltern indes nächtigen im letzten Geschoß und überblicken Donauauen und Burg Kreuzenstein. Durchs Ostfenster fällt die Morgensonne aufs Bett, Vögel zwitschern. Nein, diesen Umzug bereue man nicht.

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