Bauwerk

Haus Achhorner
Schneider Lengauer Pühringer - Neumarkt im Mühlkreis (A) - 2004

Mit einem Hang zur Pragmatik

Die graue Schuppenfassade des vierstöckigen Haus-Monolithen wirkt wie Baumrinde. Das gibt schöne Kontraste zum Föhrenwald dahinter. In diesem Einfamilienhaus der Architekten Schneider & Lengauer verbinden sich Pragmatik und Poesie zum stimmigen Ganzen.

7. Oktober 2006 - Isabella Marboe
Eine gotische Pfarrkirche, alte Vierkanthöfe mit weiß gekalkten Steinwänden und verwinkelte Gässchen - das ist Neumarkt, eine kleine Marktgemeinde mitten im Mühlviertel. Üppige Felder und Wiesen umgeben das Dorf am Rand des mächtigen Böhmerwaldes, früher fuhr hier sogar die Pferdeeisenbahn nach Budweis.

Am Ortsrand von Neumarkt steht in einer losen Streusiedlung das alte Elternhaus. Der südöstliche Nachbargrund mitsamt Bauwidmung war frei, und so verließ die Bauherrin mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern die kleine Linzer Wohnung, in der man bereits zehn Jahre des Lebens verbracht hatte.

Zweifel und Angst vor Schutt, Staub und Kostenexplosionen überschatteten den Hausbau-Entschluss. Doch das Vertrauen zu den befreundeten Architekten Peter Schneider und Erich Lengauer konnte bald darüber hinwegtrösten - sie nahmen ihnen verlässlich die schwere Last der Projektabwicklung ab und planten ein klares, modernes und wartungsfreundliches Haus, das sich im Rahmen des Budgets bewegte.

Nach jahrelanger Enge wollte man endlich räumliche Großzügigkeit und Weite erleben. Tief eingeschnittene Fenster, die achtsam nach Aussicht, Sonnenstand und Nutzung ausgerichtet sind, holen die Landschaft rein ins Haus. Freundlich öffnet sich in seinem Sockel ein sonnengelber Carport. Doch auch den Menschen tut der großzügig gedeckte Vorbereich Gutes - hier kann man sitzen, plaudern und etwaigen Ankömmlingen entgegenblicken.

Durch eine ebenfalls gelbe Tür geht es ins Vorzimmer. Ein riesiges Seitenfenster bringt Tageslicht herein und erhellt den Weg bis zur Treppe, die direkt ins Wohngeschoß führt.

Oben erwartet einen der Wohnbereich mit ausladender Terrasse, von der man direkt auf den Gartenhang tritt. Drei große Fenster mit integrierten Glastüren akzentuieren die Bereiche Kochen, Essen und Chillen: Gekocht wird im Nordwesteck entlang eines Horizontalglasbandes mit ablagefreundlicher Tiefe, daran anschließend steht der Esstisch mit gemütlicher Sitzbank. Ein Regal bildet schließlich die Überleitung zur Couchlandschaft am anderen Ende des Raumes.

Geschoß zum Relaxen

Im zweiten Stock sind die Schlafräume untergebracht. Wie auch das Wohnzimmer wenden sie sich mit Licht und Ausblick dem Tal zu. Das oberste Geschoß mit seiner vollverglasten Südwestseite dient einzig und allein dem Entspannen: Hier gibt es eine lauschige Lesenische und einen kommunikativen Sitzbereich mitsamt Saunalandschaft für Genießer. Beim Duschen blickt man in die Landschaft, gleich daneben kann man zum sinnlichen Temperaturausgleich ins Freie treten.

Hoch ökonomisch nutzt der abgetreppte Haus-Monolith den Hang, ohne die Firsthöhe des Nachbarn zu überragen. Das zurückgesetzte Flachdachgeschoß lässt den Wohnturm optisch niederer erscheinen. Wunderbar korrespondiert die silbrig graue, kleinteilig strukturierte Eternitfassade, die hier oben auch die schützende Brüstung bildet, mit dem dunklen Föhrenwald dahinter. Dem geheimnisvollen Baumdickicht wendet das terrassierte Einfamilienhaus seine schuppige Rückseite zu. Bis auf zwei Türen hat die rückwärtige Fassade des Hauses nämlich keine einzige Öffnung. Doch diese zwei Türen sind essenziell - durch sie läuft man direkt in den Wald hinaus.

Bu's
Freundlich öffnet sich der Keller des geschuppten Hauses als sonnengelber Carport: Hier kann man sitzen, plaudern und etwaigen Ankömmlingen entgegenblicken. F.: Dietmar Tollerian

Ein Stockwerk einzig und allein zum Relaxen und Genießen. Nach dem Saunieren kann man zum Temperaturausgleich ins Freie treten.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Heinz Achhorner
Helga Achhorner

Tragwerksplanung

Fotografie