Das Nachverdichten der Städte und die Wiedergewinnung von Lebensqualität, das sind aktuelle stadtplanerische Themen. Die enge Situation am Beginn der Höttingergasse mit den historischen Hausfassaden ist als verkehrsintensives, schluchtartiges Nadelöhr bekannt. Kaum zu glauben, dass hinter den Hausfronten in den Höfen dahinter lichterfüllte, durchgrünte Gärten und ein angenehmes Wohnambiente vorhanden sind. Im Haus Nr. 19 befindet sich ebenerdig der Betrieb des traditionsreichen Stempel- und Schildermachers, darüber wohnen mehrere Generationen der Familie. Da der Raumbedarf und auch die Aufträge zunahmen, entschloss man sich für einen gartenseitigen Zubau, wobei das Grün möglichst geschont werden sollte. Dazu kam noch, dass die Bauabwicklung an der frequentierten Straße schwierig war und eine spezifische Logistik benötigte – und all das im fixierten Kostenrahmen von 300.000 Euro.

Bauherr und Architekt fanden eine Lösung mittels vorgefertigter Holzkonstruktionen, die mit Mobilkran über zwei Nachbarhäuser hinweg auf im Garten vorbereitete Fundamente sowie auf adaptierte Mauern alter Hofgebäude aufgesetzt und in kürzester Zeit montiert wurden. Der Zugang führt nun vom Haustor durch den langen, als Werk-, Abstell- und Spielraum genutzten Flur – vergleichbar einer Reise durch die baugeschichtliche und handwerkliche Biografie des Hauses – zu dem lichten Gebäude, das horizontal und vertikal für ein in den Nutzungen flexibles Nebeneinander von Wohnen und Arbeiten gegliedert ist. Angesichts der Einsehbarkeit sind die neuen Räume geschickt abgeschirmt, erhalten Sonne und Weite, unter anderem durch die indirekten Lichtführungen. (Jurytext BTV Bauherrenpreis für Tirol 2007, Otto Kapfinger)