Bauwerk

StudentInnenwohnheim Molkereistraße
Baumschlager Eberle Architekten - Wien (A) - 2005

Für die Studenten nur Gold

Als krönender Abschluss eines Stadtblocks setzt das Studentenheim der Architekten Baumschlager & Eberle neue Maßstäbe. Metallfarbene Beschattungspaneele mäandern über das kompakte Passivhaus. Innen sorgen Lichtschlitze für Helligkeit und Spannung.

14. Oktober 2006 - Isabella Marboe
Die Lektüre von Weizsäckers und Lovins' Buch „Faktor 4“ habe ihn nachhaltig beeinflusst. Günther Jedliczka, seines Zeichens Geschäftsführer der studentischen Wohnraumverwaltung ÖAD, wollte für die Wiener Universitäten ein neues Gästehaus in Passivbauweise schaffen, das einen vorbildhaften Beitrag zum bewussten Umgang mit den Ressourcen dieser Erde leistet. 1998 erwarb der Bauträger ARWAG das Betriebsgelände an der alleegesäumten Molkereistraße im Stuwerviertel. Der mit Wegen und Freiraum durchzogene Stadtblock besteht aus neuen Wohnbauten, Geschäften, Cafés, einem Apartmenthaus und der Fachhochschule des BFI. Den krönenden Abschluss im Westen bildet ein Studentenheim der Architekten Baumschlager & Eberle.

Die Ansprüche an das erste Studentenheim des Vorarlberger Architektenduos waren denkbar hoch: Die Passivbauweise erfordert einen kompakten Baukörper, hocheffizient gedämmte Wandstärken von 45 Zentimetern, maximal 35 Prozent Fensterfläche und die maximale Ausnutzung der Kubatur. Insgesamt 278 Studenteneinheiten waren im Kopfbau mit seinen zwei kurzen Seitentrakten unterzubringen - trotz seiner 60 Meter Länge eine stolze Zimmerzahl.

Passivhaus mit Stil

Mit dem alleinigen Komfort der allseits bekannten kontrollierten Wohnraumbelüftung gaben sich die Architekten gar nicht erst zufrieden. Trotz hoher Dichte und einer Trakttiefe von 18 Metern wohnen die Studenten in voll möblierten Mini-Garçonnieren mit natürlich belichteter Kochzeile, Bad und wohlproportionierten Zimmern. Ausblick, Sonne und die Möglichkeit zum Lüften sind Selbstverständlichkeiten.

Technische Vorgaben werden zum Gestaltungselement. In fein schimmernder Eleganz wird der Block gefasst, lebendig wandern die manuell verschiebbaren Beschattungspaneele aus Messingblech über die Fassade, geben tief sitzendes Glas oder ein Stück grüner Putzfläche frei. Paarweise sind die Fenster von Führungsschienen gerahmt; als lebhaftes, schmuckes Relief mäandern sie um die Ecken. Am reflektierenden Metall - hier gibt es Güldenes für die Studenten - spielen die Sonnenstrahlen mit den Schatten der Bäume.

Gelassen tritt der gläserne Eingang die Nachfolge des Molkerei-Portikus an. Stufen führen ins verglaste Foyer, durch das der grüne Hof auf die Straße schimmert. Eine Lederbank in der Wandnische lädt zum Lümmeln ein, oben wird der lichte Raum von einer Galerie umrandet. Ressourcenschonend wurde das Haus auf seine Kelleraußenwände gestellt. Dieser birgt nun Annehmlichkeiten wie Fahrradgarage, Partyraum und Wäscherei, aber auch Essenzielles wie Müllraum und Haustechnik.

Wohnen mit Licht

Das Wohnen in den Obergeschoßen steht ganz im Zeichen des Lichts. Durchgehende Lichtschächte tanzen, rhythmisch versetzt, den breiten Mittelgang entlang. Die weiß reflektierenden Wände leiten die Helligkeit vom Schrägdach bis in die Tiefen des Erdgeschoßes weiter und verwandeln das Stiegenhaus in eine abwechslungsreiche Kommunikationszone.

Je vier bis fünf Zimmer werden mit einem gemeinsamen Haustechnikschacht versorgt. Durch diesen strömen Frischluft, Wärme, Wasser und Strom. Das Passivhaus-klima, das mittels Wärmetauschung, Lüftung, Energiesparlampen und Heizkörperregulierung erzielt wird, lässt keinen Wunsch offen. Auch die Möblierung hält liebevolle Details parat: Orange Max-Platten heben die Kochlaune, ein Rollwagen bietet den Luxus vom Frühstück im Bett. Hier lässt sich's leben.

Gülden wandern die gefassten Fenster und Schiebepaneele über die Fassade des Studentenheims. Hinter der spielerischen Fassade verbirgt sich ein Passivhaus. Fotos: Eduard Hueber

Für die Studenten nur die beste Ausstattung: voll möblierte Zimmer mit Parkettboden, gesunder Luft und ein bissl Orange.

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