Bauwerk

Haus MAX35
DREER2 - Klosterneuburg (A) - 2003

Klein, fein und hochwassersicher

Auch in einer Badehütte kann Raumqualität Platz finden: MAX35 am Klosterneuburger Donaunebenarm ist eine moderne Stelzenhaus-Variante.

1. November 2003 - Isabella Marboe
Die Badehäuschen um das Klosterneuburger Strandbad prägen im Stil der frühen Moderne das Ambiente, die jährlich aus den Ufern tretende Donau führte zu einem eigenen, reizvollen Bautyp: Fast alle Hütten stehen hier auf Stelzen, teils wurden später Keller zugebaut. Der Fluss lässt Erde, Schlamm und Schotter zurück, das Bodenniveau stieg seit Siedlungsgründung stark, viele Häuser wirken heute sehr nieder.
Der Grund am Nebenarm der Donau gehört dem Stift. Hier das Pachtrecht zu besitzen, ist ein Privileg, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Seit 1926 verbringt die Bauherrenfamilie die Ferien am Ufer, das Jahrhunderthochwasser des letzten Sommers aber überstand das alte Haus nicht. So entschloss man sich zum Neubau, Andreas und Michaela Dreer entwarfen die kleine, feine Kubatur MAX35. Sie wurde aus vorgefertigten Holzelementen in zwei Monaten aufgestellt, da im Sommer striktes Bauverbot herrscht.
Die Auflagen sind streng. Ganzjährig hier zu wohnen, ist verboten, die bebaute Fläche darf maximal 35 m² oder 15 Prozent der Grundgröße betragen, die Höhe ist mit 4,70 m, die Unterkante des Stelzengeschoßes mit 2,50 m festgesetzt. Am 15. August 2002 war die Donau auf 2,30 m angestiegen, also konnten die Architekten DREER 2 eine lichte Höhe von 2,55 m durchsetzen.

Das Grundstück liegt idyllisch, doch sehr exponiert mit Blick auf die so genannte „Liebesinsel“ am Ufer, als „Eisbrecher“ wurde vor 20 Jahren eine Pappel gepflanzt. Die Angst vor der Flut sitzt tief, ihr standzuhalten, prägt den Entwurf. Eine Kerbe im Beton markiert den traumatischen Wasserstand.
Der neue Wohnkubus ist mit auskragendem Flugdach, vorspringendem Obergeschoß und Terrasse skulptural gestaltet und höher als ältere Nachbarbauten, doch die moderne, hochwassersichere Stelzenhaus-Variante fügt sich wunderbar ein. Statt auf Stützen sitzt sie auf einem wasserundurchlässigen, wärmegedämmten Betonkern, Passanten können daran vorbei aufs Wasser schauen.

Im Westen an der Straße ist vorm Haus ein Parkplatz, eine Metallstiege führt auf die Terrasse. Die tragende Betonscheibe schützt vor neugierigen Blicken - die sportliche Familie hängt daran ihre Boote auf. Stahlseile bei Handlauf und Geländer erinnern an Schiffe, raumökonomisch wie Kojen ist das Innere.

Die erste Wohnebene liegt auf Terrassenniveau, von Küche und Essplatz schweift der Blick über Bootsstege, Wasser und Liebesinsel. Drei Stufen führen ins Minibad. Hier führt eine Klapptür zur Treppe in den Betonkern mit Fundament, von wo aus ein Brunnenrohr sechs Meter in die Erde ragt.
Über eine platzsparend viertelgewendelte Stiege gelangt man auf die oberen Galerieebenen. Im Westen bildet die leicht auskragende Fassade ein Eckfenster, das ein Panorama über die Straße bis hin zum Leopoldsberg öffnet. Von zwei Stufen subtil räumlich differenziert, erstreckt sich nach Osten die Koje der Kinder, eine kleine Brücke führt auf die Südgalerie. Hier schlafen die Eltern bei Morgen- und Abendsonne, von der Brüstung schweift der Blick über den Essplatz hin zur Donau.
Kaffeebraune Edelholzplatten und grünes Blech am Dach und der schrägen Südseite, wo das Wasser wunderbar abfließen kann, bilden die Außenverkleidung. Beide Farben nehmen das Kolorit der alten Holzhäuser auf.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Familie Kremlehner
Kremlehner

Tragwerksplanung

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