Bauwerk

Sanatorium Purkersdorf
Josef Hoffmann - Purkersdorf (A) - 1904

A Show biz ans End

Das von Josef Hoffmann 1904-1906 erbaute Gebäude zählt zu den wesentlichsten Bauten des Wiener Jugendstils.

30. Mai 2003 - Katharina Menhofer
Zwischen alten Bäumen auf einem Wiesengrundstück nahe am Wald leuchtet das weiße Sanatorium mit seiner blauen Kachelumrahmung heute wie damals vor 100 Jahren hervor. Im Lauf seiner 100-jährigen Geschichte hatte es unzählige Eigentümer und war Plünderungen und Umbauten ausgesetzt. Nun wurde es von der BUWOG (Bauen und Wohnen GmbH) in enger Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Bundesdenkmalamt möglichst originalgetreu saniert und soll, gemeinsam mit einem daneben errichteten Neubau als Seniorenresidenz genutzt werden. Mediale und internationale Aufmerksamkeit erlangte das Sanatorium 1997, als Paulus Manker dort sein Stationendrama „Alma- a ShowBiz ans Ende“ realisierte.

Idealtypische Architektur

Josef Hoffmann hat auf diesem Areal ein Gesamtkunstwerk verwirklicht. Sowohl die Parkanlagen als auch die Innenausstattung von den Stühlen bis zum Besteck stammt von der Wiener Werkstätte. Das Haus wurde somit zu einem der maßgebenden Bauwerke der internationalen Moderne. Im Schaffen von Josef Hoffmann nimmt es eine zentrale Rolle ein, „weil es eine Neuformulierung seiner Ideale darstellt“, wie der Hoffmann-Biograf Eduard Sekler weiß. Hoffmanns Suche nach den minimal notwendigen formalen Mitteln findet zum ersten Mal seinen vollkommenen Ausdruck im Sanatorium Purkersdorf.

Geringe Wertschätzung

So hoch die Bedeutung dieses Gebäudes einzuschätzen ist, so gering war über die Jahre die Wertschätzung dafür. Schon zwei Jahre nach seiner Fertigstellung fügte der Architekt Leopold Bauer ein Stockwerk hinzu - und zerstörte so vollkommen die Gesamterscheinung des Hauses. In den Jahren danach war es ein beliebter Treffpunkt der Künstler und Intellektuellen - Gustav Mahler, Arnold Schönberg, Egon Friedell und Arthur Schnitzler verkehrten hier. 1938 wurde das Sanatorium „arisiert“ und danach als Kriegslazarett genutzt. Damals begann die vollkommene Zerstörung und Plünderung der originalen Einrichtung. Nach dem Krieg wurde die Anlage als Kranken- und Altersheim genutzt, der Betrieb wurde 1975 eingestellt. Damit war das Haus dem Verfall preisgegeben.

Morbider Charme

Die morbide Atmosphäre des verfallenden Gebäudes nutzte 1997 Regisseur Paulus Manker für sein Stück Alma, das hier sehr erfolgreich vier Jahre lang aufgeführt wurde. Damit wurde auch das öffentliche Interesse für das Haus wieder geweckt.

Zu dieser Zeit hatte der Architekt Walter Klaus bereits die Außenfassade originalgetreu renovieren lassen und den störenden Zubau abgetragen. Doch das Sanatorium blieb ein Sorgenkind. Das lag, wie der Bürgermeister von Purkersdorf, Karl Schlög, berichtete, neben den „berechtigten“ Auflagen des Denkmalamtes vor allem die Größe des Areals, von an die 100.000 Quadratmeter.

Neue Nutzung

Es gab Pläne für ein Jugendstilmuseum oder die Unterbringung der Kieslerstiftung, doch alles scheiterte an der Finanzierung. Letztendlich hat die BUWOG 10 Millionen Euro in das Areal investiert - und das Sanatorium wieder seiner ursprünglichen Nutzung zugeführt. Das habe dem Projekt sehr gut getan, lobt der Architekt Wolfgang Rainer, vor allem, weil die wichtigsten Zimmer, von der Küche über den Speisesaal bis zum Musikzimmer, wieder hergestellt wurden.

Vom Denkmalschutz waren strenge Auflagen zu erfüllen. Eingang, Gänge, Veranda, Speisesaal und Musikzimmer wurden originalgetreu rekonstruiert, allerdings werden heute andere Anforderungen an ein Altersheim gestellt, und so wurden die eigentlichen Wohnräume nicht rekonstruiert. Architekten, Politiker, Bauherren sind jedenfalls zufrieden, mit dem was aus dem Sanatorium geworden ist. Die 111 Betten des Seniorenheims sollen in den nächsten Wochen bezogen werden.

Mit dieser Nutzung scheint der Öffentlichkeit allerdings ein Kulturjuwel abhanden gekommen zu sein. Ein Pflegeheim kann nicht täglich für Besucher offen stehen. Dennoch, so versichern die Verantwortlichen, sollen, wenn der Betrieb einmal läuft, kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerte oder Theateraufführungen stattfinden, um den Menschen die Möglichkeit zu geben, sich von der Schönheit und Einmaligkeit des Gebäudes zu überzeugen.

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Akteure

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