Bauwerk

Gasometer Simmering - Neubau und Revitalisierung
Coop Himmelb(l)au, Manfred Wehdorn, Wilhelm Holzbauer, Jean Nouvel - Wien (A) - 2001

Geförderte Harmonie von Alt und Neu

Manfred Wehdorn, Architekt des Turmes C der Wiener Gasometer beweist, dass große Projekte auch mit Wohnbauförderung zu realisieren sind. Die Limitierung der Baukosten gefährde allerdings die Qualität des Baus.

22. Juni 2001 - Ernst Eichinger
„Wenn ich was zu reden hätt', ich schaffert alles ab“, meinte der Wiener Architekt Manfred Wehdorn frei nach dam österreichischen Dichter Josef Weinheber.

Dass abschaffen aber nicht mit abreißen gleichzusetzen ist, zeigt Wehdorn, Architekt des C-Turmes der Wiener Gasometer, der jeweils zur Hälfte der Gesiba und der SEG gehört, in seiner Begeisterung für das Projekt. Die Revitalisierung der Gasometer, nur knapp der Abrissbirne entgangen, ist mittlerweile zum Aushängeschild für das perfekte Zusammenspiel von Alt und Neu geworden. „Alle haben mich für verrückt erklärt, als ich gesagt habe, dass man dieses Projekt auch mit der Wohnbauförderung verwirklichen kann“, so Wehdorn. „Egal wo ich im Ausland bin, werde ich nicht über das Schloss Schönbrunn oder die Hofburg gefragt, sondern über die Gasometer“, sagt Wehdorn.


Qualität zählt

Wichtig sei aber in jedem Fall, die Qualität sicherzustellen, und in direkter Verbindung damit, eine ökologische Bauweise zu ermöglichen. Das wäre aber nur zu schaffen, wenn auch die notwendigen finanziellen Voraussetzungen gegeben wären. Aus diesem Grund ist die Limitierung der Baukosten für ein bestimmtes Projekt „vollkommener Unsinn“, so Wehdorn. Es könne nicht sein, dass man zum Schluss Billigfenster einbauen müsse, um die Förderungen nicht zu gefährden. „Obwohl mein Gasometer der billigste ist, steht er noch“, freut sich Wehdorn, auch mit weniger Geld das Auslangen gefunden zu haben.

Der ökologische Aspekt habe auch bei der Planung des Gasometers C eine wichtige Rolle gespielt. Der Bau sei auf den Standard eines Niedrigenergiehauses ausgelegt. Außerdem wurde ein Trennsystem für die Verwendung des Regenwassers installiert.

Bei dem Bau des Gasometer-Turmes wären aber seitens der Politik auch in der Frage der Bauordnung einige Freiheiten eingeräumt worden. „Alle haben an einem Strang gezogen und sich an Problemlösungen beteiligt“, verteidigt Wehdorn die Wiener Beamten. Gleichzeitig räumt der Architekt aber ein, dass sich diese Freiheiten bei einem Projekt in einer kleineren Dimensionen eher reduzierten.


Deregulierung

Daher könne nur gelten: „So wenig regulieren wie möglich und nur so viel kontrollieren wie unbedingt notwendig“, fordert Wehdorn. Jedes durchschnittliche Architekturbüro wäre nicht in der Lage, die unterschiedlichen Förderungen der einzelnen Bundesländer zu durchschauen.

Erschütternd, so Wehdorn, auch die Tatsache, dass von den 788.000 Wohnungen in Wien noch rund elf Prozent in die Kategorie D fielen. In Wien ist daher dringend Geld für die thermische Gebäudesanierung notwendig. Gerade bei den alten Häusern müsste der Anstoß seitens der Förderungspolitik kommen, damit etwas bewegt werde.

„Mit jedem Schilling, der in die Sanierung eines Altbaus investiert wird, erzielt der Finanzminister ein Vielfaches an Rückflüssen“, sagt Wehdorn.

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Der Standard

Ansprechpartner:in für diese Seite: nextroomoffice[at]nextroom.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
GCE Gasometer Kino Center
GSE
Investconsult Gmbh

Fotografie

Ensemble

Gasometer Simmering
Gasometer Simmering - Neubau und Revitalisierung

KOOPERATIONEN