Bauwerk

Coca-Cola Beverages
Elsa Prochazka - Wien (A) - 1998

Muster der Moderne

Rondo spezial Alu

Mit dem Coca-Cola-Gebäude gelang der Architektin Elsa Prochazka die Neugestaltung eines Wiener Wirtschaftswunderbaus

6. Juni 2003
Durchblick vom Biedermeier bis zum Jugendstil: Dass Aluminium bei der Renovierung von historischen Gebäuden eine tragende Rolle wahrnimmt, beweist heute der erfolgreiche Einsatz von Fenster- und Türrahmen in allen möglichen Stilrichtungen. Der komplexen Aufgabe stellte sich die Wiener Architektin Elsa Prochazka, als sie 1998 von Coca-Cola Beverages mit der Adaptierung des firmeneigenen Verwaltungsgebäudes betraut wurde.

Einen wenig bemerkenswerten Industriebau aus der schnelllebigen Wirtschaftswunder-Ära der 50er-Jahre galt es zu sanieren, und allein die markante Stadtrandlage an der Triester Straße, nur wenige Hundert Meter südlich des spätgotischen Favoritner Wahrzeichens der Spinnerin am Kreuz, forderte dabei besondere Obacht auf räumliche, aber auch historisch-kulturelle Bezüge.

Die Lage an der Wiener Südeinfahrt erforderte überdies auch noch ein akzeptables Nachterscheinungsbild, das, der hohen Verkehrsfrequenz entsprechend, im Entwurf mit einkalkuliert wurde. So weit zur „Kür“ der Architektin - wenn man die Rücksicht auf diese essenziellen Rahmenbedingungen so nennen will.

Denn natürlich gab es auch die planerische „Pflicht“ zu integrieren: Die technische Aufrüstung und Optimierung der Arbeitsplätze - es handelt sich um die Nutzung durch die EDV-Abteilung - zählten dazu.

Damit verbanden sich aber auch komplexe Anforderungen hinsichtlich der Lichtraumqualität von Computerarbeitsplätzen, die zuletzt zum markantesten Ausgangspunkt der architektonischen Gestaltung wurden - und sich nun an der Außenhaut in Form von scheinbar

regellos angeordneten Fensteröffnungen widerspiegeln. Monotonie kommt dabei keine auf.

Allein schon deswegen, weil die Aluverkleidungen je nach Himmelsrichtungen und Position innerhalb des Gebäudes von Raum zu Raum ein wenig anders platziert werden mussten. Horizontale Schlitze unter den Decken, traditionelle, öffenbare Fensterflächen, und darunter, zwischen Brüstungshöhe und Bodenniveau platzierte „Unterfenster“ sorgen hingegen für eine abwechslungsreiche Optik - und eben auch für optimale Lichtverhältnisse.

Die computergenerierte Außenhaut wurde auf der Basis von Aluminiumpaneelen entwickelt: zwölf Zentimeter starke, gedämmte Sandwichplatten, deren hauchdünne, gerade zwei Millimeter starke Aluaußenhaut dem Bau viel optische Eleganz und Leichtigkeit verleihen, ohne die technoide Anmutung des industriellen Werkstoffs lautstark in den Vordergrund zu stellen.

Augenscheinlich ist aber auch die akkurate Verarbeitung der Paneele: Sie sind scharf und präzise gefügt, lediglich die Stoßfugen werden durch vertikale Aluleisten verdeckt, die aber keinerlei Hinweis auf das dahinter liegende Stahlbetonskelett geben. Die Zweidimensionalität des „Patterns“ der Alupaneelfassade ist aber nicht nur durch die Funktionalität der blendfreien Computerarbeitsplätze geprägt, sondern soll - so die ausdrückliche Intention der Architektin - auch die Botschaft des Digitalen vermitteln.

Ein semantischer Bezug, der sich nächtens, wenn die über vier Stockwerke reichende Komposition der unterschiedlichen Fenster ihre stärkste Wirkung entwickelt, am augenscheinlichsten zutage tritt - und wohl auch mit ein Grund, dieses Objekt im Jahre 2000 mit dem Aluminium-Architektur-Preis auszuzeichnen.

Bleibt schließlich noch ein praktischer Aspekt nachzutragen - nämlich die brave Erfüllung der Wiener Brandschutzbestimmungen, für die Aluminium allemal besonders taugt. Letzteres beweisen auch Baustellen und Kunstgriffe jenseits von Favoriten: Aluminium-Profil-Systeme für verglaste Türen, Trennwände, Fassaden und Lichtdächer werden gerne als Brandschutzkonstruktionen eingesetzt, die sich jedem architektonischen Stil mühelos anpassen.

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Coca-Cola Beverages Austria GmbH

Fotografie