Bauwerk

Villa 9003
X ARCHITEKTEN - Schwertberg (A) - 2005

Fernseher mit Blick ins Tal

Das spektakuläre Haus der x architekten setzt einen modernen Kontrapunkt ins Einfamilienhausmeer. Gleich einem Fernseher kragt das Schlafgeschoß in die Landschaft aus.

5. August 2006 - Isabella Marboe
Lang bewohnte der Bauherr ein Haus in Perg bei Linz, wo er bis heute als Innenarchitekt arbeitet. Privat schätzt er schöne Dinge um sich und versteht die hohe Kunst, sein Leben zu genießen. Ausgeprägtes Kulturbewusstsein gesellt sich zum Freiheitsdrang des waschechten Harley-Fahrers.

Jahrelang träumte er von einem extravaganten Hanghaus mit offenen, weiten und lichtdurchfluteten Räumen. Als Zeit, Finanzen und Wille zur Neubaureife gediehen waren, fand er in Schwertberg einen Steilgrund - und in den x architekten ein Team, dessen Affinität zu dynamisch fließenden Raumfolgen genau seinen Vorstellungen entsprach.

Keller, Garage und Zaun brauchte er nicht, dafür aber ein einladendes Entree mit Carport, Home-Office, Weinlager mit Degustationsbereich und eine riesige Wohnküche zur Entfaltung seiner künstlerischen, kulinarischen und gastgeberischen Talente - mit Austritt in den Garten und Blick auf einen Pool. Die Schlafebene mit Badelandschaft sollte Rückzug und Raumreserve für ein Kind bieten. Außerdem legte er Wert auf Niedrigenergiestandard, Fitnessstudio und Werkstatt, die auch zum Parken von Rädern und seiner geliebten Harley taugen sollte.

So viel zum Anforderungsprofil, rein ins Grundstück: Dieses liegt hoch über den Niederungen alteingesessener Schwertberger Industrie und bietet aus bester Höhenlage einen weiten Blick übers Tal. Im Südwesten fällt der Hang um beachtliche 5,50 Meter. Elegant hebt ein Böschungsmauerwinkel, der sich von der Straße bis zum baumgesäumten Rasen erstreckt, das Entree auf stilvoll gestaltetes Vorplatz-Niveau.

Partitur fürs Wohnen

Als weißer Rahmen zieht sich das weit ausladende Vordach vom Carport bis hin zum eternight-verkleideten Werkstatt-Anhängsel. Durch das Garderobenglas schimmert verheißungsvoll ein dreigeschoßiger Luftraum, dahinter das Tal. Ein Oberlichtkreis erhellt die Brücke aus Akazienholz, auf der man über die Vinothek und das Büro durch eine Trennwand ins Reich des Wohnens gleitet. Eine zarte Stahlstütze und ein imposanter Stahlbetonpfeiler tragen mit visueller Leichtigkeit das gesamte Obergeschoß. Nur ein schmales Oberlichtband schlitzt die hohe Nordwand und verleiht ihr im Inneren Galeriequalität, darüber kragt wie ein Panoramamonitor die Schlafebene aus.

Blick- und windgeschützt ummauert, wendet sie ihre komplett verglaste Front der Sonne und dem Schwertberg zu. Dusche, Sauna, Ruheliegen und die freistehende Porzellanwanne, die direkt an der Glasfassade positioniert wurde, bieten höchsten Badekomfort. Selbst im Schrankraum erlahmt der Gestaltungswille nicht: Seine Decke ist raumdoppelnd verspiegelt.

Talblick in Streifen

Dem Flur schenkt ein Fensterband einen Landschaftsstreifen mit Morgensonne. Auf frei aus der Wand ragenden Akazienstufen taucht man von hier ins Wohnen ein. Wie Brückenpfeiler fassen Toilette, Speis und die Schrankwand, hinter der sich die gesamte Kücheninfrastruktur verbirgt, den Steg. Vier Schieferstufen führen hinab zum offenen Herdblock, vor dem sich das Wohnen entfaltet. Nur zwei Wandscheiben, die dem Sitzen Rückhalt bieten, unterbrechen die ausfließende Fassadentransparenz hoch über dem Schwertberg am Mühlviertelsaum.

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