Bauwerk

Haus S. Graz, Zu- und Umbau
schafler architektur - Graz (A) - 2005

Alt und neu im Lärchenholzkleid

Zubau für Generationen: Der Altbau birgt Schlafräume und die Garçonnière der Mutter, gewohnt wird im neuen Haus mit Pool, Einraum an der Terrasse mit Weitblick und Studio auf dem Dach.

1. April 2006 - Isabella Marboe
Sein Alltag als Mediziner fordert dem Bauherrn äußerste Konzentration und Einsatz ab, auch seine Frau ist im Krankendienst tätig, Entspannung finden beide in der Natur. Sie hatten eine Altbauwohnung in Graz und ein Wochenendhäuschen in der Südsteiermark gemietet, auf Dauer wurde das Pendeln finanziell und zeitlich zu aufwändig.

Da entdeckten sie einen 1700 m² Grund in einem Vorort von Graz, der Stadtnähe und Landgefühl in sich vereint: Frische Almluft umweht den steilen Hang mit den vielen Wanderwegen, wo der Schnee länger liegen bleibt. Im Nordosten führt eine Straße bergwärts, hinter einer Kehre versteckt zweigt die Zufahrt ab. Die westliche Grundgrenze säumt ein Wäldchen, davor treppt sich ein Gebirgsgarten hangabwärts.

Doch der ideale Ort hatte einen Haken: Ein Punkthaus aus den 60ern stand drauf. 8,52 m breit, 10,47 m lang: kleine Zimmer mit je einem Fenster, Betonbalkon vorm Wohnraum im Südosten, darunter ein Keller mit Garagenzufahrt, darüber ein flaches Satteldach. Das Haus entsprach weder heutiger Bautechnologie, noch Geschmack und Bedarf der Bauherrn.

Zum Wohnen war es ihnen zu finster und zu klein, zum Abreißen trotzdem zu schade. Sie machten sich architektenkundig, pragmatisch klare Holzhäuser gefielen ihnen und führten sie ins Büro von Reinhard Schafler. Das Paar liebt die Weite der Wüste und natürliche Materialien: Als blickgeschütztes Refugium im Hang sollte ihr Haus mit dem Altbau und der Natur verwachsen.

Traumlage mit Haken

Sie wollten einen großen, verdunkelbaren Wohnraum am Garten, wo sie mit Freunden essen und ihre Dias so lichtecht genießen können wie den Weitblick über den Hang, der sich vom Grazer Schlossberg bis zu den steirischen Voralpen erstreckt. Auch brauchte er ein Arbeitsstudio, sie wünschte sich für ihre Mutter eine Kleinwohnung im Hausverband, wo diese autonom leben konnte, wenn sie zu Besuch oder später für immer zu ihnen käme.

Der Altbau wurde von Satteldach, der dunklen Stiege im Nordwesteck und Zwischenwänden befreit, wärmegedämmt und mit einer Fassade aus horizontalen Lärchenholzlatten neu eingekleidet, die nahtlos als gemeinsames Gestaltungselement in den Neubau übergeht. Wie aus einem Holz geschnitzt, reihen sich der sanierte Altbau zum Schlafen und das neue Haus zum Wohnen aneinander.

Im Erdgeschoß an der Nordrückwand ist die offene, zweizeilige Küche, über deren Bar man auf den Tisch für zehn Personen blickt, zwei Stufen darunter liegt der Wohnbereich an der über den Hang auskragenden Terrasse. Der Niveausprung schafft dem Diaprojektor die Idealhöhe zur Projektion an die Mittelwand zwischen zwei verglasten Raumecken und dem offenen Einraum eine klare Zäsur zwischen Essen und Wohnen. Dem Studio darüber mit dem ausladenden Vordach auf zwei zarten Säulen schenkt die Wohnraumdecke eine Terrasse mit Höhenpanorama.

Abschluss der funktionell klar gegliederten Holz-BauKörperformation bildet der Pool, der sich im Nordwesten in den Hang schmiegt. Eine Stiege führt vom Wasser auf ein Terrassenplateau an der Glastür beim Esspodest, das auf einer Ebene in den hangwärts offenen Gang mit der Treppe gleitet. Sie verbindet und erschließt beide Hausteile und machte im Altbau unten einem großzügigen Entree und oben zwei geräumigen Bädern Platz. An der durchgehenden Terrasse im Südosten liegen das bauherrliche Schlafzimmer und die Garçonnière: ein großzügiger Wohnraum mit Miniküche und Schiebetür zur Bettstatt.

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