Bauwerk

Studio Bangert
Dieter Thiel - Schopfheim (D) - 1996

Konstruktive(r) Rahmen für fließende Räume

Neben dem bestehenden Wohnhaus aus den fünfziger Jahren wurden ein Studio und ein Gästehaus in Holz errichtet. Das Verlagstudio besteht als eingeschoßiger Pavillon aus drei unterschiedlich hohen Kuben, das Gästehaus wurde zweigeschoßig ausgeführt. Raumhohe Verglasungen schaffen transparente Übergange. Die Holzkonstruktion steht im Vordergrund und wird unverkleidet belassen. Statisch besteht das Studio aus drei hintereinandergereihten Rahmensystemen, die eine großflächige Verglasung und den Verzicht auf Querwände ermöglicht.. Das Primärsystem bilden biegesteife Brettschichtholzrahmen. Eine hinterlüftete Vorsatzschale mit Redwood-Kernhölzern gewährleistet den konstruktiven Holzschutz. Auch die Haustechnik wurde in Hinblick auf die Holzkonstruktion minimal gehalten, die Heizungs- und Elektroninstallationen verlaufen in Doppelböden.

15. September 2001 - Karin Tschavgova
Lieblichkeit und Ruhe der hügeligen Landschaft des Schwarzwaldes veranlassten den Bauherren, sein Verlagszentrum zu verlegen und neben einem bestehenden Wohngebäude aus den fünfziger Jahren ein Ensemble aus Studio und Gästehaus zu errichten, das mit einem minimalen Eingriff in die Natur und Geländetopografie auskommen sollte. Die Forderung nach flexibler Nutzungsmöglichkeit und angenehmem Raumklima, nach Niedrig-Energie-Standard, umweltverträglichen Baustoffen und nach der Anwendung moderner Bautechnologien führte zur Entscheidung, mit Holz zu bauen. Der Entwurf zeichnet das Verlagsstudio als eingeschoßigen Pavillon, zusammengesetzt aus drei unterschiedlich hohen Gebäudekuben und einem zweigeschoßigen turmartigen Bau als Gästehaus.

Die Qualität des Entwurfs basiert auf dem geschickten Zusammenfügen von einfachen geometrischen Körpern - Würfel und Quader - zu raumbildenden Einheiten. Mit außenwandfüllenden Verglasungen werden transparente lichtdurchflutete Übergänge geschaffen. Der Charakter des Gebäudes sollte das Baumaterial Holz als konstruktives Element in den Vordergrund stellen, die einzelnen Gebäude sollten wie Möbelstücke betrachtet werden können. Dies bedeutete, eine Konstruktion ohne nachträgliche Verkleidung zu wählen. Damit ergaben sich höchste Ansprüche an die Ausführungsplanung und den Bauablauf. Der logische Verzicht auf chemischen Holzschutz verlangte, dem konstruktiven Holzschutz Priorität einzuräumen, was in Form einer hinterlüfteten Vorsatzschale mit Redwood-Kernhölzern geschah.

Bemerkenswert an diesem Bau ist nicht nur der Versuch, das Bauen mit Holz neu zu interpretieren und Holzbau mit konstruktiver Logik umzusetzen. Mit konsequenter Beharrlichkeit, mit der der Entwurf ohne Abstriche umgesetzt wurde, wurde auch Entwicklungsarbeit an einem System geleistet. Grundsätzliche Fragen, wie die nach der Funktionsweise von Kastenelementen in großformatigen Scheiben- und Plattenstrukturen und ihrer biegesteifen Verbindung wurden auf eine überzeugende, wenn auch aufwendige Art gelöst.

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Für den Beitrag verantwortlich: zuschnitt

Ansprechpartner:in für diese Seite: Kurt Zweifelzweifel[at]proholz.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Albrecht Bangert

Tragwerksplanung