Bauwerk

Haus de calce - Gemeindezentrum
Schneider Lengauer Pühringer - Kals am Großglockner (A) - 2006
Haus de calce - Gemeindezentrum, Foto: Paul Ott
Haus de calce - Gemeindezentrum, Foto: Paul Ott

Gemeindezentrum „de calce“ und Widum

5. BTV Bauherrenpreis für Tirol, Auszeichnung

17. Oktober 2007 - aut. architektur und tirol
In dem in Innsbruck 1913 in der Zeitschrift „Der Brenner“ veröffentlichten Text „Regeln für den, der in den Bergen baut“ schrieb Adolf Loos: „Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen, der Sonne. (...) Baue so gut als du kannst. Nicht besser. Überhebe dich nicht. Und nicht schlechter.“ Man müsste diesen Text fast vollständig zitieren, denn er liest sich wie ein Kommentar zu dem neuen Gemeindezentrum in Kals am Großglockner.

Mit der mutigen Strategie – des Nötigen, des Möglichen, des Richtigen – hat diese kleine Gemeinde vor zwölf Jahren die Revitalisierung des Dorfkerns begonnen und in Etappen konsequent zum vorläufigen Ende gebracht. Das Gemeindezentrum bildet mit der Pfarrkirche, dem spätgotischen Widum und dem von den selben Architekten 2001 realisierten Glocknerhaus einen kristallklaren Akkord von Alt und Neu, von Landschaft, Baumassen und Zwischenräumen. Sowohl die Topographie als auch die räumlichen Setzungen der Altbauten und ihre Resonanzen mit den Bergflanken ringsum sind in den Neubauten präzise beachtet, funktional und materiell ergänzt und in die Gegenwart transformiert worden. Das große Raumprogramm ist so kompakt ins Gelände geformt, dass die Blickbeziehungen in die Landschaft und innerhalb des Dorfes nicht verstellt werden. Die flachen Dächer und die horizontalen Linien bestärken die Singularität von Kirche und Widum. Zugleich erreicht die Reduktion auf kubische Körper eine sehr gelassene, selbstverständliche Beziehung mit dem Bestand. Die einfache Palette von weißem Verputz und minimal geteilten Glasflächen, von dunklen Steinböden für die Erschließung und hellem Tannenholz im Innenausbau, reagiert auf Themen des dörflichen Ensembles mit heutiger Material- und Detailsprache. Innen wirkt das Gebäude dynamisch: Orientierungen und Öffnungen variieren, schaffen wechselnde Beziehungen zum Orts- und Freiraum. Man spürt im Gesamten wie im Einzelnen den Dialog mit allen Nutzern und deren Identifikation mit dem Neubau. Auch die parallel durchgeführte Renovierung des Widums ist vorbildlich und sehenswert. (Jurytext 5. BTV Bauherrenpreis für Tirol 2007, Otto Kapfinger)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Gemeinde Kals

Tragwerksplanung

Kunst am Bau

Fotografie