Bauwerk

Camp Wildalpen
Holzbox - Wildalpen (A) - 2006

Holzunterricht für die Ferien

Für die Steiermark entwickelte das Tiroler Büro HolzBox ein modulares Herbergssystem mit Wiedererkennungswert. Direkt an der Salza wurde das bestehende Jugendcamp um 30 Betten pädagogisch wertvoll erweitert.

12. April 2008 - Isabella Marboe
Grüne Almen, schwarzes Kürbiskernöl und ein markiger Dialekt - landschaftlich, kulturell und kulinarisch hat die Steiermark einiges zu bieten. An günstigen Jugendherbergen aber herrschte bisher großer Mangel. Also schrieb das Land im Rahmen des EU-Förderprogramms „Leader+“ einen Wettbewerb für multifunktionale Camping-Module aus. Sie sollten aus steirischem Holz sein, sich dem Gelände anpassen und das touristische Image der Region nachhaltig verjüngen.

Das Innsbrucker Architekturbüro HolzBox überzeugte mit kompakt möblierten Modulen, die sich beliebig aneinander reihen, übereinander stapeln und in Wasser- oder Hanglagen aufständern lassen. Es gibt eigene Holzboxen für größere Gruppen sowie für Betreuer und Eltern. Jede Box ist zehn Meter tief und an beiden Schmalseiten verglast. Auf einer Seite befindet sich die Erschließung, auf der anderen die Schlafnische mit einer nebenliegenden Loggia. In der Mitte liegt die Sanitärbox.

In materieller Hinsicht zeigen die Module, was Holz alles kann. Die Decken und Wände sind aus massiver, verleimter Fichte - das ist nicht nur robust, sondern auch ökologisch nachhaltig, atmosphärisch warm und naturschön. Außen trotzt pures, sägeraues Schnittholz jedem Wetter. „Holz ist sehr vielseitig“, sagt Architekt Ferdinand Reiter, „im vorgefertigten Leichtbau kann man damit rasch und kostengünstig eine Tourismusinfrastruktur schaffen.“

So geschehen im Wildwasserzentrum der österreichischen Naturfreunde. Es liegt in den Wildalpen am Ufer der Salza, einem idealen Einsteigerfluss zum Raften und Kajakfahren. Von April bis Oktober schlagen bis zu 200 Menschen ihre Zelte und Wohnmobile am Campingplatz auf. Abenteuer und Natur gab es hier zu genüge, doch leider hatte das Wildwasserzentrum nur spärliche 24 Betten im Altbau an der Straße. Man brauchte dringend Platz für Schulen, Gruppen und Familien.

Westlich vom Bestand steht nun ein neues Camp der HolzBox. Es besteht aus fünf Apartment- und einem Gemeinschaftsmodul, die allesamt auf einer aufgeständerten Bodenplatte am Ufer entlang schweben. Diese Maßnahme schützt vor Hochwasser und schafft unter dem Camp einen gedeckten Freiraum, wo man grillen, Boote parken und bei Regen ungestört im Freien sitzen kann.

Holz bis in den Innenraum

Der Zugang liegt zwischen den Bäumen. Eine breite Treppe, die zugleich eine große Kommunikationsplattform ist, führt auf den Erschließungsflur im Westen. Auf den hohen Sitzstufen treffen sich alle. Darunter ist ein Lager, darüber liegt der Gemeinschaftsraum zwischen zwei Glasfronten. Tische und Stühle sowie eine Eckbank aus schwarzen MDF-Platten, die zugleich eine Lade ist, säumen die Längswand. Über dem Küchenblock hängen die Tassen vom Oberschrank herab. „An den Möbeln haben wir ganz schön getüftelt“, sagt der Architekt.

In den Schlafkojen stehen neben den Stockbetten hohe Kastenstelen mit Stauraum. Keck ragt die äußere Schlafstätte auf den Flur und schafft so dem Eingang eine Nische. Am Glas ist man hautnah am Geschehen, hinterm Lüftungsflügel kann man sich verstecken, wenn man will. Die Eltern und Erzieher schlafen mit Blick zum Fluss. Wenn nötig, lassen sich die ohnehin großen Betten durch Aufstocken noch verdoppeln. Dezent drückt sich die froschgrüne Sanitärbox mit Dusche und WC an die Wand. Frei steht der Tisch im Raum, durch den von morgens bis abends die Sonne strömt. Am Balkon ist das Rauschen des Wassers ganz nah.

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