Bauwerk

obdo - Wohnbau Oberdorfstraße
pool Architektur - Wien (A) - 2007
obdo - Wohnbau Oberdorfstraße, Foto: Hertha Hurnaus
obdo - Wohnbau Oberdorfstraße, Foto: Hertha Hurnaus
15. Juli 2007 - Az W
An die etwas euphemistisch als „Stadt“ bezeichnete Wohnhausanlage Erzherzog-Karl-Stadt in Wien-Donaustadt dockt der im Zuge eines Bauträgerauswahlverfahrens von pool/WEVAG errichtete Baukörper unmittelbar an. Im zerfransten Umfeld des Asperner Dorfkerns unternimmt das Projekt - Zitat Architekten - „eine Straffung des peripheren, fragmentierten Stadtkörpers durch widmungsgerechte, straßenraumbegleitende Bebauung.“
Wobei widmungsgerecht in diesem Fall vor allem eine intelligente, gesetzlich gedeckte Ausschöpfung von „Kubatur-Möglichkeiten“ bedeutet. Da das Gebäude (Bauklasse II) direkt an einer Baufluchtlinie steht, können laut Paragraph 81 (Abs. 2) der Wiener BauO die der Dachform entsprechenden (tatsächlichen oder auch imaginären) Giebelflächen bei der Bemessung der Gebäudehöhe außer Acht bleiben. pool haben diese gedachte Giebelfläche nun nicht wie üblich normal zur Baufluchtlinie, sondern parallel dazu angeordnet, also eine giebelständige Dachform imaginiert, innerhalb derer sich die Kubatur stufenweise von 11 m auf 18,5 Meter stapelt. Eine vergleichende Plandarstellung veranschaulicht, dass es dabei im Verhältnis zu einer herkömmlichen traufständigen Anordnung des Daches zu keiner Kubaturerhöhung kommt. Die Erschließung wurde - durch einen leichten Innenknick betont - im Hinblick auf die Anbindung ans vorhandene Wegesystem der Erzherzog-Karl-Stadt an die Oberdorfstraße gelegt, wo eine offene EG-Zone mit gedecktem Freibereich an die Haupthalle mit den Gemeinschaftseinrichtungen des Wohnhauses anschließt.

Die südseitig (an der Eibengasse) dem Baukörper vorgesetzte „Regal“-Struktur (Sonnenschutz und Freiraumreserve) lässt die großflächigen Verglasungen klimatisch verträglich erscheinen, an der Nordseite zeichnet sich der unterschiedliche Zuschnitt der Wohnungen durch versetzt auskragende Erker ab.
Die meisten der insgesamt 35 Wohnungen (4 x B-Typ, 17 x C-Typ, 14 x D-Typ) sind durchgesteckt, das Gebäude ist dementsprechend in Schotten strukturiert, zugleich wird die Wohnqualität durch differenzierte Raumhöhen gesteigert; eine Irregularität, die auch die „Störungen“ im Fassadenrhythmus erklärt. Diese geringfügige Raumhöhenvariationen durch versetztes Decken- bzw. Bodenniveau (Gemeinschaftsräume 2,90 m, Individualräume 2,36 m Höhe) erweisen sich als atmosphärisch außerordentlich wirkungsvoll und individualisieren die Wohnungen nicht nur im Grundriss, sondern vor allem in ihrer Kubatur.

In den Projekten von pool scheint es ja grundsätzlich nichts Schönes zu geben, das nicht durch das hochgradig Nützliche gedeckt wäre. Im Westen erweisen Maisonetten also nicht nur der „peripheren Umgebung eine kontextuelle Referenz“, sondern sie sind auch - da anstelle von drei nur zwei Stiegenhäuser gebaut werden mussten - eine echte Sparmaßnahme. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

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