Aus den Widrigkeiten der topografischen Situierung des Projekts verstanden, ist die Aufwertung der Landessonderschule in Mariatal bei Kramsach durch Zu- und Umbauten alleine schon eine bemerkenswerte Leistung. Die Herstellung bestmöglicher räumlicher Voraussetzungen zur Betreuung und Förderung geistig schwer behinderter Kinder ist jedoch die noch größere Leistung, die über die architektonische Aufgabe allein hinausreicht.

Auch bei diesem Projekt handelt es sich um die Aufgabe des Verdichtens, Verbesserns und Bereicherns in einer vorgefundenen Struktur, um das Weiterbauen am Bestand – also um Arbeit am genius loci.

Das aus einem Wettbewerb siegreich hervorgegangene Projekt der Vorarlberger Architekten Stefan und Bernhard Marte ergänzt in kongenialer Haltung den Bestand der Kirche und des Wohnhauses der historischen Anlage. Das städtebauliche Gespür für die Setzung und Proportionalität neuer Kubaturen, für das Öffnen und Schließen der dadurch geschaffenen Außenräume, die vielfältige, nie vordergründige Bezugnahme und Differenzierung gegenüber der hermetischen, klösterlichen Nachbarschaft sind beispielhaft und in Tirol nur selten in dieser Qualität zu sehen. Die Einfühlung in den Bestand und die Eigenständigkeit des Neuen ergeben ein Ensemble von überzeugender Stimmigkeit, in der Alt und Neu eine Einheit schaffen und mit der Landschaft verschmelzen. (Jurytext: Gerold Schneider)