Bauwerk

Kabelwerk - Bauteil F2/3
pool Architektur - Wien (A) - 2007
Kabelwerk - Bauteil F2/3, Foto: Hertha Hurnaus
Kabelwerk - Bauteil F2/3, Schaubild: pool Architektur ZT GmbH
4. November 2007 - Az W
Nach den Gesetzen der Gastfreundschaft dürfte dieser Bauteil zu den einladendsten des gesamten Kabelwerks gehören, befindet sich doch auf dem Dach ein Schwimmbecken mit Liegewiese und Schautribüne, das allen Bewohnern des Areals zur Verfügung steht. Dass Schwimmbäder auf Dächern höchste Wohnzufriedenheit garantieren, das wissen wir spätestens seit der Errichtung des Wohnparks Alt-Erlaa von Harry Glück, Requat, Reinthaller & Partner (siehe gesonderten Eintrag), - ein Exempel des Wiener Wohnbaus, das man vom Dach des F2 als Fernkulisse genießen kann. Die Aussicht hier oben ist überhaupt grandios, man bekommt von allem etwas zu sehen: ein bisschen Urban Life, ein bisschen Brache, ein bisschen Schwerverkehr, ein bisschen Einfamilienhausteppich, ein bisschen Friedhof, ein bisschen Hot-Spot. Im Osten wird der größere Teil des Baufelds F von alten Industriebauten begrenzt, die übrigen Seiten sind auf Plätze in der Binnenstruktur des Kabelwerks orientiert.

Die inhaltliche Teilung des Baukörpers in F2 und F3 und ihre spezielle Gebäudegeometrie ergibt sich aus den unterschiedlichen darin etablierten Wohnformen: in einem Trakt wird den Bedürfnissen der „Normfamilie“ mehr als nur genüge getan, im anderen das „Kurzzeitwohnen“ im Wohnheim thematisiert. Wobei der Hauch von Tristesse, der dem Wort „Heim“ immer noch anhaftet, in diesem Fall in keiner Weise zu spüren ist. Dieses Kabelwerk-Wohnheim also besteht aus 188 kleinsten und kleinen Apartments und einem hohen Anteil an Gemeinschaftsflächen wie Waschküche, Gemeinschaftsküchen, Hobbyräume, Sporträume. Der Waschsalon befindet sich nicht wie üblich in den Niederungen des Haussockels, sondern in den aussichtsreicher Höhe, sodass man bei der Verrichtung seiner häuslichen Aufgaben durchaus den Blick in die Ferne schweifen lassen kann. Der öffentliche Charakter des Hauses kommt in einer großzügigen kommunikativen Erschließung am deutlichsten zum Ausdruck. Wobei die Großzügigkeit des Luftraums noch durch von a.b.zoufal Lichtgestaltung entworfenen Lustern nobilitiert wird, die aus handelsüblichen Leuchtstoffröhren bestehen. Die röhrenförmige Doppelstiege ermöglicht Externen den Zugang zum Schwimmbad am Dach und kurze Verbindungen im Wohnheim.
Aus dem Wohnhaus schieben sich Erker mit unterschiedlichem Inhalt als vorgelagerte Freiräume der Wohnungen, zuschaltbare Büroeinheiten, Kleinwohnungen oder Bestandteile von Luxusappartements. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at