Bauwerk

Altenwohnanlage
Frederiksen & Knudsen - Kopenhagen (DK) - 2007

Altenwohnanlage in Kopenhagen

17. Dezember 2007
Die Stadtverwaltung von Frederiksberg in Kopenhagen hatte einen Wettbewerb für den Neubau einer Altenwohnanlage ausgelobt, die als »Altenhotel« genutzt werden soll, während andere städtische Altenwohnungen saniert werden. Das zentral gelegene, aber recht kleine Baugrundstück befindet sich im Blockinneren eines Stadtentwicklungsgebietes auf dem Gelände einer ehemaligen Industriebrache. Im Zuge einer Stadtteilerneuerung soll diese von einer unregelmäßigen Blockrandbebauung ersetzt werden. Die Altenwohnanlage präsentiert sich dabei als Solitär im geplanten städtischen Park im Inneren dieses Blockes. Der Solitär enthält ein Sockelgeschoss mit Gemeinschaftseinrichtungen und Büros sowie vier Obergeschosse mit insgesamt 50 Wohnungen.

Um die Rahmenbedingungen des Bebauungsplanes zu erfüllen, liegt das Sockelgeschoss einen Meter unter Geländeniveau. Daher betritt man das Gebäude über einen leicht geneigten Vorplatz und gelangt in das große Foyer im Zentrum des ellipsenförmigen Grundrisses. Sämtliche Funktionsräume sind in einem Ring um dieses Foyer organisiert, wodurch das Foyer zum Drehpunkt des Hauses wird. Dem Mehrzwecksaal ist im Südwesten eine große geschützte Gemeinschaftsterrasse vorgelagert, die durch eine Rampe mit dem Park verbunden ist.

Die vier Wohngruppen in den Obergeschossen sind mit Aufzügen vom Sockelgeschoss zu erreichen. Jede Wohngruppe besteht aus 12 bis 13 Wohnungen verschiedener Größe sowie Gemeinschaftseinrichtungen. Erfahrungen aus ähnlichen Einrichtungen zeigen, dass die meist alten und schwachen Bewohner einen Grossteil ihres aktiven Tagesverlaufes in den Gemeinschaftsbereichen verbringen. Hier können sie ihre Nachbarn treffen, hier wird das Essen in der offenen Küche zubereitet und serviert und hier ist das Pflegepersonal immer in der Nähe. Das Leben findet in den Gemeinschaftsbereichen statt und daher war das Motto für die Grundrisslösung »Gemeinschaft im Zentrum«: Im Innenbereich der Ellipse befinden sich sämtliche Gemeinschaftsflächen. Von hier kommt man direkt in die privaten Wohnungen, die sich im Außenring der Ellipse befinden.
Jeder Bewohner verfügt über eine Wohnung, die aus einem Schlafraum in direkter Verbindung mit dem behindertengerechten Bad sowie einem Wohnraum mit integrierter Teeküche und Einbauschränken besteht. Alle Wohnungen haben geschosshohe Fensteröffnungen mit Ausblick in den städtischen Park. Der Außenring ist an zwei Stellen durch gebäudehohe »Lichtspalten« unterbrochen, die Tageslicht in die zentralen Gemeinschaftsbereiche bringen. In diesen Lichtspalten befinden sich die Gemeinschaftsbalkone der einzelnen Wohngruppen.

Die Verteilung der unterschiedlichen Wohnungsgrößen war durch den Auslober verbindlich vorgegeben und ergab eine ungleiche Anzahl und Größe der Wohnungen in den einzelnen Geschossen. Diese Vorgabe wurde zum architektonischen Motiv in Form einer geneigten Außenwand, die den breiten Lichtspalt seitlich begrenzt. Dadurch wurde gleichzeitig die abnehmende Intensität des Tageslichts in den unteren Geschossen kompensiert.

Die Fassade des Gebäudes ist mit geschosshohen Fensteröffnungen unterschiedlicher Breite im Wechsel mit geschlossenen Wandabschnitten rhythmisiert, die mit anthrazitgrauen Schieferplatten bekleidet wurden. Das Sockelgeschoss wurde mit einer Putzfassade ausgeführt. Dadurch wirkt das Gebäude aus der Entfernung als homogenes Volumen, das durch die markanten Lichtspalte akzentuiert wird und auf einem visuell niedrigen Sockelgeschoss ruht. Die anthrazitgraue Fassade steht in spannungsvollem Kontrast zur grünen Umgebung.

Die Konstruktion des Gebäudes wurde in der in Dänemark üblichen Bauweise aus vorgefertigten Leichtbeton-Wandelementen und vorgespannten Beton-Deckenelementen ausgeführt. Aufgrund der besonderen Gebäudeform mit gekrümmter Fassade wurden die Wohnungstrennwände als tragende Schotten ausgeführt und die Fassaden als leichte Vorhangkonstruktion in Form geschosshoher gekrümmter Holzrahmenelemente. Für die Fenster wurden industriell hergestellte Holz-Aluminium-Elemente mit eloxierter Oberfläche verwendet. In dieser Bauweise war es möglich, das ungewöhnliche Gebäudevolumen mit langlebiger Fassade innerhalb des üblichen Budgets für öffentlich geförderten Wohnungsbau auszuführen.

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Für den Beitrag verantwortlich: Architektur + Wettbewerbe

Ansprechpartner:in für diese Seite: Arne Barthaw[at]kraemerverlag.com

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