Bauwerk

Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Strasse
Hild und K - München (D) - 2024
Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Strasse, Foto: Florian Holzherr
Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Strasse, Foto: Florian Holzherr
Übernachtungsschutz Lotte-Branz-Strasse, Foto: Florian Holzherr
11. Oktober 2024 - newroom
Seit 2013 betreibt die Landeshauptstadt München ein deutschlandweit einzigartiges Übernachtungsangebot für obdachlose Männer, Frauen und Kinder – zunächst behelfsmäßig in einer ehemaligen Kaserne. Der Neubau mit 730 Plätzen hebt die Standards und verbessert die Bandbreite der Einrichtung enorm. So sind die Schutzsuchenden nicht länger in Räumen mit 8-12 Personen untergebracht, sondern in 4-Bett-Zimmern. Auch wandelt sich das Angebot von der reinen nächtlichen Unterbringung hin zu einer umfassenden Versorgung mit angemessenen Räumen für Beratung, medizinische Behandlung und einen Tagestreff.
Um Konflikte zu minimieren, liegen die einzelnen Gruppen und die Erstuntersuchung von Asylbewerbern getrennt. Zugleich ist für den reibungslosen und flexiblen Betrieb eine gewisse Durchlässigkeit unverzichtbar. Die räumliche Struktur lehnt sich typologisch an das historische Ledigenheim Theodor Fischers an (1927, Schwanthalerhöhe). Einzelne „Gebäudefinger“ sind versetzt zueinander angeordnet und nur in den Eckbereichen verbunden. Dadurch entstehen attraktive Höfe als zusätzliche, geschützte Räume für den Aufenthalt im Freien – angesichts der wenig einladenden Lage des Neubaus zwischen Großmärkten, Lagerhallen und Parkplätzen eine entscheidende Qualität. So bietet die Institution den Übernachtungsgästen nicht nur Hilfe in äußerster Notlage und eine „Heimat auf Zeit“, sondern könnte auch als erster Stadtbaustein einen Impuls für das am Standort vorgesehene, gemischt genutzte Quartier setzen.
Eine serielle Bauweise versprach Kosten- und Zeitersparnis. Über dem robusten Sockelbereich aus Betonfertigteilen folgt die Fassade aus ziegelrot gestrichenen, vorgefertigten Holzrahmenelementen. Die „Bordüre“ unterhalb der Attika besitzt ein Vorbild in autochtonen Bauweisen, bei denen empfindliches Hirnholz von kunstvoll profilierten „Opferbrettern“ geschützt wird. So werden auch hier waagrechte Flächen, die bei Nässe gefährdet wären, von den Verblendungen verborgen.
Im Innenraum wurden mit Holz, Linoleum, geschliffenem Estrich und Keramikfliesen strapazierfähige Materialien verbaut.
Das freundliche Farbkonzept sorgt für Orientierung. So wurden die Holztüren in unterschiedlichen Tönen – von Tannengrün bis Himmelblau – lackiert, je nachdem, ob sie zu einem Unterkunftszimmer, Bad oder Nebenraum führen.
Elemente aus Betonfertigteilen bilden die Tragkonstruktion und lassen sich bei Bedarf einfach rück-, um- oder auch weiterbauen, um das Haus flexibel auf mögliche Zukunftsszenarien und Nutzungsänderungen anpassen zu können. (Autor: Achim Geissinger, nach einem Text der Architekten)

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