Bauwerk

kaiser - Um- und Aufbau Kaiserstraße
pool Architektur - Wien (A) - 2007
kaiser - Um- und Aufbau Kaiserstraße, Foto: Hertha Hurnaus
kaiser - Um- und Aufbau Kaiserstraße, Foto: Hertha Hurnaus
kaiser - Um- und Aufbau Kaiserstraße, Foto: Hertha Hurnaus
kaiser - Um- und Aufbau Kaiserstraße, Foto: Hertha Hurnaus
9. März 2008 - Az W
Eine Grünoase ist die Kaiserstraße in Wien-Neubau nicht. Dafür kann man hier andere Vorteile innerstädtischen Wohnens wie Zentrumsnähe, „Belebtheit“, urbane Dichte, Infrastruktur- und Beiselvielfalt etc. auskosten. Die Lage ist gefragt (daher nicht billig), und wo immer sich die Möglichkeit bietet, wird zusätzlicher Wohnraum geschaffen. Auch bei dieser geförderten Sockelsanierung eines dreigeschossigen Gründerzeithauses (bestehend aus Straßen- und Hoftrakt, verbunden durch zwei schmale Seitentrakte) wurde die Traufhöhe den beiden angrenzenden Häusern angepasst. Das bedeutet, der Straßentrakt wurde um vier Geschosse, der Hoftrakt um zwei Geschosse aufgestockt, zu den bestehenden 5 Wohnungen kamen 10 neue hinzu. Die Nutzfläche der insgesamt 15 Wohnungen variiert zwischen 46 und 115 m². Wer allerdings hinter dieser Wohnraumvermehrung ein unsanftes Ausschlachten des Bestands – wofür es in Wien ja einige unrühmliche Beispiele gibt - vermutet, irrt. Die Architekten haben sich der Substanz taktvoll angenommen, den Sockel mit seinen sieben Fensterachsen nicht erdrückt, sondern dessen Rhythmus gewissermaßen aufgenommen und zeitgemäß darauf reagiert. „Die Vorgaben und Zwänge des Bestandsobjekts wurden analysiert und dienten der Inspiration für das Neue“, sagen die Architekten. „Das Alte wurde zum Impulsgeber für das Kommende.“

Dass es zwischen dem „Alten“ und dem „Neuen“ zu keinen Dissonanzen kommt, liegt nicht nur an der einheitlichen Putzfarbe. Zur Kaiserstraße hin sind nur zwei der vier neuen Stockwerke erkennbar, die Geschossbänder und die perforierten Sonnenschutzläden korrespondieren mit den Proportionen des Bestands und fügen sich eher unauffällig ins Straßenbild. Auch dass sich ins Erdgeschoss ein Büro eingemietet hat, entspricht den Usancen des Bezirks. In der Geometrie der Aufbauten haben die Architekten versucht, möglichst viel Licht in den Hinterhof und in die Innenräume der Wohnungen zu holen. Die Pultdächer der niedrigeren Seitentrakte wurden abgebrochen, die Dachflächen als erweiterter Wohnraum und Verbindungsgang nutzbar gemacht. Der bestehende Lichthof wurde in die neue Struktur übernommen, diese mit zahlreichen lichtbringenden Terrassenräumen zusätzlich ausgehölt. Daraus ergab sich eine komplexe Wohnungsstruktur mit unterschiedlichen Ein- und Ausblicken. Hinter der zurückhaltenden Fassade entfaltet sich das Leben, strahlt jene gewisse Lockerheit aus, die man in zahlreichen pool-Projekten zu schätzen weiß. Auf diese Weise verwandelt sich der Faktor Dichte, scheinbar unbeschwert, in differenzierte Koexistenz. (Text: Gabriele Kaiser)

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Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

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