Bauwerk

Atrium-Apotheke Schwanenstadt
Tp3 Architekten, Hannes Huemer, Florian Brand - Schwanenstadt (A) - 2007
Atrium-Apotheke Schwanenstadt, Foto: Dietmar Tollerian
Atrium-Apotheke Schwanenstadt, Foto: Dietmar Tollerian
12. März 2008 - afo
GEBÄUDEKONZEPT
Das längs der Bundesstraße gelegene Grundstück befindet sich am Rande der gewachsenen Gemeindestruktur und der erweiterten Geschäfts- und Gewerbezone, die den Anschluss der Stadt an die gerade im Bau befindliche Umfahrung herstellt. Strukturell gesehen vollzieht sich in diesem Gebiet der Übergang von der Kleinstruktur der Kleinstadt zum großen Maßstab der Straßenvorstadt.
Aus der Anforderung, als relativ kleines Geschäftsgebäude neben Einkaufszentren nicht unterzugehen, erwuchs die Entscheidung für eine ruhige Klarheit in der Form mit einer langen Fassade zur Straße hin und einer prägnanten Farbgebung.
Der rote, liegende Quader entwickelt sich räumlich über das Spiel von Einschnitten und Andockung des Grundvolumens, von Positiv- und Negativräumen. Wichtigste Ausschnitte sind die Höfe – einer in Form des namengebenden, vollverglasten Atriums mit Baum im Erdgeschoss, der andere als Gegenstück in der dritten Dimension, die Terrasse im Obergeschoss. Auch der überdachte

Eingangsbereich ist durch einen Ausschnitt aus der Grundkubatur geformt. Im hinteren Gebäudeteil bekommen die unterschiedlichen Funktionseinheiten eigene, auch im Material sich spiegelnde Volumina: zur Straße hin der Lager und Laborbereich als schwarze Box, der ruhigen Rückseite zugewandt der schiffartige Bauchraum in Blech und Holz mit den intimeren Kundenbereichen – Kosmetik und Massage, dem Büro und im Obergeschoss einem funktionsoffenen Raum für unterschiedliche Nutzungen wie Vorträge, Seminare, Gymnastik, Yoga, etc. Diese verschiedenen, sich im und über dem roten Grundkörper vereinigenden Kubaturen sind von innen gleichermaßen wie von außen – besonders durch das Spiel mit Oberlichten und Transparenzen – wahrnehmbar.
Die Wege im Gebäudeinneren sind kompakt und kurz gehalten, es gibt keine ungenutzten Gangflächen, die Sichtbeziehungen dienen der Orientierung und sollen einen praktikablen Betrieb gewährleisten.
Drive-In: um den Nachtdienstschalter bequem, behindertengerecht und sicher zu gestalten ist der Schalter als Drive-in Einheit ausgeformt. Die Zufahrt funktioniert von beiden Richtungen auf der B1 kommend, der Schalter ermöglicht eine Abwicklung, ohne aus dem Auto aussteigen zu müssen.

KONSTRUKTION UND GEBÄUDETECHNIK
Das Gebäude ist als Holzriegelkonstruktion ausgeführt. Die Wand- und Dachfertigteile wurden von der renommierten, ortsansässigen Holzbaufirma Obermayr gefertigt und zur Montage quasi nur noch über die Straße gehoben, um in weniger als 3 Tagen komplett montiert zu werden. Das Tonnendach ist aus gebogenen Leimbindern gefertigt. Die Fassadenmaterialien sind wartungsfreie Plattenwerkstoffe (Max exterior bzw. Eternit Classic Black) bzw. eine Blech-Stehfalzdeckung im gekrümmten Bauteil. Durch den hohen Vorfertigungsgrad des Holzbaues und des Trockenausbaus konnte die gesamte Bauzeit der Baustelle vor Ort auf knapp über 3 Monate reduziert werden.
Die Energieversorgung des Gebäudes kommt ohne fossile Energieträger aus. Energiemedium ist Erdwärme, die über drei Tiefenbohrungen bereitgestellt wird. Der gesamte Boden und die Decke im Verkaufsraum sind als Heiz- bzw. Kühlelemente ausgeführt. Zudem ist das Gebäude mit einer kontrollierten Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, wodurch auch die nötige Kühlung ohne elektrische Klimaanlage bestritten werden kann.
Technische Besonderheiten:
Die Wärmepumpe zur Heiz- und Kühlversorgung hat eine Heizleistung von 15,7kW sowie eine Kühlleistung von 20,1kW.Als Wärmequelle dienen drei Tiefensonden mit jeweils einer Tiefe von 110 m.
Aufgrund der thermisch optimalen Ausführung der Bauteile und ausreichender Beschattung kann auf sonstige Wärmeerzeuger verzichtet werden. Vor allem aber sind zur Kühlung keine Kaltwassersätze nötig. Über einen Referenzraumfühler wird der Wärmepumpe vorgegeben, ob diese kühlen oder heizen soll. Das Gebäude wurde flächendeckend mit einer Fußbodenheizung samt Einzelraumregelung ausgestattet. Die Einzelraumregelung erkennt, ob Kühl- oder Heizbetrieb vorgegeben wurde und kann daher die gewünschte Raumtemperatur in jedem Fall halten.
Zusätzlich zur Fußbodenheizung (im Kühlfall Fußbodenkühlung) kommt im Verkaufsbereich eine Kühldecke zum Einsatz. Dadurch erfolgt eine zug- und geräuschlose Kühlung des Raumes.
Aufgrund der Nähe zu einer verkehrsreichen Hauptstraße war es unumgänglich, auch eine Lüftungsanlage für alle Bereiche bereitzustellen. Aufgrund der unterschiedlichen Betriebszeiten zwischen Verkauf und Büro/Labor wurden zwei getrennte Anlagen gewählt. Jede dieser Anlagen ist mit einer effizienten Wärmerückgewinnung ausgestattet. Um die Leistungszahlen der Wärmepumpe so hoch wie möglich zu belassen erfolgt die Warmwasserbereitung nicht über die Wärmepumpe. Eine Vorlauftemperatur von 35°C muss daher nie überschritten werden. Zur Warmwasserbereitung wurde eine Solaranlage mit elektrischer Nachheizung installiert.
Architekten

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Für den Beitrag verantwortlich: afo architekturforum oberösterreich

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Akteure

Architektur

Bauherrschaft
Doris Leitner-Gratzei

Fotografie