Bauwerk

Museum Liaunig
querkraft architekten - Neuhaus (A) - 2008
Museum Liaunig, Foto: Lisa Rastl
Museum Liaunig, Foto: Lisa Rastl

Extravagante Architektur für zeitgenössische Kunst

Nach einjähriger Umbauphase ist das Museum Liaunig wieder offen. Insgesamt umfassen die Schauräume des Kunstsammlers im Südkärntner Neuhaus nun 7000 Quadratmeter. Sonderausstellungen sind Sean Scully und den Malern der „Wirklichkeiten“ gewidmet

30. April 2015 - Colette M. Schmidt
Seit sieben Jahren ist der kleine Südkärntner Ort Neuhaus/Suha mit seinen rund 1000 Einwohnern auf den Straßenkarten von Kunstfreunden markiert. Denn 2008 eröffnete hier der Unternehmer und Kunstsammler Herbert Liaunig – er besitzt mit knapp dreitausend Werken eine der bedeutendsten Sammlungen österreichischer Kunst nach 1945 – sein mittlerweile denkmalgeschütztes und mehrfach ausgezeichnetes Museum aus Sichtbeton, Stahl und Glas. Nun wurde das kühne, aus vier markanten Baukörpern bestehende Baukunstwerk des Wiener Architekturbüros Querkraft um mehr als 2000 Quadratmeter vergrößert. Über die Kosten des neuen Sonderausstellungsraums und der zwei unterirdisch gelegenen Präsentationsräume schweigen sowohl der Bauherr wie auch die Querkraft-Architekten.

Vierecke im Dreieck

Gleich nach dem Eingang geht es nun in den neuen Zubau für Wechselausstellungen. Rechtecke und Quadrate Sean Scullys weihen das dreieckige, lichtdurchflutete Atrium ein. Die Ruhe ausstrahlenden Gemälde und Aquarelle des 69-jährigen Iren, dem zuletzt 2012 im Lentos Museum eine Personale gewidmet war, sind bis 31. Oktober zu sehen. Kuratiert wurde die Schau von Peter Baum. Vom Foyer gelangt man, vorbei an dem hinter Glas befindlichen Schaudepot, in den spektakulären Hauptraum des Museums, der an beiden Enden atemberaubende Ausblicke auf die Drau und in die schroffe Bergwelt gewährt.

Die Quadratur der Ruhe

Hier hat Hans-Peter Wipplinger, Leiter der Kunsthalle Krems, die bisher größte Überblicksausstellung der Künstlergruppe „Wirklichkeiten“ kuratiert: Mehr als zweihundert farbintensive, mitunter psychedelische, oft freche Arbeiten bestätigen das Credo ihrer Mitglieder: keine Ideologien, keine Rezepte, kein Akademismus.
Wolfgang Herzig, Kurt Kocherscheidt, Peter Pongratz, Franz Ringel, Robert Zeppel-Sperl und, als einzige Frau, Martha Jungwirth setzten auf jeweils höchst unterschiedliche Weise in den 1960er- und 1970er-Jahren einen selbstbewussten Kontrapunkt zu den Phantastischen Realisten und den abstrakten Malern und pflegten, so Wipplinger, auffallend enge Kontakte zur Literaturszene.
In einem fast sakralen Kuppelraum im Untergeschoß wurde Platz für ein Skulpturendepot geschaffen. Der Skulpturenpark des Museums wird erst nächstes Jahr fertig. Ebenfalls unterirdisch sind drei weitere Kollektionen ausgestellt: Gold der westafrikanischen Akan, Porträtminiaturen von 1590 bis 1890 sowie Gläser aus der Zeit von 1500 bis 1850.

Kärntner Kulturpolitik

Nach seinem Verhältnis zu Kärntens Kulturpolitik befragt, antwortet der mit Aschenbecher und Zigarre durch sein Museum schreitende Liaunig: „Welche Kulturpolitik?“ Dafür darf sich der Industrielle, der viele Millionen in Museum und Kunst investierte, aussuchen, wer hineindarf – und wann. Mit der Erweiterung ändert sich der Besuchsmodus insofern, als es keiner Voranmeldung mehr bedarf. Von Mittwoch bis Sonntag ist das Museum ab zehn Uhr geöffnet. Nur Kinder bis elf müssen weiterhin aus Sicherheitsgründen draußen bleiben.

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