Bauwerk

MPREIS Salurnerstraße
Rainer Köberl - Innsbruck (A) - 2008
MPREIS Salurnerstraße, Foto: Lukas Schaller
MPREIS Salurnerstraße, Foto: Lukas Schaller

„Eine städtische Ecke“

Der MPREIS in der Salurnerstraße war in den letzten Jahren sicher der „schäbigste“ Markt dieser Kette. Räumlich beengend und das Potential dieses Ortes in keiner Weise nützend, ganz im Gegenteil: ein „totes Eck“ in der Stadt – wenngleich eines der Wichtigsten. Die neue offene Situation entstand eigentlich ohne scheinbar großen Aufwand.

Seit den frühen 1960er Jahren wurde das Erdgeschoß des ehemaligen Hotels „Arlberger Hof“ umgebaut. Das erste moderne „Buffet“ öffnete das Erdgeschoß zur Sterzingerstraße hin bis ums Eck und es entstand die jetzige dortige Sturzhöhe. 1976 wurde die Fassade zur Salurnerstraße hin weiter geöffnet, ungefähr im selben Stützenrhythmus. Dadurch entstand die dortige niedrigere Sturzhöhe. Für ein Autohaus wurde der Boden abgesenkt, die Ecken jedoch – im Sinne der damaligen Zeit – wieder „verstärkt“ und der zu hohe Sturz an der Sterzingerstraße, untragend, niedriger gesetzt. Mitte der 1980er Jahre wurde intensiv zugemauert, mit falschen Säulen Schwere geschaffen und der Boden wieder angehoben.

Diese vergangenen Maßnahmen wurden erkundet und bis zu deren statischer Essenz freigelegt und auf Grund späterer Aufstockungen verstärkt bzw. ausgesteift. Die gewisse Logik der unterschiedlichen Sturzhöhen, besonders aus dem Inneren zum Südtiroler Platz hin gesehen, wurden beibehalten. Im hinteren Teil des Marktes wurde durch Unterfangung aus dem Zubau der 1980er Jahre der restliche Erdgeschoßteil des Haupthauses hinzugenommen, ohne ansonsten den Bestand zu ändern. Dies begründet die besondere Behandlung des dortigen „Säulenwaldes“.

Wichtigste Entscheidung in diesem heterogenen Gefüge war die Decke: Ich suchte einen „Klang“ für diesen Ort. Der eigenartige mäandernde Grundriss des Marktes und die stark richtungsgebenden Baukörper am Platz, besonders das davor liegende Hotel mit seiner schwarzen vertikal gestreiften Fassadenstruktur, ließ das leichte, gewellte Deckenmaterial entstehen. Als Material ist es bereits bei den Bahnsteigdächern am Platz zu finden. Der grüne Ton kommt von weit und nah. Von den rollbaren Bootsabdeckungen Venedigs und den billigen, im Bauhaus gekauften Dächern für Autoabstellplätze etc.. Es ist auch das Grün von Baunetzen und von den nahen Verkehrsampeln, das Grün-Schwarz des Innsbrucker Fußballclubs und der Tiroler Tageszeitung. Etwas Frisches auch und in Zeiten hoher Spritpreise und Biowelle recht „passend“. Dazu helle Eiche, Steintische und Steintreppe in der Farbe der Fassade, eine Außenbestuhlung im Inneren und die „Blüten“ der weißen Kugellampen.

Ergänzt werden diese ortsbezogenen Maßnahmen durch die auf wichtige Wände und Unterzüge geschriebenen Abfahrtszeiten der von Innsbruck aus in verschiedene europäische Städte verkehrenden Nachtzüge und durch ein Ölbild von Franz Mölk, das ein Zugabteil zeigt. Ausnahmsweise ein „echtes Bild“ in einem „Baguette“, das klein, fein und anders mit den berühmten „Weiler-Fresken“ im Bahnhof gegenüber kommuniziert. (Text: Rainer Köberl)

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Für den Beitrag verantwortlich: aut. architektur und tirol

Ansprechpartner:in für diese Seite: Claudia Wedekindclaudia.wedekind[at]aut.cc

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