Bauwerk

Ehemalige Stadtmühle
Hans Gangoly - Graz (A) - 1999

Hindernisparcours aus Holzbalken

Durch die zwangsweise Einbindung der ursprünglichen Holzkonstruktion haben die Wohnungen in der ehemaligen Stadtmühle in Graz ein eigenes Flair. Von einem großzügig angelegten Innenhof gelangen die Mieter in ihre 22 loftartigen Domizile. Zielgruppe sind junge Menschen, die dort nur einen bestimmten Lebensabschnitt verbringen. Nach diesem Muster plant der Architekt Hans Gangoly bereits den Umbau des ehemaligen Gesindehauses.

20. Oktober 2001 - Ernst Eichinger
„Die Zielgruppe, auf die das Projekt ausgerichtet war, ist auch tatsächlich eingezogen“, freut sich der für den Umbau der ehemaligen Stadtmühle am rechten Mühlgang in Graz verantwortliche Architekt Hans Gangoly. Also junge Menschen mit kreativen Berufen wie Softwareentwickler, zwei Diskjockeys oder die Geschäftsführerin einer Grazer Kulturinstitution.

Ursprünglich war an eine herkömmliche Nutzung des Objekts gedacht. Die lange Zeit als Lagerhalle genutzte Stadtmühle sollte „entkernt“, und bis auf die Außenmauern ausgeräumt werden. „Wir trauten der Holzkonstruktion nicht. Der vier mal vier Meter große Holzstützenraster hätte sowohl Statik, Brandschutz als auch Akustik stark beeinträchtigt“, erläutert Gangoly.

Geplant waren nach üblichem Muster Zwei- oder Dreizimmerwohnungen. Nachdem die Pläne bei der Behörde eingereicht wurden, stellte diese das Objekt unter Denkmalschutz. „Damit waren keine konventionellen Wohnungen mehr möglich, und für uns hieß das: unter ganz anderen Rahmenbedingungen zurück zum Start“, meint Gangoly.


Erlebtes Holz

„Wesentliches Gestaltungskriterium für den Umbau der Stadtmühle war das Herausheben der einzigartigen Holzkonstruktion im Innenhof und in den Wohnungen“, erläutert Gangoly. Das Problem in der Praxis war, dass alle vier Meter Holzbalken im Weg standen, die in die Planung eingebunden werden mussten.

Zentrum des Projekts ist ein mehrgeschoßiger, mit einem Glasdach überspannter Innenhof, der für Belichtung und Lüftung sorgt. Von diesem „Erschließungsraum“ können alle 22 loftartigen Wohnungen, in der Größe zwischen 45 Quadratmeter und 90 Quadtratmeter, erreicht werden.

„Wichtig war, die Wohnungen für die Menschen so bequem wie möglich zu machen und durch die Holzstützen ein eigenes Flair zu schaffen. Helligkeit war dabei gar nicht so wichtig“, meint Gangoly. „Das sind Wohnungen, die einem bestimmten Lebensabschnitt entsprechen“, sagt Gangoly.

Der einzige abgeschlossene Raum in jeder Wohnung ist das Badezimmer. Durch Raumhöhen von 3,6 Metern, die Decke der Badezimmer wurde abgesenkt, konnte auch hier die Loft-Atmosphäre erhalten bleiben. Das Badezimmer in Form einer „Sanitärbox“ gab quasi die weitere Raumaufteilung in der Wohnung vor.

Mit 50 S/m² Miete, exklusive Betriebskosten, hält sich auch die finanzielle Belastung in akzeptablen Grenzen. „Innerhalb kürzester Zeit waren alle Wohnungen vermietet, und es gibt auch schon eine Warteliste“, freut sich Gangoly. Daher sei bereits ein weiteres Projekt mit dieser Ausrichtung geplant.

Das ehemalige Gesindehaus an der Ecke Volksgartenstraße/Orpheumgasse in Graz soll nach ähnlichem Muster umgebaut werden. Spätestens im kommenden Frühjahr soll mit dem Bau begonnen werden.

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