Bauwerk

Wohnhausanlage Langenloiserberg
Ernst Linsberger - Krems an der Donau (A) - 2007

Zu Hause auf der Höhenschichtlinie

Wie Weinreben klettern die Kremser Terrassenhäuser den Berg hoch. Für das nötige Licht sorgt die vollverglaste Südfront - und ein Atrium.

6. Oktober 2007 - Isabella Marboe
Architekt Ernst Linsberger liebt die gehobene Lebensart, den Wein und die terrassierte Kulturlandschaft rund um Krems. Schon einmal hatte er hier eine Atriumsiedlung gebaut, in der er übrigens auch selbst wohnt. „Zentrumsnah zu wohnen ist eine ganz eigene Qualität“, sagt Linsberger, „und wenn das dann noch dazu eine helle Wohnung ist! Schon Josef Frank hat gemeint: Licht in der Wohnung bedeutet Sonne im Herzen.“

Vor den Toren der Altstadt fand sich nun ein weiteres Grundstück, das nach Plänen Linsbergers bebaut wurde. „Das Grundstück war ein Weinberg. Als ich das erste Mal dort war, wusste ich sofort, wie die Wohnzeilen werden mussten. Ich wollte eine Siedlung planen, die keinem die Sicht verstellt.“ Wie einst die linear angeordneten Weinstöcke erobern sieben terrassierte Zeilen mit insgesamt 67 Wohnungen den steilen Hang.

Helle Mittelgänge erschließen je eine untere, ebenerdige Reihe sowie die darüber liegenden Maisonette-Wohnungen. „Die Bebauung ist so ausgerichtet, dass sie den Hang nicht verletzt und dass jede Wohnung eine große Südterrasse hat“, erklärt der Architekt. Von hier aus habe man einen Postkartenblick auf die Altstadt von Krems, ja sogar bis nach Göttweig.

Tiefgarage im Berg

Trotz Zentrumsnähe ist der eigene Parkplatz für den gehobenen Wohnkomfort unverzichtbar. De facto liegt die gesamte Anlage auf einer Tiefgarage. Jeder Wohnung sind 2,5 Stellplätze zugeordnet. Linsberger: „Um die Terrassierung zu schaffen, mussten wir ein halbes Geschoß abgraben. Besonders stolz bin ich auf die Gestaltung der Garage: Es gibt keine Angstträume.“ Schraubenförmig windet sich die Rampe zu den Parkebenen hoch, von denen kurze Schleusen zu den einzelnen Erschließungsgängen durchstechen. Umgeben ist der Garagenbaukörper von einer mächtigen Betonwand, die mittels Streifenrelief und horizontaler Sichtfenster etwas aufgelockert ist. Sie erweist dem örtlichen Bruchsteinmauerwerk Reverenz.

Konstruktiv war so ein Kraftakt mitsamt der begrünten Dächer, die wie Kaskaden den Hang hinabgleiten, nur in Stahlbeton möglich. Um im Kostenrahmen des geförderten Wohnbaus zu bleiben, sind alle sichtbaren Fassadenelemente aus Betonfertigteilen. Massive Vordächer schützen vor zu viel Sonne und lassen die Zeilen wie horizontale Schichtenlinien wirken. Auch dafür hat Linsberger eine Erklärung parat: „Ich wollte die Weingartenlandschaft in die Architektur übersetzen.“ Darunter sind lange, zarte Glasbänder in die Fassade geschnitten.

Obwohl die Anlage optisch größte Dichte suggeriert, gibt sich die Erschließung der Wohnung ungewohnt locker. Vor den Türen gibt es sogar noch Platz für hölzerne Boxen, die für Stauraum sorgen und die Gänge rhythmisieren.

Atrium spendet Licht

Eine Holztreppe führt vom Vorraum auf die Wohnebene hoch. Durch die Glasbrüstung fällt verheißungsvoll das erste Licht herein. Von den raumhoch verglasten Aufenthaltsräumen im Süden blickt man auf die Türme der Altstadt. Doch auch im Norden öffnet sich der Raum zum Licht: Hier liegt das kleine, intime Innenatrium, das dem Badezimmer und den beiden Schlafzimmern exklusiven Freiraum schenkt. Bis zu 3,20 m Höhe steigt das öffenbare Glasdach an und holt den Himmel ins Haus. Sollte man also vom hübschen Altstadt-Blick eines Tages tatsächlich die Nase voll haben, kann man hier ins Blaue sehen.

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