Bauwerk

Wohnbau Hafengasse
junger_beer architektur - Wien (A) - 2008
Wohnbau Hafengasse, Foto: junger_beer architektur zt gmbh
Wohnbau Hafengasse, Foto: junger_beer architektur zt gmbh
29. März 2009 - Az W
Die Hafengasse in Wien-Landstraße mündet in den ehemaligen Hafen, der über einen künstlichen Wasserkanal um 1800 gar mit der Adria verbunden werden sollte. Steinkohle als damals neuartiges Heizmaterial aus Sopron sollte auf günstigem Weg nach Wien gebracht werden und die Stadt über dieses prestigeträchtige Verkehrsprojekt in den Mittelpunkt pulsierender Geldströme stellen.
Aber bald wurde das anspruchsvolle Vorhaben durch die Innovation Eisenbahn abgelöst, und auf dem Gebiet des früheren Hafens entstand der Aspangbahnhof.

Der historische Hafen war auch Inspirationsquelle für die Planung der Außenhülle des Gebäudes: Vertikale Wellen, deren ockergoldene Oberfläche die für Wien historisch typische Farbgebung neu interpretiert, geben der Fassade ihre charakteristische Anmutung. Auch das gewählte Material, Aluminium, entspricht den heutigen Ansprüchen, nämlich witterungs- und umweltbelastenden Faktoren möglichst nachhaltig entgegenzuwirken. Die Tiefenwirkung der Fassadenwellung in Kombination mit den schlanken, hohen Fenstern, die den Maßstab von Altbauten übernehmen, vermittelt Qualität und starken Ausdruck.

Die Gestaltung der Sockelzone bezieht neben einem einladend teiltransparenten Eingangsbereich auch den daran anschließenden Garagenteil harmonierend in das Gesamtbild mit der Fassade mit ein. In ihrer Ausformung bietet sie somit ein architektonisch-ästhetisches Beispiel für die gehäuft auftretenden Garageneinbauten in innerstädtischen Erdgeschosszonen. Erzeugt die äußere Erscheinung in Material- und Farbwahl vorwiegend einen eleganten Eindruck, so wird das Betreten des Hauses im Vergleich dazu von leuchtend kontrastierenden Farben bestimmt. Allein das Anthrazit des Liftes und jenes des Stiegengeländers nehmen das Äußere mit herein. Aufgefrischt wird mit kräftigem Rot und Orange in vier Abstufungen, gemischt mit strahlend weißen Flächen, während ein elegantes Ockergrau zwischen diesen starken Tönen vermittelnd auftritt. Im Zusammenspiel mit den reichhaltig gesetzten und gezielten Lichteinfällen in den Eingangs- und Geschoßebenen ergibt sich eine kräftige, optimistisch anmutende Stimmung, die den Bereich zwischen privatem und öffentlichem Raum anregend gestaltet. Zusätzlich wird das Entrée mit einem direkten Blick in den allgemeinen Hof aufgewertet, womit es neben dem Anschluss an die funktionale Infrastruktur des Hauses mit Licht und attraktiver optischer Durchlässigkeit versorgt wird.

Der Großteil der Wohnungen partizipiert sowohl an der südöstlichen, städtischen Straßenseite, als auch am nordwestlichen, ruhigen Hofbereich. Diese Durchgängigkeit bietet zwei Vorteile: Einerseits eine stärkere Möglichkeit des Erlebens der unterschiedlichen Tageslichtstimmungen, andererseits ein subjektiv größeres Weiteempfinden des Wohnens, als es die reale Ausdehnung objektiv bietet. Den Hauptanteil bestreiten eingeschossige Wohnungen, die allesamt auf die ruhige Hofseite hin mit Außenräumen – Loggien oder Balkone – ins Freie verlängert werden. Maisonetten bedienen den Wunsch vieler Wohnungssuchender nach einem Leben im Einfamilienhaus, das vom Eingeschossigen in eine dritte Dimension hinausgeht. Während das Beispiel im unteren Geschossbereich mit großzügigem Luftraum Richtung Terrasse inklusive Rasenanteil punktet, sind es bei den Maisonetten ganz oben Freiraumflächen auf jeder der zwei Wohnebenen. Die Verbindung dieser Ebenen mittels großer Wendeltreppe, die vom Ess/Kochbereich zentral in die weiträumige Wohnlandschaft mit Giebelcharakter hinaufführt, gibt diesen Einheiten ihr besonderes Merkmal. (Text: Architekten)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at

Akteure

Architektur

Bauherrschaft

Tragwerksplanung