Bauwerk

Haus Klammer
architektur.terminal - Klaus (A) - 2007

Schiefe Kiste mit grader Optik

Das eigene Haus des Vorarlberger Architekten Dieter Klammer steckt voller Finessen. Äußerlich gleicht das Gebäude einer wohlgeformten Skulptur am Hang, innen eröffnet sich gar südländische Wohnqualität.

12. September 2009 - Martina Pfeifer Steiner
Das eigene Haus zu planen ist für einen Architekten wohl eine der größten Herausforderungen. Für Dieter Klammer, von architekturterminal hackl und klammer, war die Unterstützung seiner Frau Claudia daher besonders wertvoll. Sie hatte den Bauplatz geerbt und fungierte nun als Bauherrin.

Ein Grundstück wie dieses ist nicht leicht zu finden. Verträumt liegt es auf dem Sattelberg in Klaus, mehr Sattel als Berg, mit Weitblick tief ins Rheintal hinein. Selbstverständlich, als könnte es gar nicht anders sein, schmiegt sich der neue Baukörper in die Hangkontur. Von der Zufahrtsseite aus wirkt er kompakt und geschlossen. Die großen Fensterflächen gegen Süden und der Innenhof nach Südost verleihen dem Gebäude noch ganz andere, offene Seiten.

Eine dünne Haut aus dunklem patinierten Zink spannt sich als Fassadenmaterial weich über die Bauteile. Horizontale, leicht unregelmäßige Fugen setzen einen klaren Kontrapunkt zur Schräglage. Dafür bleibt die Hangneigung durch das abfallende Dach und die schiefen Ebenen im Inneren umso spürbarer.

Fließende Übergänge

Freundlich öffnet sich das Haus seinen Bewohnen und Besuchern. Mit dem ersten Schritt beginnt ein Spiel zwischen Außenraum und Innenraum - beide werden als Einheit erlebt. Die helle Deckenverkleidung und der Holzfußboden werden draußen fortgeführt. Wer im Foyer steht, wähnt sich im Freien, wer auf der Terrasse sitzt, meint, es sich im Wohnzimmer bequem gemacht zu haben.

Die Wohnebene entsteht aus fließenden Raumabfolgen. Alle Bereiche gruppieren sich um das verglaste Atrium mit seinem grauen Schotterkies. Zoniert wird der offene Einraum lediglich mit dunklen Möbeleinbauten. Sie entwickeln sich mal zu Treppen, mal zu ruhigen, überdimensionalen Nischen. Ein raumhoher Fensterspalt auf einer Seite und die Orientierung zum Innenhof lassen auf die plakative Aussicht im Süden gerne verzichten. Hier wird mit Schränken und Feuerstelle eine bewusste Barriere zum tiefer unten gelegenen Essraum geschaffen.

Eine flache Rampe, die parallel der Hangneigung folgt, führt nach unten. Die nahtlose räumliche Erweiterung des Speiseraums auf die Veranda wirkt südländisch, ja nahezu luxuriös. Die verhältnismäßig hohe Brüstung der Öffnungen wird über die ganze Länge durchgezogen, innen mit Fenstern ausgefüllt, außen luftig gelassen. Der Architekt hat auch dazu die gute Erklärung: „Mir ist der Erlebniswert jedes Ausblickes wichtig. Mit dem Fensterband nach Süden wird die Weite des Rheintales hervorgehoben, das nahegelegene Gewerbegebiet nimmt man dafür kaum wahr.“

Wie werden Material und Farbe eingesetzt? Das Rückgrat des Hauses bildet die dicke Lehmwand. Der warme Farbton des natürlichen Baustoffs findet sich als helles Echo an Decke und Bücherregalen wieder. Auch die Küche passt sich der Farbigkeit an.

Frank Gehry in Vorarlberg

Auffällig ist die Vorliebe für Designerlampen. So hängt über dem Esstisch beispielsweise das zerknüllte Ungetüm von Frank Gehry. Neben einigen weiteren Schmuckstücken wird als Ergänzung indirektes Licht eingesetzt.

Über das skulptural geformte Foyer gelangt man nach unten ins Schlafgeschoß. Trotz teilweise eingebuddelter Hanglage wirken die Räume großzügig geschnitten. Große Fensterflächen, die fast bis zum Boden reichen, machen Bad und Schlafbereich hell und angenehm. Eine Extravaganz findet sich beim Ankleideraum: Eine Glastüre führt in den verspielt intimen Innenhof, der halb im Hang eingegraben ist.

Von Natur aus eben war die Wiese vor Schlafzimmer und Studio. Dies ist daher auch die einzige Stelle, die gemäht wird. Alle anderen Freiflächen blühen urig, ganz natürlich vor sich hin - und bereichern das offene Wohnen mit Lebensqualität und fantastischen Bildern der Landschaft.

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